Gemeinde Löhnberg

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Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege
Gemeinde(n): Löhnberg
Kreis(e): Limburg-Weilburg
Bundesland: Hessen
Koordinate WGS84 50° 30′ 47,24″ N: 8° 16′ 13,42″ O 50,51312°N: 8,2704°O
Koordinate UTM 32.448.270,25 m: 5.595.938,76 m
Koordinate Gauss/Krüger 3.448.324,24 m: 5.597.737,71 m
  • Altar der Löhnberger Schlosskirche (2020)

    Altar der Löhnberger Schlosskirche (2020)

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  • Epitaph in der Löhnberger Schlosskirche (2020)

    Epitaph in der Löhnberger Schlosskirche (2020)

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  • Grabmal aus Lahnmarmor an der Kirchmauer in Löhnberg (2020)

    Grabmal aus Lahnmarmor an der Kirchmauer in Löhnberg (2020)

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  • Laufbrunnen am Kirchhof in Löhnberg (2020)

    Laufbrunnen am Kirchhof in Löhnberg (2020)

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Der Ortsname Löhnberg bezieht sich auf die Laneburg, eine große Ruine auf dem steilen Felsen über der Lahn.

Früher hieß der Ort Heimau. Der an der Einmündung des Kallenbachs und Vöhlerbachs in die Lahn gelegene Ort erhielt 1321 unter diesem Namen die Stadtrechte. Zwei wichtige Handelsstraßen, die Köln-Frankfurter Hohe Straße und die Verbindung von Koblenz nach Thüringen kreuzten sich an dieser Stelle. Auch heute liegt hier ein eng gestauchter Verkehrsknotenpunkt, ebenso wie der Ort über einen Haltepunkt der Lahntalbahn verfügt.

Graf Johann von Nassau-Dillenburg (gestorben 1328) ließ um 1320 die ersten Gebäude der Laneburg errichten. Ort und Burg wurden aber bald an das nahegelegene Weilburg und die dortige Nassauer Adelslinie verpfändet. Der an der Lahn- und Kallenbach-Niederung gelegene Ursprungsort Heimau wurde nach und nach aufgegeben. Die Bewohner zogen an die höhergelegenen Hänge rund um die Burg und das alte Heimau verschwand.

Das einzige erhaltene Bauzeugnis von Heimau ist die Friedhofkapelle Löhnbergs. Sie steht auf den Grundmauern der Heimauer Kirche. In die südliche Außenwand der Kapelle ist ein Gedenkstein von 1671 aus geädertem, grauem Lahnmarmor eingefügt. Vor einer Ecke des Gebäudes steht ein auffälliges Grabdenkmal für eine verstorbene Ehefrau und Mutter. In den Seiten des Quaders sind anrührende Texte eingraviert. Der Stein ist ein hellgrauer Lahnmarmor mit vielen, guterhaltenen Fossilien. Besonders die fein verästelten Korallen aus der Zeit des Devon schmücken den Stein.
Der Ortsmittelpunkt mit Burgruine, Schlosskirche und schönen Fachwerkgehöften lohnt den Aufstieg.

Lahnmarmor in Löhnberg
Die Schlosskirche ist üppig ausgemalt mit einem Deckengemälde im italienischen Stil und Brüstungsmalereien des Weilburger Hofmalers Friedrich Heinrich Seekatz (geboren 1707).
Im Chor, etwas versteckt hinter dem Altar, befindet sich ein Doppelepitaph aus schwarzem Lahnmarmor von 1731. Die große Steinplatte ist aufwändig verziert. Sie zeigt Wappen, Ornamente und Schriftzüge in einem hervorragenden Zustand. Gewidmet ist sie dem Nassauisch-Weilburger Amtmann Johann Kaspar Thamerus (1674-1731) und seiner Ehefrau Susanna Dorothea. Das historische Marmorepitaph bietet sich für einen Vergleich mit Marmorarbeiten neuerer und jüngster Zeit an. Altarplatte und Taufbecken sind ebenfalls aus dunklem Lahnmarmor gearbeitet. Die Altarplatte aus schwarzem, hell geädertem Lahnmarmor – wahrscheinlich aus Schupbach – ruht auf einem hölzernen Sockel. Das ist allerdings von den Sitzplätzen im Kirchenraum nicht zu erkennen, denn die Sockelwände sind mit Marmormalerei so geschickt gestaltet, dass ein Unterschied zur steinernen Altarplatte nicht auffällt. Auch das Taufbecken hat einen Sockel aus Holz. Es ist aus dunkelgrauem Lahnmarmor geschliffen und gefräst und wurde vermutlich Mitte des 20. Jahrhunderts geschaffen.

Auf dem Kirchhof vor der Eingangstür ist ein kleiner Laufbrunnen aufgestellt. Die Seitenwände des Brunnenbeckens zeigen schlichte, schwarze, weiß geäderte Schmuckplatten, die sehr an den hölzernen Altarsockel erinnern. Sie sind aber keine Malerei, sondern echter, schwarzer Lahnmarmor auf Hochglanz poliert. Drei alte Grabsteine aus dem heimischen Kalkstein stehen in der Nähe.

Das vollständig erhaltene Grabmal aus Lahnmarmor an der Kirchenmauer stammt von 1706 und wurde errichtet für Christoph Gabriel Weygangs (1644-1708) und seine Familie. Er wird in der Inschrift als „weilburgischer Ampts Kellner“ vorgestellt. Gemeint ist vermutlich der Kellermeister, denn am Südhang der Laneburg wurden Trauben gezogen und der Löhnberger Rote soll ein ausgezeichneter Tafelwein gewesen sein. In die Umfassungsmauer sind zwei weitere Grabsteine aus dem 18. Jahrhundert eingefügt. Die Jahreszahlen 1744 und 1736 sind noch zu erkennen.

Lahnmarmor in weiteren Ortsteilen
Löhnberg besteht aus vier Ortsteilen: Löhnberg, Niedershausen, Obershausen und Selters. In den beiden Ortschaften im Kallenbachtal Niedershausen und Obershausen ist ebenfalls Lahnmarmor zu finden. In der Kirche von Niedershausen ist der Taufstein aufgestellt, der ursprünglich für die Paulskirche in Frankfurt gedacht war. Der Steinkelch ist aus einem Block Gaudernbacher Marmor gearbeitet. Die wuchtige Altarplatte ist aus schwarzem Lahnmarmor.
In der schön gelegenen alten Pfarrkirche von Obershausen steht ein Altar im neugotischen Stil aus schwarzem Lahnmarmor auf einem Fußboden aus fossilienreichem rosa Villmarer Lahnmarmor (Bongard). Die Kirchen im Kallenbachtal sind nur nach Anmeldung zu besichtigen.

Lahn-Marmor-Route
Dieses Objekt ist Teil der Lahn-Marmor-Route von Wetzlar nach Balduinstein.

(Sibylle Kahnt, Verein Lahn-Marmor-Museum e.V., 2020)

Literatur

Gall, Ernst (Hrsg.) (1982)
Georg Dehio - Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Hessen. München.
Wabel, Willi / Historische Kommission für Nassau (Hrsg.) (2015)
Form, Farbe, Glanz. Lahnmarmor im Barock. Eine umfassende Darstellung der Erschließung und Verbreitung des Lahnmarmors sowie seiner Verwendung für sakrale, memoriale und profane Kunstwerke des 17. und 18. Jahrhunderts. (Beiträge zur Geschichte Nassaus und des Landes Hessens Band 8.) Wiesbaden.

Gemeinde Löhnberg

Schlagwörter
Ort
35792 Löhnberg
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung
Historischer Zeitraum
Beginn vor 1321

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Sibylle Kahnt: „Gemeinde Löhnberg”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-322023 (Abgerufen: 26. April 2024)
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