Der Walramplatz ist städtebaulich in seiner historischen Entwicklung zunächst ein Freiraum im Westen vor der Stadt Jülich. An der Großen Rurstraße, der Hauptverbindungs- und Durchgangsstraße der Stadt gelegen, bestimmt er kurz hinter der Rurbrücke den westlichen Stadteingang. Mit dem Hexenturm als dominantem Objekt zeigt sich die Stadt über seine Fläche hinweg mit einer markanten Schauseite. Im Laufe der Jahre wurde die Fläche verschieden genutzt, durch Blockrandbebauung zu einem rechteckigen städtischen Platz gefasst und so an den historischen Stadtkern angeschlossen, aber auch in der Ausdehnung verändert, vergrößert, denn der westliche Teil war zeitweise bebaut. Während die heutige Bebauung der Platzkanten größtenteils aus der Zeit des Wiederaufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg stammt, weist die nördliche Seite an der Turmstraße in ihrer Gestalt und im westlichen Abschnitt noch Bausubstanz der Zeit um 1900 auf.
Der Name „Walramplatz“ geht auf Graf Walram zurück, der als zweiter Sohn von Graf Wilhelm IV. von Jülich von 1278 bis zu seinem Tod im Jahre 1297 die Grafschaft Jülich regierte. Das Erbe der Grafschaft fiel dann an Walrams jüngeren Bruder Gerhard.
Der Hexenturm ist Teil des Anfang des 14. Jahrhunderts errichteten „Rurtores“, des mittelalterlichen Stadttores im Westen der Stadt, und damit der einzige erhaltene Teil der ehemals drei mittelalterlichen Stadttore. Der Hexenturm ist heute ein Wahrzeichen von Jülich. Das Mauerwerk besteht mit den 1,60 bis 2,30 Meter starken Mauern aus groben Bruchsteinen und weist in der spitzbogigen Durchfahrt in der Steinbearbeitung eine Führung für ein Fallgitter auf, womit der Durchgang geschlossen werden konnte. Das Hexentor wurde über der Römerstraße „Via Belgica“ errichtet. Diese Streckenführung ist bis heute in den Straßenverläufen der Stadt Jülich ablesbar. Zeitweise nutzte das Haupt- und Kriminalgericht des Herzogtums Jülich den Hexenturm als Gefängnis und Folterstätte.
Der Walramplatz, der unmittelbar vor dem Hexenturm und damit außerhalb der mittelalterlichen Ringfestung und innerhalb des Festungsstreifen der Idealstadtanlage liegt, wurde nach der Schleifung der Stadtbefestigung Anfang des 19. Jahrhunderts in späterer Zeit als ein „Platz mit Linden“ beschrieben und wurde als Viehmarkt genutzt, weshalb die Bevölkerung vom Viehmarkt oder auch vom Pferdemarkt sprach. Seit 1902 heißt der Platz „Walramplatz“; 1937 erhielt er eine neue Gestaltung mit einer Blumenrabatte entlang der Großen Rurstraße.
Im Zweiten Weltkrieg wurde der Hexenturm von den Alliierten teilweise zerstört. Besonders schwerwiegende Schäden entstanden am 16. November 1944. Durch die erhaltene Durchfahrt der nach und nach gesicherten Ruine führte nach Kriegsende noch lange Zeit die Enttrümmerungsbahn. Ab 1949 erfolgte bis Mitte der 1960er Jahre der Wiederaufbau des Hexenturms einschließlich der geschweiften Achteckhauben mit Zwiebelbekrönung in der verlorenen Form des 17. Jahrhunderts. Heute sind die Turmspitzen wesentliche Teile der typischen Stadtsilhouette und bekrönen zusammen mit den Kirchturmspitzen den Stadtkörper. Die historische Bausubstanz konnte sichergestellt werden, eine Nutzung der Räumlichkeit war bis dahin jedoch noch nicht gefunden, um 1975 war der Hexenturm dann schließlich Museum.
In den 1950er und 1960er Jahren wurde die Große Rurstraße vom Walramplatz deutlicher abgegrenzt. Nach Erweiterung in Richtung der Herzog-Wilhelm-Straße übernahm der Platz 1952 die Funktion des Kirmesplatzes, da der Marktplatz zu klein geworden war. Jetzt wurde eine Erweiterung in Richtung der Herzog-Wilhelm-Straße durchgeführt. In den 1970er Jahren wurde der Walramplatz als Busbahnhof umgenutzt. Heute ist er PKW-Parkplatz für Anwohner sowie für Gäste der Stadt Jülich.
(Hannah Lanzerath und Katharina Schmitz, Studierende der TH Köln, 2020; inhaltliche und redaktionelle Änderungen: Elke Janßen-Schnabel, LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland, 2020)
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