Die Gebäudeteile sind zweigeschossig, wobei die Traufhöhe der einzelnen Gebäudeteile unterschiedlich ausfällt. Gedeckt sind die Gebäude mit Krüppelwalmdächern, die Gebäudefassaden sind in Weiß gehalten. Im Kern ist der Hof mittelalterlich. Unterhalb des Südostflügels liegt ein romanisches Kellergewölbe (Generaldirektion Kulturelles Erbe 2019, S. 5). Im Hauptgebäude, unmittelbar an der Straße gelegen, ist eine Gaststätte untergebracht.
Geschichte des St. Germanshofs
Zur Blütezeit des Klosters Weißenburg, im ausgehenden 11. Jahrhundert, zählte man bis zu 200 Mönche. Es „wurden in einiger Entfernung des Klosters 4 Wirtschaftshöfe an den 4 nach Weißenburg führenden Straßen angelegt und mit je einer Kapelle ausgestattet.“ Einer dieser vier Höfe war der Sankt Germanshof, den der Weißenburger Abt Samuel (Abt von 1055-1097) um 1055 erbauen ließ. In den folgenden Jahrhunderten wechselte der Hof immer wieder den Besitzer, war zwischenzeitlich verfallen und wurde wiederaufgebaut (Kuhn 1999, 104).
Im Jahr 1657 erwarb Philipp-Theodor Vitzthum von Egersberg (1644-1719) das Gut.
Im 18. Jahrhundert nahmen die Wiedertäufer den Sankt Germanshof in Besitz. Bei den Wiedertäufern handelte es sich um eine aus der Schweiz ausgewiesene Glaubensgemeinschaft mit reformatorischem Gedankengut.
Im Jahre 1815 wurde der Sankt Germanshof „von der franz. Staatsgemeinde Weißenburg losgetrennt und jener von Bobenthalt zugeteilt“ (Kuhn 1999, 103). Abseits des Sankt Germanshofes entstand ein kleines Dorf. Infolge des Grenzverkehrs entstanden um den Hof herum neue Häuser. Mit Unterbrechungen diente der Hof nach 1815 als Grenzstation. „3 große Kriege zwischen den Nachbarvölkern innerhalb von 75 Jahren - 1870/71, 1914-1918 und 1939-1945 - verschoben die Grenzen, je nach der Zugehörigkeit des benachbarten Elsaß […]“ (Kuhn 1999, S. 106).
Bewirtschaftung
Im Jahre 1816 ging der Hof zurück an die Vitzthum von Egersberg. Im Jahre 1859 verkauften diese den St. Germanshof an den Holzhändler Heinrich Schenk. Er begründete am Sankt Germanshof ein Sägewerk und blieb bis 1919 Eigentümer des Hofes. Im Hauptgebäudeteil wurde 1901 die erste Posthilfestelle eröffnet und bereits 1911 wurde hier von Albert Ecker aus Landau ein ‚Wein- und Bierrestaurant‘ betrieben. Die Gaststätte und die Anbauten wurden 1958 von Eduard Schoof und seiner Ehefrau erworben. Aloys Höhl erwarb 1959 das Sägewerk. Sein Sohn stellte dort u. a. Parkettböden her (Kuhn 1999, S. 106).
Grenzverschiebungen und -ereignisse
Im Jahr 1871, nach dem deutsch-französischen Krieg, verschwand die Zollstation am Germanshof. Nach dem ersten Weltkrieg, im Jahr 1918, wurde sie wiedererrichtet. „Die kaum kontrollierbare ‚grüne Grenze' trug dazu bei, dass der Grenzübertritt weiterhin kein großes Problem darstellte. Zur Zeit des Deutschen Reiches, vor allem unter der Diktatur der Nationalsozialisten, dienten die Zollhäuser der Unterbringung der Zollbeamten mit ihren Familien. Dadurch stieg die Anwohnerzahl ständig an.“ (Kuhn 1999, S. 106)
Durch die Grenzverschiebungen war der Eigentümer des Gutshofes, seit 1936 Ernst Bourquin, am meisten betroffen. 1939 musste er mit den restlichen Bewohnern den Hof verlassen, da die Rote Zone (eine erweiterte Grenzzone in der niemand leben durfte) evakuiert wurde. Fast drei Jahre später kehrt er mit seiner Familie zurück und musste seine Wirtschaft mit Hilfe seiner Familie wiederaufbauen. Bis 1979 bewirtschaftete er den Hof weiter, nachdem er das Angebot, während der Besatzungszeit Franzose zu werden, abgelehnt hatte. Danach ging der Hof in den Besitz seines Sohnes Gerhard H. Bourquin über.
Zwei Ereignisse der jüngeren Vergangenheit machten den St. Germanshof europaweit bekannt: Am 23. April 1949 wurde St. Germanshof an Frankreich übergeben. Dies geschah unter anderem deshalb, „um der Stadt Weißenburg die Quellen ihrer Wasserleitung zu sichern“ (Kuhn 1999, S. 106). Der ehemalige Gutshof wurde mit französischer Währung und mit Lebensmittelkarten ausgestattet. Durch die Vorlage eines Schriftstückes der internationalen Grenzkommission in London, welches man unterschreiben sollte, wurde man skeptisch und so kam es, dass der Sankt Germanshof am 9. September 1949 wieder als zu Deutschland zugehörig deklariert wurde.
Noch bekannter wurde St. Germanshof aufgrund der Ereignisse in unmittelbarer Nähe im August 1950. Damals fand der Studentensturm auf die Grenzübergangsstelle Germanshof/Weiler statt.
Die, aus Sicht der Ortsgemeinde Bobenthal, „abschüssige Lage“ des Sankt Germanshofes brachte für die Gemeindeverwaltung einige Probleme mit sich: So war der Hof lange Zeit nicht an die Strom- und Wasserversorgung der Gemeinde angeschlossen, weshalb seitens der Gemeinde Investitionen getätigt werden mussten, um den Sankt Germanshof 1936 an die Wasserversorgung und 1958 an die Stromversorgung anzuschließen. Die zum Sankt Germanshof gehörenden Waldungen wirkten sich auf den Forstetat der Gemeinde jedoch positiv aus.
Der Sankt Germanshof in Bobenthal wird im Nachrichtlichen Verzeichnis der Kulturdenkmäler Kreis Südwestpfalz (Stand 2019) wie folgt geführt: „Sankt Germanshof südöstlich des Ortes
großer Vierseithof, im Kern mittelalterlich, unter dem Südostflügel romanischer Keller“.
(Laura Hans, Universität Koblenz-Landau, 2019)
Internet
lilo-hagen.de: Ein kleines Dorf als Spielball der Nationen (abgerufen 20.11.2019)