Architektur
Das Rathaus ist ein zweigeschossiger Putzbau aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts, mit mächtigem Krüppelwalmdach über nahezu quadratischem Grundriss und jeweils einem Anbau an den beiden Giebelseiten. Einen Blickfang bildet die 1724 errichtete zweiläufige Freitreppe mit Balustergeländer und Portalvorbau. Der südliche Anbau stammt aus dem 18. Jahrhundert und ist ebenfalls mit einem Krüppelwalm überdacht.
Über dem Eingang des Hauptgebäudes erhebt sich auf zwei toskanischen Säulen ein Fachwerkaufsatz mit welscher Haube. Die Brüstung zeigt das Deidesheimer Stadtwappen und die Jahreszahl 1821. Franz Eberhard von Buhl (1867-1921) schenkte der Stadt 1910 ein Gestühl mit den Wappen von Österreich, Kastilien und Burgund sowie einen Tisch aus der gleichen Epoche.
Auf Anregung des Kunsthistorikers Ernst von Bassermann-Jordan (1876-1932), dem Bruder des Ludwig von Bassermann-Jordan (1896-1914, Bürgermeister in Deidesheim von 1905-1914), wurde der Ratssaal durch Künstler aus München im Stil der Renaissance zu einem repräsentativen Raum gestaltet. Die Wappenglasfenster im Saal zeigen die Wappen der ortsansässigen Adelsfamilien sowie einmalig erhaltene eingearbeitete Glasmalereien aus dem 15. und 16. Jahrhundert. Im Ratssaal finden heute noch die Sitzungen des Stadtrats statt. In den Räumlichkeiten wurde durch die Geschenke Deidesheimer Familien ein kleines Museum zur Geschichte der Stadt eingerichtet. Es befasst sich auch mit der Thematik des Kulturguts Wein. Es werden die vielfältigen Verflechtungen von Mensch und Wein in nahezu allen Bereichen des alltäglichen Lebens, wie Religion, Gesundheit, Wissenschaft, Wirtschaft und Politik dargestellt.
Geschichte
Ein Rathaus, wohl an gleicher Stelle, wird als Ort der Huldigung an den Füstbischof Johannes von Venningen (1458-1478 Bischof von Basel), erstmals 1459 erwähnt. Wie die Jahreszahl und das Wappen des Fürstbischofs Philipp von Flersheim (1481-1552, Fürstbischof von Speyer ab 1529), im Schlussstein der nördlichen Bogenöffnung mitteilen, fand damals ein Umbau des Rathauses statt. Das Untergeschoss erhielt eine Halle, die sich nach Süden in einem, nach Osten aber in drei Bögen öffnet(e), in denen Markt und Gericht gehalten wurde. Beim Wiederaufbau nach der Stadtzerstörung während des Pfälzischen Erbfolgekrieges (1688-1697) am 26. September 1689, erhielt das Rathaus zu Beginn des Jahrhunderts sein heutiges Aussehen. 1912 wurde der Ratssaal in Formen der Renaissance neu gestaltet und 1986 wurde im Rathaus das Museum für Weinkultur eröffnet.
Das Historische Rathaus Deidesheim wird im Nachrichtlichen Verzeichnis der Kulturdenkmäler im Landkreis Bad Dürkheim (Stand 2017) geführt. Der Eintrag lautet: „Marktplatz 9 ehem. Rathaus, Krüppelwalmdachbau, 2. Viertel 16. Jh., Erneuerung 1709; Erdgeschoss mit ehem. geöffnetem Saal, bez. 1532, Freitreppe und Portalvorbau, bez. 1724, Stadtwappen bez. 1821; Anbau mit Krüppelwalmdach, südlich Bau des 18. Jh.“.
(Friederike Viktoria Braun, Universität Koblenz- Landau, 2019 / Mit freundlichen Hinweisen von Berthold Schnabel)
Internet
www.deutsche-biographie.de: Bassermann-Jordan, Ludwig (abgerufen 24.01.2020)
www.deutsche-biographie.de: Bassermann-Jordan, Ernst (abgerufen 24.01.2020)
rpb.lbz-rlp.de: Bassermann-Jordan, Ernst von / 1876-1932 (abgerufen 24.01.2020)
rpb.lbz-rlp.de: Bassermann-Jordan, Ludwig / 1869-1914 (abgerufen 24.01.2020)