Die von 1938 bis 1990 genutzte Radrennbahn Hürth wurde lange Zeit als die „schönste deutsche Sommerbahn“ bezeichnet.
Die erst 1930 um den Hürther Sportplatz an der Burbacher Straße herum als Naturbelag-Bahn angelegte erste Radrennbahn in Hürth musste bereits 1937/38 zugunsten des Braunkohleabbaus in der Region weichen. Man tauschte man das Gelände der bestehenden Sportanlagen kurzerhand gegen ein nur etwa 900 Meter entferntes und bereits ausgekohltes Areal südlich der heutigen Straße Theresienhöhe ein, wo ab etwa 1937 die neuen Hürther Sportanlagen enstanden. Von den in den Gründerjahren der Anlage bestehenden sechs (!) örtlichen Radsportvereinen bestehen drei bis heute: die Radsportgesellschaft 1919 Hürth, Morgenstern im Ortsteil Berrenrath und Schwalbe in Gleuel (inzwischen Teil des Kölner RCD Schmitter Gleuel).
Auf der neu erbauten und 1938 eingeweihten Sportanlage mit dem Fußballstadion Hürth und weiteren Sport- und Tennisplätzen wurde eine 250 Meter lange Freiluft-Radrennbahn erbaut. Auf der nun betonierten Bahn konnten auch die seinerzeit sehr populären Steherrennen ausgetragen werden, bei denen der Radrennfahrer (der Steher) im Windschatten hinter einem Motorrad (dem Schrittmacher) fährt und Dauergeschwindigkeiten von rund 65 km/h und Spitzen von 100 km/h erreicht werden können. Neben Radrennen fanden hier auch Boxveranstaltungen statt. „Nach dem Krieg war die Hürther Bahn eine der wenigen intakten Radrennbahnen im Rheinland und deshalb ein Magnet, der Publikum von weither anzog. Nachdem geringe Kriegsschäden beseitigt waren, konnte 1946 das erste öffentliche Bahnrennen der Nachkriegszeit durchgeführt werden.“ (de.wikipedia.org, Radrennbahn Hürth). Ausgetragen wurden auf der Hürther Bahn u.a. die Zonenmeisterschaft der drei westlichen Besatzungszonen (die so genannte „Trizone“) 1947, Bahn-Länderkämpfe gegen Großbritannien, Belgien, Niederlande und Österreich, verschiedene Meisterschaften im Bahnradsport sowie der Große Steher-Industriepreis. Als berühmtester Sohn der Radrennbahn Hürth gilt der in Efferen geborne sechsmalige deutsche Stehermeister und Steher-Amateurweltmeister von 1974 Johannes „Jean“ Breuer (*1938).
Nach zahlreichen Stürzen in Rennen, die auf den schlechten Zustand der Bahn zurückzuführen waren, wurde diese 1968 vornehmlich in Eigenleistung der lokalen Radsportvereinen renoviert. Hierbei wurden auch Flutlichtmasten installiert, so dass die Bahn seitdem auch abends benutzt werden konnte. Die letzte größere Veranstaltung war 1990 das Internationale Steherchampionat mit Fahrern aus Belgien, den Niederlanden, Frankreich und Deutschland.
Im Verlauf der letzten Jahre notwendig gewordene Restaurierungen waren nicht mehr finanzierbar, so dass die Bahn stillgelegt wurde. Seitdem wird der Raseninnenplatz von anderen Sportvereinen genutzt. Für die Radrennbahn in Hürth existierte zwar ein denkmalpflegerisches Gutachten, zu einer Unterschutzstellung der Anlage kam es aber nicht (Mergen 2023, S. 213). Im städtischen Sportstättenverzeichnis wird die Bahn nicht eigens geführt (www.huerth.de). Die Radrennbahn wurde 2018 aus Sicherheitsgründen mit Bauzäunen abgesperrt. Die baufällige Anlage soll nun bis 2023 mit Hilfe von Fördergeldern für andere Sport- und Freizeitaktivitäten umgebaut werden. Dabei ist vorgesehen, „die Topographie der Anlage zu erhalten, die etwa 2.600 Quadratmeter große Asphaltfläche zu entsiegeln, zu begrünen und über eine Rampe zu erschließen. Entstehen soll eine Kletterlandschaft mit Boulderfelsen, Kletternetzen, Trampolin und Rutsche. Darüber hinaus ist eine Veranstaltungsfläche für Kulturelles möglich. Die Gesamtkosten belaufen sich auf rund 2,8 Millionen Euro.“ (www.huerth.de, Pressemeldung 2021)
Handbuch der Historischen Stätten Nordrhein-Westfalen. (HbHistSt NRW, Kröners Taschenausgabe, Band 273.) S. 497ff., Stuttgart (3. völlig neu bearbeitete Auflage).
Mergen, Jost (2023)
Ovale in der Landschaft - vergessene Radrennbahnen als archäologisches Kulturerbe? In: Archäologie im Rheinland 2022, S. 211-215. Oppenheim.
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