Im November 1755 erteilte Kurfürst Karl Theodor von der Pfalz (1724-1799) seinem Oberbaudirektor Nicolas de Pigage (1723-1796) den Auftrag zur Planung und Ausführung von Schloss und Park Benrath. Nach dem Wunsch des Bauherrn sollte ein Sommersitz für gelegentliche Aufenthalte entstehen. Den Anstoß für die Wahl des Geländes, etwa fünfzehn Kilometer vom Stadtschloss in Düsseldorf entfernt, der Hauptstadt des Territoriums Jülich-Berg, dessen Landesherr Carl Theodor zu dieser Zeit war, gab wohl der bereits vorhandene Jagdwald. Das dortige Alte Schloss aus der Mitte des 17. Jahrhunderts hingegen war so schadhaft, dass man es abreißen wollte. Schloss Benrath sollte das Jagd- und Lustschloss des Kurfürstenpaares werden, die Einbindung der Gebäude in eine weitläufige Parkanlage war damit für den Architekten Programm.
Nicolas de Pigage stammte aus Lunéville in Lothringen und stand seit 1749 in den Diensten von Kurfürst Carl Theodor. Für Schloss Benrath wählte er den französischen Bautypus einer Maison de Plaisance (Haus der Heiterkeit), der sich in der Mitte des 17. Jahrhunderts in der Ile-de-France für Landhäuser des Adels herausgebildet hatte. Damals wurden erstmals statt geschlossener Dreiflügelanlagen voneinander isolierte Baukörper entworfen, die durch ihre Positionierung einen Zusammenklang bildeten. Das Benrather Schloss wurde ab 1756 im nördlichen Teil des etwa 61 Hektar großen Geländes errichtet. Es besteht aus einem Corps de Logis (Hauptgebäude), das den Mittelpunkt der Anlage bildet und an dem auch alle Hauptachsen des Parks ihren Anfang nehmen. Die beiden Kavaliersflügel sind ebenfalls eigenständige Gebäude und haben jeweils einen dreieckigen Grundriss, wobei die Grundseiten dieser Dreiecke konkav geschwungen sind. Sie wurden so um den Schlossweiher angeordnet, dass sie Viertelkreise beschreiben. An sie schließen sich östlich und westlich Torhäuser an, womit das Gebäudeensemble also insgesamt fünf Pavillons umfasst. Das Corps de Logis ist in seiner Grundfläche zwar kleiner als die Kavaliersbauten, es ruht jedoch erhöht auf einer Terrasse und ist durch seine zentrale Positionierung deutlich hervorgehoben. Vom Ortskern aus bietet sich ein weiter Blick über die Wasserfläche des Schlossweihers zur Maison de Plaisance – sämtliche Gebäude sind gleichzeitig zu sehen und entfalten eine repräsentative Wirkung.
Die Situation südlich des Schlosses stellt sich hingegen vollkommen anders dar: Gerade Achsen durchziehen das Gelände und trennen die unterschiedlich gestalteten Gartenräume voneinander. Die auf das Hauptgebäude zuführende Nord-Süd-Achse wird von einem 470 Meter langen, rechteckigen Wasserbecken dominiert, dem sogenannten Spiegelweiher, der einem Kanal gleicht. Durch den dichten Baumbewuchs östlich und westlich gelangt ausschließlich das Corps de Logis ins Blickfeld – das Jagdschloss mutet aus dieser Perspektive wie ein einzelner Gartenpavillon an.
Das Hauptgebäude (Corps de Logis) ist mit seiner originalen Ausstattung des 18. Jahrhunderts zu besichtigen. Im Westflügel des Benrather Schlosses befindet sich ein Naturkundemuseum, im Ostflügel präsentiert das Museum für Europäische Gartenkunst die Geschichte dieser Kunstform von der Antike bis zur Gegenwart. Vom Alten Wasserschloss ist ein Flügel erhalten geblieben, die sogenannte Orangerie.
Baudenkmal Das Objekt Schloss Benrath mit Schlosspark ist ein eingetragenes Baudenkmal (LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland, Nr. 50113 / Denkmalliste der Stadt Düsseldorf, laufende Nr. 1495).
(Kerstin Walter, LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland, 2014)
Literatur
Stadtmuseum Düsseldorf (Hrsg.) (1996)
Nicolas Pigage 1723-1796. Architekt des Kurfürsten Carl Theodor (Katalog zur Ausstellung in Schloss Benrath vom 1. September bis 3. November 1996). Köln.
Uerscheln, Gabriele (2007)
Schloss und Park Benrath. Dössel.
Uerscheln, Gabriele (2005)
Museum für Europäische Gartenkunst. Stiftung Schloss und Park Benrath. Ostfildern.
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