In dem zweieinhalbgeschossigen Haus mit der ockerfarbenen Fassade und den rötlich gerahmten Fenstern in der Hartmannstraße 5 begann im frühen 19. Jahrhundert die Geschichte der Gebrüder Anton und Franz Ullrich. Sie fand ihren Höhepunkt in der Entwicklung des Klappmeters (Zollstocks), der aus der weltweiten Bau- und Industriegeschichte nicht mehr wegzudenken ist.
Baubeschreibung Das Anwesen umfasst einen Innenhof und gliedert sich in zwei Bauteile. Diese sind mit einer Hofüberbauung miteinander verbunden (im Lageplan aus dem Jahre 1839 ist noch keine Überbauung erkennbar). Das Haupthaus, heute Wohnhaus mit Verkaufsstelle einer Bäckerei im Erdgeschoss, zeigt eine typische Fassade des Klassizismus und hat ein Satteldach. Die Vorderseite weist im Erdgeschoss vier Fenster auf, im Obergeschoss befindet sich ein Fensterpaar (Zwillingsfenster). Auffallend sind die stark stilisierten Fenstergewände mit (schrägen, kannelierten Einschnitten). Die Fensterbänke (Sohlbänke) kragen ebenso wie die Verdachung aus der Fassade leicht aus. Unter der Dachspitze ist ein Rundfenster (Occulus) mit einer kunstvoll gestalteten Rahmung zu sehen.
Der zweite Bauteil (nach Osten) war möglicherweise die ehemalige Werkstatt der Firma Ullrich, der im Katasterplan von 1839 allerdings als Wohngebäude klassifiziert ist. Heute befindet sich darin ein Teil der Backstube. In der Vorderseite sind lediglich zwei Fenster eingelassen. Nach oben wird der Baukörper mit einer für die Bauepoche typischen Ballustrade abgeschlossen. Das Gebäude ist mit Ecksäulen aus Sandstein gefasst.
Die Familie Ullrich kommt nach Maikammer Im Jahr 1818 heiratet der 1793 geborene und aus Diedesfeld stammende Schneider, Leonhard Ullrich, die aus Maikammer stammende Regina Damm (1789-1865. Leonhard Ullrich bezieht mit seiner Frau das Haus der Schwiegereltern in der damals Habergasse genannten heutigen Hartmannstraße Nr. 5. Aus der Ehe gehen sieben Kinder hervor, von denen nur drei die Kindheit überleben. Zwei von ihnen waren der im Jahr 1826 geborene Anton Ullrich und der im Jahr 1830 geborene Franz Ullrich. Das von den beiden wohl in der Hartmannstraße 5 erfundene Scharniergelenk für den Klappmeter revolutionierte dessen Gebrauch und machte nicht nur die Familie, sondern auch die Gemeinde berühmt.
Denkmalzone Das Anwesen gehört zur Denkmalzone im Ortskern. Der Eintrag im Nachrichtlichen Verzeichnis der Kulturdenkmäler im Landkreis Südliche Weinstraße lautet: „Ortskern Erbgasse 1, Friedhofstraße 2, 34, Hartmannstraße 1-7 (ungerade Nrn.), 2-18 (gerade Nrn.), Kirchstraße 1, 3, Marktstraße 1-9 (ungerade Nrn.), 2-22 (gerade Nrn.), St. Martiner Straße 1-9, Weinstraße Nord 1-21, 25, 27, 33-39 (ungerade Nrn.), 2-12, 18-32 (gerade Nrn.), Weinstraße Süd 1-23 (ungerade Nrn.), 2-38 (gerade Nrn.) (Denkmalzone) weitgehend geschlossene Bebauung mit Winzeranwesen seit dem 16. Jh.; straßenbildprägend wirken die zahlreichen Torbögen“
(Markus Hener, Club Sellemols (Historienfreunde Maikammer-Alsterweiler), 2019)
Internet www.club-sellemols.de: Die Fabrik der Gebrüder Franz und Anton Ullrich (abgerufen 18.10.2019)
Literatur
Berthold, Franz (1990)
Die Ullrich'schen Werke. Ein Beitrag zur Industriegeschichte der Pfalz. Annweiler.
Schäfer, Günter; Stöckl, Martina (2015)
Ortsfamilienbuch Maikammer-Alsterweiler. Band 1 und Band 2 (OFB 2015). Neustadt an der Weinstraße.
Wittmer, Richard (2000)
Die Flur von Maikammer-Alsterweiler: Ihre Namen und steinernen Zeugen in Geschichte und Geschichten. Maikammer.
Wohn- und Geschäftshaus Hartmannstraße 5 in Maikammer
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