Katholische Pfarrkirche Sankt Margareta in Neunkirchen

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Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Denkmalpflege
Gemeinde(n): Neunkirchen-Seelscheid
Kreis(e): Rhein-Sieg-Kreis
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 50° 50′ 28,09″ N: 7° 20′ 6,29″ O 50,84114°N: 7,33508°O
Koordinate UTM 32.382.778,16 m: 5.633.479,68 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.594.081,02 m: 5.634.823,65 m
  • Katholische Pfarrkirche St. Margareta, Neunkirchen  (2014)

    Katholische Pfarrkirche St. Margareta, Neunkirchen (2014)

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  • Katholische Pfarrkirche St. Margareta, Neunkirchen. Ansichtskarte um 1926 mit Innenansicht des neugotischen Erweiterungsbaus und festlich geschmücktem Altar der nördlichen Apsis

    Katholische Pfarrkirche St. Margareta, Neunkirchen. Ansichtskarte um 1926 mit Innenansicht des neugotischen Erweiterungsbaus und festlich geschmücktem Altar der nördlichen Apsis

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  • Katholische Pfarrkirche St. Margareta, Neunkirchen. Detail der Nischenmalereien – Apostelkollegium links der Majestas Domini (2019)

    Katholische Pfarrkirche St. Margareta, Neunkirchen. Detail der Nischenmalereien – Apostelkollegium links der Majestas Domini (2019)

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  • Katholische Pfarrkirche St. Margareta, Neunkirchen kurz nach 1900

    Katholische Pfarrkirche St. Margareta, Neunkirchen kurz nach 1900

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  • Katholische Pfarrkirche St. Margareta, Neunkirchen 1913

    Katholische Pfarrkirche St. Margareta, Neunkirchen 1913

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  • Katholische Pfarrkirche St. Margareta, Neunkirchen. Blick von Westen in den romanischen Chor von St. Margareta (2014)

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  • Katholische Pfarrkirche St. Margareta, Neunkirchen. Die Kuppelmalereien - Anbetung des Lammes durch die 24 Ältesten (2014)

    Katholische Pfarrkirche St. Margareta, Neunkirchen. Die Kuppelmalereien - Anbetung des Lammes durch die 24 Ältesten (2014)

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  • Katholische Pfarrkirche St. Margareta, Neunkirchen. Detail der Kuppelmalereien – apokalyptisches Lamm (2014)

    Katholische Pfarrkirche St. Margareta, Neunkirchen. Detail der Kuppelmalereien – apokalyptisches Lamm (2014)

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  • Katholische Pfarrkirche St. Margareta, Neunkirchen. Detail der Kuppelmalereien – Cherubim und Älteste (2019)

    Katholische Pfarrkirche St. Margareta, Neunkirchen. Detail der Kuppelmalereien – Cherubim und Älteste (2019)

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  • Katholische Pfarrkirche St. Margareta, Neunkirchen. Die Kuppelmalereien – Skizze der radialen Anordnung der Motive

    Katholische Pfarrkirche St. Margareta, Neunkirchen. Die Kuppelmalereien – Skizze der radialen Anordnung der Motive

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  • Katholische Pfarrkirche St. Margareta, Neunkirchen. Die Malereien in der südlichen Seitennische – Majestas Domini im Himmlischen Jerusalem (2014).

    Katholische Pfarrkirche St. Margareta, Neunkirchen. Die Malereien in der südlichen Seitennische – Majestas Domini im Himmlischen Jerusalem (2014).

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  • Katholische Pfarrkirche St. Margareta, Neunkirchen. Detail der Nischenmalereien – Engelchor rechts der Majestas Domini (2019)

    Katholische Pfarrkirche St. Margareta, Neunkirchen. Detail der Nischenmalereien – Engelchor rechts der Majestas Domini (2019)

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Die römisch-katholische Pfarrkirche St. Margareta in der Gemeinde Neunkirchen-Seelscheid (Ortsteil Neunkirchen) besteht aus einer romanischen, ehemals dreischiffigen Pfeilerbasilika, die von West nach Ost verläuft, und einem neugotischen Erweiterungsbau von 1913/15, der nach Norden hin ausgerichtet ist. Einzigartig und nur noch in Resten erhalten sind die apokalyptischen Wand- und Gewölbemalereien aus der Mitte des 12. Jahrhunderts im romanischen Chor von St. Margareta.

Name und Lage
Geschichte des Kirchspiels Neunkirchen
Baugeschichte des romanischen Teils
Choranlage
Langhaus
Westturm
Der neugotische Erweiterungsbau
Die apokalyptischen Wand- und Gewölbemalereien
Funktion der romanischen Choranlage als Memorialkapelle
Hinweise, Internet, Literatur

Name und Lage
Der Name „Newkirchen“ erscheint erstmals in einer Stiftung Erzbischof Brunos von Köln (953-965), der laut den Kölner Geschichtsschreibern Gelenius dem von ihm gegründeten Kölner Stift St. Andreas den Zehnt von Neunkirchen vermachte. Demnach bestand schon um die Mitte des 10. Jahrhunderts eine Pfarrkirche in Neunkirchen.
Das heutige denkmalgeschützte Gebäude steht auf einem von einer Mauer umgebenen aufgelassenen Friedhof mit Grabsteinen aus dem 17. und 18. Jahrhundert.

Geschichte des Kirchspiels Neunkirchen
Die erste urkundliche Erwähnung des Kirchspiels Neunkirchen datiert aus dem Jahre 1178, als der in Naturalien zu entrichtende Zehnt an das Kölner Andreasstift in eine jährliche Geldrente umgewandelt wurde. Die betreffende vom Stiftskapitel und von Propst Wezelinus (1169-1181) gesiegelte Urkunde stammt aus dem Pfarrarchiv von St. Margareta. Bis 1550 besaß das Andreasstift das Recht zur Besetzung der Pfarrstelle, nach 1566 der Herzog von Jülich-Berg, der im Jahre 1502 drei Wochenmessen auf den Liebfrauenaltar von St. Margareta stiftete, für die er dem Zelebranten (Altarpriester) das „Glockamt“ (Glöcknerdienst) in Verbindung mit dem Offermannsdienst (Küsterdienst) übertrug.
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Baugeschichte des romanischen Teils
Aufgrund des heterogenen Erscheinungsbildes des romanischen Gebäudekomplexes mit Baufugen zwischen Westturm, Langhaus und Ostchor sowie der nicht in einer Flucht liegenden Ost-West-Achse sind verschiedene Bauphasen anzunehmen. Da Grabungsbefunde jedoch nicht vorliegen, ist eine verlässliche Datierung der einzelnen Bauteile nicht möglich. Dies betrifft insbesondere die Choranlage, die als „Keimzelle“ des romanischen Teils angesehen werden kann.

Choranlage
Die romanische Choranlage bestand ursprünglich aus einem reduzierten Dreikonchenchor mit flacher Hängekuppel über quer rechteckigem Chorjoch, Querkonchen im Norden und Süden als Muldennischen in Mauerstärke und halbrunder Ostapsis. Das durch vier Pfeiler eingefasste Chorquadrat besitzt den Charakter eines Zentralbaus, der durch das auf Gurtbögen ruhende Kuppelgewölbe und die apokalyptischen Wandmalereien verstärkt wird. Über dem Gewölbe zeichnet sich an der östlichen Giebelwand des Chorquadrats die Dachlinie der ursprünglichen Apsis ab, während sich südlich darüber ein Kreisfenster befindet, sodass als äußerer Abschluss über dem Kuppelgewölbe ein niedriges Satteldach angenommen werden kann.
Um 1240 wurde der romanische Chor erweitert, indem die östliche Halbkreisapsis durch ein zweites Chorjoch mit dreiseitigem Schluss und die nördliche Konche durch einen rechteckigen Anbau ersetzt wurde. Diese spätromanische Erweiterung weist im Chorjoch ein Kreuzgratgewölbe und in der östlichen Apsis ein Dreikappengewölbe auf, das auf vier von der ursprünglichen Apsis wiederverwendeten Säulen ruht, die mit eckzierlosen Basen und Doppelschildkapitellen versehen und auf hohen Sockelpfeilern platziert sind. Die Gewölbefelder der spätromanischen Chorerweiterung sind flächenfüllend mit spätgotischem Diestelrankenwerk ausgeschmückt, das auf die ursprüngliche Ausmalung des östlichen Schildbogens übergreift. Während das romanische Chorgeviert außen ungegliedert ist, weist die südliche Wand und die dreiseitige Apsis der spätromanischen Erweiterung Lisenen (schwach vortretende, senkrechte Mauervorlagen) und Rundbogenfriese auf, die sich an der Ostseite des nördlichen Anbaus fortsetzen.

Langhaus
Die auffallende Breite des Mittelschiffs, die Unregelmäßigkeiten der südlichen Arkadenreihe und die unterschiedliche Breite der Seitenschiffe deuten auf einen einschiffigen Vorgängerbau des 11. Jahrhunderts hin, der sich westlich an den Dreikonchenchor anschloss. Das Langhaus wurde im 12. Jahrhundert durch den Anbau von zwei Seitenschiffen im Norden und Süden erweitert. An der Ostwand des Mittelschiffes sind über dem Triumphbogen die beiden Kreisfenster des ursprünglichen Saalbaus noch erhalten. Über den fünf Bögen der Arkadenreihe befinden sich auf der südlichen Mittelschiffwand sechs Rundbogenfenster, von denen nach der neugotischen Erweiterung auf der Nordseite nur noch das westliche und östliche erhalten sind. An der Südseite des romanischen Chorjochs wurde im 18. Jahrhundert in Verlängerung des südlichen Seitenschiffes eine Sakristei mit niedrigem Pultdach angebaut. Das Langhaus ist in allen Schiffen flach gedeckt, nur am östlichen Ende des südlichen Seitenschiffes befindet sich über dem Seitenaltar ein Kreuzgewölbe.
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Westturm
Der ungegliederte Unterbau des fünfgeschossigen Westturms stammt im Kern noch von einem Vorgängerbau des 11. Jahrhunderts. Das breite rundbogige Westportal ist dreifach getreppt mit eingestelltem Säulenpaar und Würfelkapitellen. Die drei gegenüber dem Unterbau eingerückten Obergeschosse gehören dem 12. Jahrhundert an und weisen vertikal verlaufende Lisenen sowie Rundbogenfriese auf, welche die Geschosse voneinander abheben. Das fünfte Geschoss ist in drei Felder mit jeweils rundbogigem Zwillingsfenster gegliedert, das aus Mittelsäulen mit Würfelkapitellen unterteilt ist. Nach einem Kirchturmbrand von 1738 erhielt der Turm eine hohe, achtseitig geknickte Schieferpyramide. Im Erdgeschoss und im ersten Obergeschoss befindet sich jeweils ein kreuzgratgewölbter Raum, der sich im Rundbogen zum Mittelschiff hin öffnet. Zwei tonnengewölbte Treppen mit nördlichem und südlichem Zugang in der Laibung des unteren Bogens führen zur Westempore im ersten Obergeschoss. Eine rechteckige Altarnische im südlichen Rundbogen des Obergeschosses weist auf dessen ehemalige Nutzung als Kapellenraum hin.
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Der neugotische Erweiterungsbau
Von 1913 bis 1915 wurde nach den Plänen des Bonner Architekten Jakob Stumpf (1874-nach 1935) an die romanische Kirche ein neugotischer und sich von Süd nach Nord erstreckender Querbau angefügt. Dabei wurde das nördliche Seitenschiff des romanischen Langhauses abgebrochen und der romanische Nordchor zur Eingangshalle umfunktioniert. Die bei der Errichtung des Erweiterungsbaus beseitigte nördliche Arkadenreihe wurde bei der Instandsetzung des romanischen Altbaus 1952/53 rekonstruiert. Der neugotische Chor in der nördlichen Apsis ist mit einem Walmdach versehen. Unter dem Hauptgesims der Apsis verläuft ein spitzbogiger Fries, während das gesamte Innere als lichte und querrechteckige Halle bestimmt ist. Auf den vier schlanken achteckigen Säulen der Vierung ruht ein Sternengewölbe. Von den Säulen geht auch das Kreuzrippengewölbe ab, das an den Wänden auf Konsolen ruht. Den südlichen Säulen schließen sich gegen das Mittelschiff die von zusätzlichen Säulen getragenen Emporen an, zwischen denen die Empore mit der neuen Orgel platziert ist.

Die apokalyptischen Wand- und Gewölbemalereien
Die um die Mitte des 12. Jahrhunderts entstandenen Wand- und Gewölbemalereien wurden 1952/53 bei Instandsetzungsarbeiten in der romanischen Choranlage entdeckt und freigelegt. 1954 wurden die Malereien zum Zwecke des Zusammenziehens fleckig wirkender Farbreste mit einer Ockerlasur ergänzt. Nachdem sich die Malschicht zum Teil blasig vom Untergrund löste und zum Abblättern neigte, wurden 1959 die ergänzenden Lasuren im Sinne einer sachlichen, nichts beschönigenden Konservierung wieder entfernt. 1962 wurden anlässlich des Berichts zu dieser „Entrestaurierung“ die Wand- und Gewölbemalereien im Jahrbuch der Rheinischen Denkmalpflege erstmals genauer beschrieben und kunsthistorisch eingeordnet. So handelt es sich bei den Malereien um Darstellungen zur Geheimen Offenbarung des Johannes, und zwar um die Anbetung des Lammes durch die vierundzwanzig Ältesten in der Hängekuppel über dem Chorquadrat, um die vier apokalyptischen Reiter in den Zwickeln der Kuppel sowie um die Erscheinung der Majestas Domini (die „Herrlichkeit des Herrn“) im Himmlischen Jerusalem bzw. zum Jüngsten Gericht in der südlichen Seitennische. Da die romanische Choranlage zum Zeitpunkt ihrer Ausmalung wahrscheinlich aus einem kreuzförmigen Dreikonchenchor bestand, nämlich einem überkuppelten Zentralraum mit einer nördlich und südlich anschließenden Nische sowie einer runden Ostapsis, ist ein einheitliches Malprogramm anzunehmen, das nur fragmentarisch überliefert ist. So befand sich in der abgebrochenen nördlichen Konche (in Entsprechung zur südlichen Seitennische) vermutlich die Illustration einer weiteren Majestas Domini und in der ursprünglichen Ostapsis die Wiedergabe der Auferstehung Christi.
Dabei hat die apokalyptische Malerei über dem Chorquadrat ikonographisch ihr Vorbild im karolingischen Kuppelmosaik der Aachener Pfalzkapelle, das ursprünglich ebenfalls die Anbetung des Lammes durch die vierundzwanzig Ältesten zeigte.
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Bei einer abermaligen Restaurierung der Malereien zur Bestandssicherung 1996/97 wurden bislang noch unbekannte Einzelheiten der apokalyptischen Illustrationen entdeckt, so vor allem die vier Evangelistensymbole im Süden und Norden zwischen den Kuppelzwickeln, die sieben Augen und Hörner des apokalyptischen Lammes und der Zirkelpunkt in der Mitte der Kuppel, von dem aus die Radien für die kreisförmige Anordnung der Motive gezogen wurden. Eine Besonderheit der Kuppelmalereien ist die Verknüpfung des apokalyptischen Lammes gemäß der Offenbarung des Johannes mit den vier Cherubim (Lichtboten) nach der alttestamentarischen Vision des Ezechiel, die jeweils auf einem Radkreuz stehen und mit ihren Flügelspitzen den Kreis um das Lamm berühren. Eine weitere ikonographische Singularität ist die phrygische Mütze, mit der die Ältesten der Anbetungsszene neben der Laute in der Rechten und dem Kelch in der Linken ausgestattet sind. Außergewöhnlich ist außerdem die zahlensymbolische Anordnung der Kuppelmalereien, die nach der Zahl Vier ausgerichtet sind (Anordnung der Ältesten in vier Sechsergruppen, vier Evangelistensymbole, vier Cherubim und vier apokalyptische Reiter). Die Darstellung der Majestas Domini im Himmlischen Jerusalem bzw. zum Jüngsten Gericht ist nur noch bruchstückhaft erhalten. So ist die nur schwach zu erkennende Erscheinung Christi auf dem Regenbogen von einer Mandorla (Heiligenschein) umgeben, die in der oberen Zone von dem siebenköpfigen Engelchor und in der mittleren Zone von dem Apostelkollegium auf der Thronbank flankiert wird, dabei Petrus unmittelbar zur Rechten und Paulus unmittelbar zur Linken Christi. In der unteren Zone findet sich beiderseits eines rundbogigen Fensters die fragmentarische Darstellung der zwölf Propheten sowie der Verdammten und Seligen innerhalb der Tore des Himmlischen Jerusalems.
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Funktion der romanischen Choranlage als Memorialkapelle
Das miteinander verzahnte Programm von Malerei und Architektur lässt neben einer spezifisch liturgischen Aufgabe der romanischen Choranlage die Funktion einer Memorialkapelle vermuten. Gestützt wird diese Annahme durch die bei der neugotischen Erweiterung aufgefundenen Grabplatten sowie die kunstgeschichtliche Einordnung des einstigen Dreikonchenchores als cella trichora, wie sie mit der Grabeskirche Bischof Sigwards von Minden (gestorben 1140) in Idensen bei Hannover, der Allerheiligenkapelle am Domkreuzgang in Regensburg als Grablegung für Bischof Hartwig II. von Regensburg (1155-1164) sowie dem Zentralbau der Schwarzrheindorfer Doppelkapelle St. Maria und Klemens Erzbischofs Arnold von Wied (1151-1156) gegeben ist.
Durch die Hängekuppel über dem Chorquadrat in der Funktion eines Altar- bzw. Grabziboriums werden sowohl der kapellenartige Charakter als auch die Zentralbautendenz des einstigen Dreikonchenchors betont. Dabei legen die Malereien eine Ausrichtung des überkuppelten Zentrums auf das bei Johannes angegebene Maß der Gottesstadt nahe, deren Länge so groß wie ihre Breite ist. Wird dem Chorquadrat der karolingische Fuß zugrunde gelegt, so ergibt sich ein innerer Umfang von 144 Fuß (12 mal 12), in Entsprechung zu den bei Johannes angegebenen 144 Ellen des Himmlischen Jerusalems. Dabei steht die Anordnung der vierundzwanzig Ältesten zu je zwölf in der südlichen und nördlichen Hemisphäre der Kuppel im Einklang mit diesem apokalyptischen Engelsmaß, das auch der innere Oktogonumfang der Aachener Pfalzkapelle aufweist. Mit diesem Maß korrespondieren die 144 Sterne, die in vier Kreislinien um das Kuppelzentrum der Pfalzkapelle angeordnet sind. Die Parallelen zwischen der romanischen Choranlage von St. Margareta und der Pfalzkapelle sprechen dafür, dass der Memorialbau in Aachen für die einstige romanische Kirche in Neunkirchen vorbildhaft gewesen sein könnte.
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(Dieter Siebert-Gasper, 2019)

Hinweise
Die Kirche St. Margareta ist eingetragenes Baudenkmal (Neunkirchen-Seelscheid, lfd. Nr. 25, LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland, Datenbank-Nr. 22559).

Das Objekt „Katholische Pfarrkirche Sankt Margareta in Neunkirchen“ in Neunkirchen-Seelscheid war KuLaDig-Objekt des Monats im Januar 2023.

Internet
de.wikipedia.org: St. Margareta (Neunkirchen) (abgerufen 08.06.2019)
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Literatur

Euskirchen, Claudia; Gisbertz, Olaf; Schäfer, Ulrich (2005)
Georg Dehio - Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Nordrhein-Westfalen I, Rheinland. (Neubearbeitung durch die Dehio-Vereinigung). München.
Hennekeuser, Heinrich (2007)
Die Erweiterung der Pfarrkirche St. Margareta in Neunkirchen. In: Jahrbuch 22 des Heimat- und Geschichtsvereins Neunkirchen-Seelscheid, S. 9-82. o. O.
Holzinger, Georg Wilhelm (1962)
Romanische Turmkapellen in Westtürmen überwiegend ländlicher Kirchen im südlichen Teil des alten Erzbistums Köln. Dissertation. Aachen.
Kubach, Hans Erich; Verbeek, Albert (1976)
Romanische Baukunst an Rhein und Maas. Katalog der vorromanischen und romanischen Denkmäler, 2 Bände. Berlin.
Schmitz-Ehmke, Ruth; Glaise, Wolfhart (1962)
Die romanischen Wandmalereien in der Pfarrkirche zu Neunkirchen/Sieg. In: Jahrbuch der rheinischen Denkmalpflege, S. 22-30. o. O.
Siebert-Gasper, Dieter (1998)
Die romanischen Wand- und Gewölbemalereien in St. Margareta zu Neunkirchen. Aktuelle Forschungsergebnisse. In: Rheinische Heimatpflege 45, Heft 4, S. 261-269. Köln.
Siebert-Gasper, Dieter (1997)
Die Bedeutung der romanischen Wand- und Gewölbemalereien in Sankt Margareta zu Neunkirchen. Versuch einer kunstgeschichtlichen Einordnung. Siegburg.
Spiegelhauer, Dieter (1997)
Die Romanische Wand- und Deckenmalerei in Sankt Margareta gesichert. In: Denkmalpflege im Rheinland 4, S. 169-172. o. O.

Katholische Pfarrkirche Sankt Margareta in Neunkirchen

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
St. Margarethen
Ort
53819 Neunkirchen-Seelscheid - Neunkirchen
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Ortsfestes Denkmal gem. § 3 DSchG NW
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege, Denkmalpflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Schriften, Auswertung historischer Karten, Auswertung historischer Fotos, Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung
Historischer Zeitraum
Beginn 950 bis 970

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Dieter Siebert-Gasper (2019): „Katholische Pfarrkirche Sankt Margareta in Neunkirchen”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-292760 (Abgerufen: 23. April 2024)
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