Die Siedlung entstand aus einem wirtschaftlichen Motiv heraus: man wollte eine Stammarbeiterschaft heranbilden, um dem chronischen Arbeitskräftemangel entgegenzuwirken. Hier wiederholte sich ein allgemein zum Bau von Arbeitersiedlungen führendes Motiv in der Industrie des 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Auch die Verwendung von Holzfachwerk war im Arbeitersiedlungsbau um 1900 weit verbreitet. Man wollte damit wegkommen vom Zweckmäßigkeitsstil vergangener Jahrzehnte und deutete zugleich ganz im Sinne romantischer Städtebauvorstellungen die Zuwendung zu dörflichen Bauformen an. Werksanlage und Siedlung standen also im Kontrast zueinander, verkörperten in ihren Formenwelten Stadt und Dorf.
Trotz günstiger Mieten fanden die Häuser zunächst keinen Zuspruch. Der Grund wird in einem Geschäftsbericht der Gas-, Wasser- und Elektrizitätswerke von 1902 genannt: es gebe „….eine unbegründete Agitation, die den Arbeitern stete Aufsicht auch in ihrem Privatleben vorzuspiegeln sucht“. Allmählich aber verschwanden die Bedenken und die Wohnungen waren in der Folge stark gefragt.
Hinweis
Das Objekt „Gaswerkesiedlung Vitaisstraße in Müngersdorf“ ist seit 1985 ein eingetragenes Baudenkmal (Denkmalverzeichnis der Stadt Köln 2012, Nr. 3285-3301).
(Walter Buschmann / Alexander Kierdorf, Institut. Industrie-Kultur-Geschichte-Landschaft, 2018)