Kernstück des Gaswerks war das Ofenhaus mit langen Batterien von Retortenöfen, in denen die Kohle im Schwelbrand ihre flüchtigen Bestandteile – das Gas – abgab. In 120 Retortenöfen wurde täglich 120-150000 m3 Gas erzeugt. Jede Retorte wurde innerhalb von 24 Stunden fünfmal mit je 150 kg Kohle beschickt. Die Kohle kam mit Eisenbahnwaggons über ein Viadukt von der am Gelände vorbeiführenden Kön-Aachener Eisenbahnlinie. Die Schienen verliefen durch die Längsachse der Kohlenhalle, die als Mittelteil der Retortenhäuser ausgebildet war. In Schwerstarbeit wurde die Kohle mit Muskelkraft von den Haufen in der Kohlenhalle in die Retorten geschaufelt. In einem Geschäftsbericht der Gas-, (Elektrizitäts-) und Wasserwerke der Stadt Köln von 1898 heißt es:
„Die Arbeiterverhältnisse stellen sich namentlich bei den Ofenarbeitern immer schwieriger und ist es kaum noch möglich, trotz erhöhter Löhne und Einräumung von sonstigen Vergünstigungen den erforderlichen Nachwuchs an Ofenarbeitern zu bekommen. Aus diesem Grund wird die Einführung des mechanischen Betriebes für die Beschickung und Entladung der Retorten, sowie für den Transport der Kohlen und Koksmengen ein dringendes Bedürfnis.“
Auch die Gewerbeinspektion verlangte die Beseitigung der schweren Handarbeit, die zu Unfällen und Muskelzerrungen im Rücken durch das Heben der schweren Lademulden hervorgehoben wurden. Im Gaswerk waren 1900 ca. 1000 Arbeiter beschäftigt. 1905-07 entstand ein neues Ofenhaus mit Dessauer Schrägöfen und mechanisierten Arbeitsabläufen.
Zu den erhaltenen Gebäuden entlang der rechtwinklig von der Widdersdorfer Straße abzweigenden Werksstraße gehört die Kondensation, die Gasreinigung und direkt an der Straße das Verwaltungsgebäude mit symbolträchtigem Bauschmuck. Die Gebäude werden gewerblich genutzt. Ein noch genutzter Kugelgasbehälter am Maarweg ist der deutlichste Hinweis auf die ehemalige Funktion des Geländes.
Baudenkmal
Das Objekt „Gaswerk der Stadt Köln in Ehrenfeld“ ist seit 1995 ein eingetragenes Baudenkmal (Denkmalverzeichnis der Stadt Köln 2012, Nr. 7334).
(Walter Buschmann, Institut. Industrie-Kultur-Geschichte-Landschaft, 2018)