Der nahezu vollständig von Wald umrandete Laacher See im weiten Oval des Laacher Kessels ist das größte natürliche Gewässer der nördlichen Mittelgebirge und gleichzeitig eine der interessantesten Naturerscheinungen der Mittelrheinregion. In Zahlen stellt er sich folgendermaßen dar: Sein größter Durchmesser beträgt 2.310 Meter, die größte Breite liegt bei 1.920 Meter. Der Gesamtumfang der heutigen Seefläche beträgt rund 7.400 Meter bei einem Flächeninhalt von fast 332 Hektar. Der Seespiegel liegt jetzt ziemlich konstant bei 274,7 Meter über Normalnull, nachdem man über zwei Stollen bereits im Mittelalter und dann noch einmal im 19. Jahrhundert eine Seespiegelfällung vorgenommen hat, um landwirtschaftliche Nutzfläche zu gewinnen. Die tiefste Stelle des Seebeckens befindet sich im Nordteil bei 223,6 Meter mit einer größten Wassertiefe von fast 51 Meter. Die Wasserfüllung beträgt etwas mehr als eine Milliarde Kubikmeter. Gerne bezeichnet ihn die Regionaltouristik als größtes Eifelmaar oder gar als Vulkansee.
Das ist er ganz gewiss nicht, denn der heutige See liegt in einem Bereich über zuvor entleerten Magmenkammern tief eingebrochener Erdkruste. Er befindet sich also in einer Caldera, wie man solche vulkanogenen Eintiefungen fachsprachlich nach dem spanischen Wort für Kessel nennt. Wie ist das alles entstanden? Mit der unbändigen Gewalt von etwa 500 Hiroshima-Atombomben öffnete das über 1000 °C heiße Magma die hier ohnehin dünne Erdkruste und schoss in wenigen Sekunden eine ungefähr 30 Kilometer hohe Glutsäule in die Höhe. Ein direkter Beobachter müsste den Eindruck gewonnen haben, hier krempele sich schlagartig das Erdinnere nach außen. Als wäre dies alles noch nicht genug, rasen massereiche Glutlawinen aus dem geöffneten Vulkanschlot mit einer Geschwindigkeit von mehreren hundert Kilometern pro Stunde seitlich davon und begraben die benachbarten Täler unter einer tödlichen, weil erstickenden Decke. Heftige Gewitter mit äußerst ergiebigen Regenfällen begleiten diese apokalyptischen Geschehnisse. Nach nur ein paar Wochen hat sich die fürchterlich entfesselte Unterwelt wieder weitgehend beruhigt – und hinterließ weithin ein graues, völlig lebloses Feld der Verwüstung. Kranke Science-Fiction oder paranoide Hollywood-Vision? Tatsächlich haben sich vor rund 13.000 Jahren solche Szenen abgespielt: Die europaweit größte nacheiszeitliche Vulkankatastrophe hat hier im weiten Umkreis ein geologisch faszinierendes und für die regionale Wirtschaft äußerst bedeutsames erdgeschichtliches Erbe hinterlassen.
Die Seeumwallung weist mehrere Basaltvulkane auf, die keineswegs gleichzeitig entstanden sind. In der Umgebung befindet sich der ziemlich genau 400 Meter hohe Thelenberg. Der Veitskopf im Nordwesten ist wohl der älteste unter ihnen. Ihm entstammen drei Lavaströme: Einer davon ist 130 Meter nordöstlich der Straßenabzweigung nach Glees, nahe beim Eingang zum Campingplatz sichtbar. Seine ungewöhnlich tiefe Lage geht demnach auf ein späteres Abrutschen nach dem Einbruch des Laacher Kessels zurück. Die am Nordwestufer des Sees umherliegenden Blöcke gehören zu seinen Resten, welche die gelegentliche Steinnutzung übriggelassen hat. Seit 1093 befindet sich am Laacher See die Benediktinerabtei Maria Laach, deren Bauzeit sich fast 150 Jahre erstreckte und als eines der vollkommensten Werke romanische Baukunst gilt.
(Bruno P. Kremer, Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz e.V., 2019)
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