Als günstig erwies sich der dortige Geländesprung von etwa acht Metern. Dadurch führten die Postgleise auf Höhe des dritten Obergeschosses an den Bahnhof heran. Die auf 24 parallele Gleise verteilten Waggons konnten hier an 42 (später 56) Ladeständen entladen werden. Über Paternosterhebewerke, Fördergurte und Paketrutschen gelangten die Postsäcke dann in die unteren Geschosse, wo sie verteilt und auf Fuhrwerke bzw. später Lkw verladen wurden. Mächtige Pfeiler und Gewölbe sorgten für die Stabilität des Gebäudes, das durch die Ladung der zahlreichen Waggons schweren Lasten ausgesetzt war.
Neben der Postverladestation, deren Straßenseite schmuckvolle, große Rundbögen prägen, steht das drei- bis viergeschossige, ebenfalls in historistischen Formen errichtete Postamt 12. Sein Portal ist aufwändig aus Hausteinen in Formen der deutschen Renaissance gestaltet. Das hohe Dach fiel dem Zweiten Weltkrieg zum Opfer.
2003 wurden die Gebäude erneuert. In das ehemalige Postamt zog danach das „Italo Svevo“ ein, ein italienisches neusprachliches Gymnasium. Über der Postverladung wurde der Stahlfachwerk-Aufbau durch eine schlichtere Architektur ersetzt, der Bau diente dann zeitweise als Ausstellungssaal und als Ausweichspielstätte des Kölner Schauspiels. Die auf Straßenniveau liegenden ehemaligen Postverladehallen werden für Veranstaltungen genutzt.
Hinweis
Das Objekt „Postbahnhof Gladbacher Wall“ ist seit 1988 ein eingetragenes Baudenkmal (Denkmalverzeichnis der Stadt Köln 2012, Nr. 4575) und Bestandteil des historischen Kulturlandschaftsbereiches Neustadt (Kulturlandschaftsbereich Regionalplan Köln 351).
(Walter Buschmann / Matthias Hennies / Alexander Kierdorf, Institut. Industrie-Kultur-Geschichte-Landschaft, 2018)