Baubeschreibung
Das Anwesen ist ein typisches ländliches Quereinhaus der Region. Das Gebäude ist traufständig zur Straße orientiert. Der eingeschossige Bau vereinigt unter einem gemeinsamen Dach Wohnhaus und Nebengebäude (Stall). Der Keller wird durch vier in Sandstein gerahmte Fenster belichtet und ist als eine Art Halbgeschoss über dem Geländeniveu angelegt. Das Gebäude wird über eine zweiläufige Treppe zentral erschlossen. Fenster und Eingang sind mit Laibungen aus Sandstein verziert.
Das fünfachsige symetrisch angelegte Hauptgebäude ist von einem Krüppelwalmdach überdeckt. In diesem sind drei Dachgauben (Schleppgauben) eingelassen. Der westliche Teil (Nebengebäude) wird von dem großen bis zur Traufe reichenden Hoftor dominiert. Daneben liegt ein Stall, dessen Obergeschoßfenster die Ebene des Hauptgebäudes aufnimmt. Darunter liegt eine kleine Tür und ein weiteres kleines Fenster. Das Anwesen wurde als „Steigerhaus“ errichtet. Gemeint ist damit ein Wohnhaus mit landwirtschaftlichen Nebengebäuden für den jeweiligen Steiger der naheliegenden Eisenerzgruben am Bremmelsberg. An das Gebäude schließt sich ein Garten an. Ein Mundloch in der Gartenmauer ist mit der Bezeichnung „Glück Auf L v G 1835“ versehen. Diese Stelle ist als Ritterstein Nr. 22 erfasst (GDKE 2018, S. 33).
„Das Steigerhaus hatte im Erdgeschoß 2 Kellerräume, im 1. Stock Küche und vier Zimmer, im Dachgeschoß 2 Zimmer und Speicher.“ (Lyncker 1998, S. 18).
Das Anwesen ist in der Liste der Kulturdenkmäler Kreis Südwestpfalz wie folgt verzeichnet: „Ehem. Forstamt Erzgrube westlich der Ortslage an der Straße nach Bundenthal - Quereinhaus; Krüppelwalmdach, 19. Jh., rückwärtig Nebengebäude; in der straßenseitigen Gartenstützmauer Stollenmundloch, bez. 1835.“
Geschichtlicher Hintergrund
Das Anwesen wurde nur wenige Jahre nach der Eröffnung bzw. dem Erwerb der Eisenerzgruben durch Ludwig von Gienanth erbaut. Gienanth hatte im Jahre 1835 die Grube erworben. In den folgenden Jahren (1835 bis 1847) hatte Gienanth zahlreiche andere Grundstücke aufgekauft, die er im Zusammenhang mit dem Bergbau benötigte. Es handelte sich überwiegend um Wiesengelände, das er von Privatpersonen und der Gemeinde Bobenthal erwarb.
Mit dem Niedergang des Eisenerzabbaus und dem Konkurs des Hüttenwerkes Schönau wurde auch das Anwesen in seiner Nutzung als Wohnhaus für den Steiger entbehrlich. Ab etwa 1865 begann die Veräußerung der Güter, darunter auch das ehemalige Steigerhaus mit Erzwäsche. Es wurde am 18. November 1871 an die staatliche Forstverwaltung für 1.900 Gulden verkauft (Zeitz 2005, S. 52). Es diente dann 125 Jahre als Forsthaus (Lyncker 1998, S. 18). Im Anschluss daran wurde das Anwesen mehrfach renoviert. Während des Zweiten Weltkrieges wurde das Anwesen stark zerstört. „Unglücklicherweise befanden sich in unmittelbarer Nähe hinter dem Forsthaus einige der Westwallbunker, die das Feuer der amerikanischen Artellerie auf sich zogen. Die Besatzungen der Bunker vermuteten die Artelleriebeobachter der Amerikaner in der verlassenen Försterei und beschossen diese mit einigen Panzerfäusten, wodurch großer Schaden entstand. Die Wieslauter, der Bach auf dem Wiesengelände vor dem Forsthaus, hatte man bereits im Dezember 1944 aufgestaut, wodurch das ganze Tal in einen See verwandelt worden war.“ (Zeitz 2005, S. 53).
Mit Ausnahme des Zweiten Weltkriegs wurde das Anwesen bis zum Jahre 1996 als Forsthaus betrieben. Im Jahre 1999 wurde das Anwesen an Privatpersonen verkauft (wald-rlp.de 2018).
(Matthias C.S. Dreyer, Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd 2018)
Internet
wald-rlp.de: Forsthaus Erzgrube (abgerufen 10.12.2018)