Thematische Einordnung
„Glück Auf L v G 1835“ ist ein Ritterstein aus der Kategorie „Industrien im Pfälzerwald“ (systematisiert nach: Eitelmann, 2005). Rittersteine aus dieser Kategorie erinnern an ehemalige Orte eines Gewerbezweiges, hier des Bergbaus. Auf Grund des Waldreichtums und des ausreichenden Wasservorkommens entstanden vor allem in den Tälern des Pfälzerwaldes Mahlmühlen, Sägemühlen oder Papierfabriken. Darüber hinaus ermöglichte der Reichtum an Bodenschätzen, wie Silber, Blei, Kupfer oder Eisen die Ansiedlung von Erzhütten, Schmelzen, Hammerwerken oder Schmieden. Heute sind nur noch verfallene Stolleneingänge, bemooste Schutthalden oder einzelne Erzbrocken im Wald zu finden.
Spezifische Einordnung
Der Ritterstein „Glück Auf L v G 1835“ soll an den von Ludwig von Gienanth im Jahr 1835 angelegten Eisenerzstollen erinnern. Die Jahresangabe bezieht sich auf den Grunderwerb durch Gienanth (Nagel 2018, S. 570). Der Inschriftenbestandteil „Glück Auf“ verweist auf den traditionellen Gruß in deutschen Bergbauregionen. Zwischen dem Gruß und der Jahreszahl ist das Symbol für den Bergbau in den Stein gemeißelt. Es handelt sich um Schlägel (auch Schlegel) und Bergeisen. Sie galten im historischen Bergbau als die wichtigsten Werkzeuge des Bergmanns. In der bergmännischen Sprache zählen Schlägel und Eisen zum Gezähe des Bergmanns.
Der bei Rittersteinen häufig auftretende Hinweis auf den Pfälzerwald-Verein (P W V.) befindet sich in diesem Fall etwas weiter rechts unten in der Mauereinfassung. Ein weiterer Ritterstein mit gleichem thematischen Hintergrund, Ritterstein Nr. 196 „Ehem. Eisenerzgrube“, befindet sich wenige Zehnermeter hinter dem Forsthaus.
Die Tätigkeiten in und um die Gruben am Bremmelsberg bei Niederschlettenbach sind sehr gut dokumentiert. Die Ortschronik von Niederschlettenbach enthält einen umfassenden Beitrag zum Bergbau und den Gruben am Bremmelsberg (Nagel 2018, S. 554 ff.).
Im Jahre 1835 ersteigerten die Gebrüder Gienanth das Eisenhüttenwerk Schönau vom bayerischen Staat. Ludwig Freiherr von Gienanth (1767-1848) erwarb Erzgruben am Staatswalddistrikt „Bremmelsberg“. Diese befanden sich nördlich vom Forsthaus. Zu jener Zeit stand in der Nähe der Grube neben dem heutigen Forsthaus auch ein Erzwaschhaus, das heute nicht mehr erhalten ist.
Im Jahre 1840 ließ Freiherr von Gienanth neben der Erzgrube an der Straße zwischen Niederschlettenbach und Bundenthal ein Wohnhaus für den Steiger der Erzgrube errichten. Nicht lange danach begann mit Gienanths Tod 1848 der Niedergang des Erzbergbaus in der Region. Ökonomischere Verhüttungsverfahren und eine fehlende Schienennetzanbindung bedeuteten den Niedergang der Erzgewinnung im Südwesten der Pfalz. Im Jahre 1871 erwarb die bayerische Staatsforstverwaltung das Steigerhaus, um es als Forsthaus zu nutzen (LGB, 2005). Im Jahre 1883 musste das Hüttenwerk Schönau (Schönauer Hüttenwerke AG) Konkurs anmelden. Es folgten Versuche der Neuaufnahme des Bergwesens zu Beginn des 20. Jahrhunderts und im „Dritten Reich“, die aber mehr oder weniger erfolglos waren.
(Sonja Kasprick und Matthias C.S. Dreyer, ZukunftsRegion Westpfalz, 2018)