Henry-Ford-Denkmal am Rheinufer in Niehl

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Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Gemeinde(n): Köln
Kreis(e): Köln
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 51° 00′ 19,84″ N: 6° 57′ 42,76″ O 51,00551°N: 6,96188°O
Koordinate UTM 32.357.008,90 m: 5.652.414,84 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.567.556,29 m: 5.652.700,39 m
  • Das Henry-Ford-Denkmal auf dem Gelände der Ford-Werke am Rheinufer in Köln-Niehl (2020).

    Das Henry-Ford-Denkmal auf dem Gelände der Ford-Werke am Rheinufer in Köln-Niehl (2020).

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  • Auf das Jahr 1938 datiertes Foto-Porträt des US-amerikanischen Firmengründers und Automobilproduzenten Henry Ford (1863-1947).

    Auf das Jahr 1938 datiertes Foto-Porträt des US-amerikanischen Firmengründers und Automobilproduzenten Henry Ford (1863-1947).

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  • Das vor der NS-Zeit und dann wieder ab 1968 verwendete Emblem der "Ford-Pflaume" an der Front eines zwischen 1932 und 1940 produzierten Ford V8 (2019).

    Das vor der NS-Zeit und dann wieder ab 1968 verwendete Emblem der "Ford-Pflaume" an der Front eines zwischen 1932 und 1940 produzierten Ford V8 (2019).

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Henry Ford: Firmengründer, Automobilproduzent und Antisemit
Der Amerikaner Henry Ford (1863-1947) schuf mit seiner am 16. Juni 1903 gegründeten Ford Motor Company eine bis heute mächtige Automobil-Dynastie. In den Automobilwerken in Dearborn und Detroit im US-Staat Michigan perfektionierte er konsequent und überaus erfolgreich die Fließbandfertigung im Automobilbau. Von seinem berühmten T-Modell – die so genannte Tin Lizzie oder deutsch „Blechliesel“ – entstanden zwischen 1908 und 1927 rund 15 Millionen Fahrzeuge.
Das für Köln wirtschaftlich sehr bedeutsame Ford-Produktionswerk im Stadtteil Niehl geht unmittelbar auf Henry Fords Wirken zurück. Seit dem Produktionsbeginn 1931 wurden hier bis heute rund 17 Millionen Fahrzeuge produziert.

Henry Ford war jedoch nicht nur als erfolgreicher Firmengründer und Autoproduzent tätig. Der einflussreiche Antisemit publizierte in der von ihm 1919 gekauften Zeitung Dearborn Independent in den 1920er-Jahren zahlreiche Hetzschriften, die sich gegen Immigranten, Arbeiter, Alkohol und Juden richteten.
Das von ihm 1920/21 in vier Bänden herausgegebene Buch mit dem programmatisch eindeutigen Titel The International Jew – the World’s Foremost Problem erschien 1921/22 als „Der internationale Jude – ein Weltproblem“ auch in deutsch. In dem Werk wurden auf Grundlage des auf Fälschungen beruhenden judenfeindlichen Pamphlets „Protokolle der Weisen von Zion“ (englisch The Protocols of the Elders of Zion) Verschwörungstheorien um ein angebliches „Komplott des Weltjudentums“ vertreten, die zum Teil noch heute kolportiert werden.

Mit dem deutschen Nationalsozialismus verband Henry Ford nicht nur geschäftliche Verbindungen, sondern offenbar auch eine persönliche Bewunderung Adolf Hitlers. Diese beruhte wohl auf Gegenseitigkeit – auch der „Führer“ soll Henry Ford „glühend verehrt“ haben (www.nadir.org) – und schlug sich in hochrangigen NS-Auszeichnungen für Henry Ford nieder (vgl. youtube.com, 0'35:35 und 0'42:15).
Das 1925 gegründete und formal eigenständige deutsche Tochterunternehmen Ford Motor Company Aktiengesellschaft fertigte bereits vor dem Zweiten Weltkrieg in Berlin insgesamt 78.000 LKW und 14.000 Kettenfahrzeuge für die deutsche Wehrmacht und setzte dort während des Kriegs auch Zwangsarbeiter aus Konzentrationslagern ein (www.hagalil.com, Kraus 1999, Fings u. Reuter 2001 und Reuter 2001).

Henry Ford galt schon zu Lebzeiten als „sehr gespaltene Persönlichkeit“ und wird nicht nur als überzeugter Antisemit, sondern auch als Anarchist, Pazifist und Idealist beschrieben (ebd.). Im Jahr 1936 gründete er die bis heute tätige Stiftung Ford Foundation, die sich in ihrer Charta die „Förderung des Gemeinwohls der Menschen“ als Ziel gesetzt hat (www.fordfound.org). Dennoch hat sich Henry Ford bis zu seinem Tod nie glaubhaft von seinem Antisemitismus und seiner Nähe zum Nationalsozialismus distanziert.

Das Henry-Ford-Denkmal am Rheinufer
Für seine Verdienste um die Ansiedlung der Ford-Automobil-Produktionswerke in Köln wurde der Automagnat noch zu Lebzeiten geehrt. Das Denkmal am Übergang der ebenfalls nach ihm benannten Henry-Ford-Straße zum Niehler Rheinufer hin stellt Henry Ford zwar nicht dar, ist aber deutlich seiner Person gewidmet.
Das pfeilerförmige Denkmal wurde 1931 vom Kölner Bildhauer Jakob Wilhelm „Willy“ Meller (1887-1974) entworfen, der vor allem durch seine Arbeiten zur Zeit des Nationalsozialismus bekannt ist, darunter u.a. der „Fackelträger“ im Außenbereich der NS-Schulungsstätte „Ordensburg Vogelsang“ bei Schleiden.
Aus dem steinernen Pfeiler am Kölner Rheinufer ragt ein kantig geschnittener Arbeiterkopf mit Mütze heraus. Unter dem in Großbuchstaben gehaltenen Wahlspruch Fords „Und trotzdem vorwärts“ befindet sich eine eingemeißelte Unterschrift Henry Fords und darunter „1931“.
Das Denkmal befindet sich auf dem Ford-Werksgelände und ist nicht öffentlich zugänglich.

(Franz-Josef Knöchel, LVR-Redaktion KuLaDig, 2018/2020)

Internet
www.ford.de: Ford Deutschland (abgerufen 20.06.2018)
www.hagalil.com: Henry Ford – Autohersteller und Antisemit (abgerufen 21.06.2018)
youtube.com: Die Geschichte von Ford in Köln. Eine historische Filmreise durch die ersten 80 Jahre (Filmschätze aus Köln, Dokumentation von Hermann Rheindorf 2011, veröffentlicht 07.10.2021, Dauer 1'53:47 Std., abgerufen 13.10.2021)
www.nadir.org: „Infosystem für die radikale Linke“ – ZwangsarbeiterInnen bei FORD AG Köln (abgerufen 20.06.2018)
www.fordfound.org: Ford-Stiftung (abgerufen 21.06.2018)
de.wikipedia.org: Henry Ford (abgerufen 20.06.2018)
de.wikipedia.org: Willy Meller (abgerufen 20.06.2018)

Literatur

Felinska, Kamila / Fings, Karola (Hrsg.) / Verein EL-DE-Haus. Projektgruppe Messelager (Hrsg.) (1996)
Zwangsarbeit bei Ford, eine Dokumentation. Veranstaltung "Und die Jahre Vergehen in Diesem Verfluchten Land ...", ZwangsarbeiterInnen und KZ-Häftlinge bei Ford, 13. September 1995. Köln.
Fings, Karola; Reuter, Ursula (2001)
Zwangsarbeit in Köln. Ein Ausstellungs- und Publikationsprojekt des NS-Dokumentationszentrums der Stadt Köln. In: Informationen zur modernen Stadtgeschichte, Heft 2, S. 16-20. o. O.
Kraus, Stefan (1999)
NS-Unrechtsstätten in Nordrhein-Westfalen. Ein Forschungsbeitrag zum System der Gewaltherrschaft 1933-1945, Lager und Deportationsstätten. (Schriften zur Bodendenkmalpflege in Nordrhein-Westfalen 4.) Nr. 193, Essen.
Reuter, Ursula (2001)
Zwangsarbeit in Köln 1939-1945. In: RheinReden. Zeitschrift der Melanchthon-Akademie, Heft 1, S. 48-54. o. O.

Henry-Ford-Denkmal am Rheinufer in Niehl

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Henry-Ford-Straße 1
Ort
50735 Köln - Niehl
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:25.000 (kleiner als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Karten, Auswertung historischer Fotos, Literaturauswertung
Historischer Zeitraum
Beginn 1931

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„Henry-Ford-Denkmal am Rheinufer in Niehl”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-281112 (Abgerufen: 26. April 2024)
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