Naturschutzgebiet „Geisenheimer Heide“ bei Geisenheim

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Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Landeskunde, Naturschutz
Gemeinde(n): Geisenheim, Rüdesheim am Rhein
Kreis(e): Rheingau-Taunus-Kreis
Bundesland: Hessen
Koordinate WGS84 49° 59′ 54,46″ N: 7° 56′ 50,25″ O 49,99846°N: 7,94729°O
Koordinate UTM 32.424.553,79 m: 5.538.990,44 m
Koordinate Gauss/Krüger 3.424.598,73 m: 5.540.766,65 m
  • Naturschutzgebiet „Geisenheimer Heide“ bei Geisenheim. Mehrstämmige Buche im Teilgebiet Heidestücker, Zeugnis ehemaliger Niederwaldwirtschaft (2017).

    Naturschutzgebiet „Geisenheimer Heide“ bei Geisenheim. Mehrstämmige Buche im Teilgebiet Heidestücker, Zeugnis ehemaliger Niederwaldwirtschaft (2017).

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  • Beschilderung des Naturschutzgebiets Geisenheimer Heide (2017)

    Beschilderung des Naturschutzgebiets Geisenheimer Heide (2017)

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  • Naturschutzgebiet „Geisenheimer Heide“ bei Geisenheim. Magere Flachland-Mähwiese im Teilgebiet Sommerberg/Sommerau (2017).

    Naturschutzgebiet „Geisenheimer Heide“ bei Geisenheim. Magere Flachland-Mähwiese im Teilgebiet Sommerberg/Sommerau (2017).

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  • Naturschutzgebiet „Geisenheimer Heide“ bei Geisenheim. Submediterraner Halbtrockenrasen auf Kalk im Teilgebiet Sommerberg/Sommerau (2017).

    Naturschutzgebiet „Geisenheimer Heide“ bei Geisenheim. Submediterraner Halbtrockenrasen auf Kalk im Teilgebiet Sommerberg/Sommerau (2017).

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  • Naturschutzgebiet „Geisenheimer Heide“ bei Geisenheim. Magere Flachland-Mähwiese im Teilgebiet Sommerberg/Sommerau (2017).

    Naturschutzgebiet „Geisenheimer Heide“ bei Geisenheim. Magere Flachland-Mähwiese im Teilgebiet Sommerberg/Sommerau (2017).

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  • Naturschutzgebiet „Geisenheimer Heide“ bei Geisenheim. Magere Flachland-Mähwiese im Teilgebiet Mühlberg (2017).

    Naturschutzgebiet „Geisenheimer Heide“ bei Geisenheim. Magere Flachland-Mähwiese im Teilgebiet Mühlberg (2017).

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  • Naturschutzgebiet „Geisenheimer Heide“ bei Geisenheim (2017)

    Naturschutzgebiet „Geisenheimer Heide“ bei Geisenheim (2017)

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  • Ehemaliger Steinbruch im Teilgebiet Heidestücker (2017)

    Ehemaliger Steinbruch im Teilgebiet Heidestücker (2017)

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Das Naturschutzgebiet Geisenheimer Heide ist ein Zusammenschluss des ehemaligen Naturschutzgebietes Bienenberg – Sommerau mit sechs flächenhaften Naturdenkmälern. Das Gebiet erstreckt sich über eine Fläche von circa 10,11 Hektar, davon sind 8,6 Hektar gleichzeitig FFH-Gebiet. Naturschutzfachlich bedeutsam sind besonders die Kalktrockenrasen, die gefährdeten Orchideenarten optimale Lebensbedingungen bieten.

Eigentumsverhältnisse
Biologische Vielfalt
Historische und aktuelle Nutzung
Beeinträchtigungen und Störungen
Pflegemaßnahmen

Eigentumsverhältnisse
Die Teilgebiete des Naturschutzgebietes befinden sich im Eigentum und auf Gemarkung der Städte Geisenheim und Rüdesheim, dem Land Hessen, Hessen- Forst, dem Rheingau-Taunus-Kreis und zweier Privateigentümer, deren Nutzung seit 1943 jedoch beschränkt ist.
Biologische Vielfalt
Wie im gesamten Mittelrheinischen Schiefergebirge ist die geologische Situation im Naturschutzgebiet Geisenheimer Heide sehr differenziert. Neben saurem Taunusquarzit und Tonschiefer finden sich auch basenreiche Kalkablagerungen. Die Heterogenität der geologischen Situation bedingt die Entstehung verschiedenster Bodentypen mit unterschiedlichen Eigenschaften, wodurch sich eine vielfältige Flora und Fauna entwickelte.

Arteninventar des Naturschutzgebietes Geisenheimer Heide:
  • 349 Pflanzenarten, davon sind 45 Arten vom Aussterben bedroht oder gefährdet
  • 45 Vogelarten nutzen das Gebiet als Bruthabitat
  • Feuersalamander, Blindschleiche und Ringelnatter
  • 28 Tagfalter, 2 Libellenarten und 12 Heuschreckenarten
  • Weiße Turmschnecke (Zebrina detrita), im ganzen Bundesgebiet gefährdet



Wie bereits erwähnt ist ein Teil des Naturschutzgebietes auch als FFH- Gebiet ausgewiesen. Schutzgegenstand hierfür sind folgende Lebensraumtypen:
  • 6210 Naturnahe Kalktrockenrasen und deren Verbuschungsstadien; hier Subtyp 6212 Submediterrane Halbtrockenrasen auf Kalk (Mesobromion)
  • 6510 Magere Flachland-Mähwiesen (Alopecurus pratensis, Sanguisorba officinalis)



Die Kalktrockenrasen bildeten sich an kalkreichen, basenreichen und nährstoffarmen Stellen aus. Sie entstanden durch Beweidung. Die Weidetiere verbissen die Gehölze und drängten diese dadurch immer weiter zurück bis sich eine Offenlandschaft entwickelt hatte. Der Offenlandcharakter ist eine wichtige Voraussetzung für die Kalktrockenrasen, da sie sich an wärmebegünstigten Stellen mit wenig Niederschlag ausbilden. Die Kalktrockenrasen der Geisenheimer Heide bieten Orchideen und anderen gefährdeten Pflanzenarten, die gemäß Bundes-Naturschutzgesetz (BNatSchG) unter besonderem Schutz stehen, einen Lebensraum.

Dies sind beispielsweise:
  • Kleines Knabenkraut (Orchis morio)
  • Helm-Knabenkraut (Orchis militaris)
  • Purpur-Knabenkraut (Orchis purpurea)
  • Bienen-Ragwurz (Ophrys apifera)
  • Fliegen-Ragwurz (Ophrys insectifera)
  • Echte Kuhschelle (Pulsatilla vulgaris)
  • Bocks-Riemenzunge (Himantoglossum hircinum)
  • Türkenbund-Lilie (Lilium martagon)


Historische und aktuelle Nutzung

Ursprüngliche Nutzung
Die Gebiete der heutigen Geisenheimer Heide waren im Mittelalter und darüber hinaus eine Allmende. Dies war Land, das von den Gemeindemitgliedern gemeinschaftlich genutzt und bestellt wurde; es war sozusagen ein Gemeingut. Jeder Geisenheimer besaß zwei bis drei Parzellen, was circa einer Fläche von 2.500 Quadratmetern entspricht. Diese Parzellen wurden, wie der heutige Teil des Naturschutzgebietes, „Heidestücker“ genannt.

Die „Heidestücker“ wurden für den Anbau von Kartoffeln und Getreide genutzt, vor allem aber als Weideflächen für Schafe oder als Mähwiesen. Durch die Beweidung und eine extensive Bewirtschaftung entstanden die schützenswerten Offenlandschaften, auf denen sich im Laufe der Zeit Kalktrockenrasen und Flachland- Mähwiesen entwickelten. Aufkommender Gehölzaufwuchs wurde von den Weidetieren gestoppt, sodass sich auf den Heidestücken nur lichtes Gebüsch bilden konnte und die Weideflächen immer besonnt waren.

Im Gebiet Bienenberg wurde Niederwaldwirtschaft betrieben. Hierbei wurden die Bäume in einem Turnus von 15 bis 25 Jahren durch Abschlagen des Stammholzes auf den Stock gesetzt, um Brennholz zu gewinnen. Für diese Art der Waldwirtschaft kommen beispielsweise Hainbuche (Carpinus betulus) oder Stieleiche (Quercus robur) in Frage. Erkennbar ist diese einstige Bewirtschaftung auch heute noch an der Mehrstämmigkeit der Bäume. In diesem Gebiet wurden entlang des Stegbaches Weiden angepflanzt, deren Triebe dazu dienten, Reben anzubinden.
An einigen Stellen im Naturschutzgebiet finden sich Steinbrüche, in denen die Bürger Steine brachen, die sie als Baumaterial verwendeten.

Die Geisenheimer Heide war somit in ihrem Ursprung ein höchst heterogenes Gebiet. Dies war bedingt durch verschiedenste Nutzungsformen auf engem Raum.

Zeit des Nationalsozialismus
Im Jahr 1939 musste die Stadt Geisenheim die Allmendeflächen verkaufen, da dort der Bau von fünf Erbhöfen geplant war. Die Nutzungsrechte der Besitzer dieser Erbhöfe wurden teilweise durch die Ausweisung von Naturschutzflächen beschränkt, sodass die ursprüngliche Vegetation der Allmende, zumindest stellenweise, erhalten werden konnte.

1950 – 2003
Als erste Fläche des heutigen Naturschutzgebietes Geisenheimer Heide wurde im Jahre 1957 das Naturschutzgebiet „Bienenberg-Sommerau“ ausgewiesen. Im Jahr 1958 sollte das Gebiet „Rosengärtchen“ zu Bauland werden. Dies wurde jedoch nach dem Fund des Purpur-Knabenkrauts (Orchis purpurea), einer besonders geschützten Art, abgewendet. Vier Jahre später wurde sowohl das Gebiet „Rosengärtchen“ wie auch das Gebiet „Eselspfad“ als flächenhaftes Naturdenkmal ausgewiesen. Im Anschluss wurden auch die Gebiete „Heidestücker“, „Kieserdell“ und „Mühlberg“ mit dem Schutzstatus „flächenhaftes Naturdenkmal“ versehen.

Anfang der 1970er Jahre wurde das Gebiet „Eselspfad“ um 5.000 Quadratmeter erweitert. Ziel dieser Erweiterung war die Wiederansiedlung seltener, heimischer Arten. Für die Naturdenkmäler „Rosengärtchen“ und „Eselspfad“ wurde im Jahr 1974 eine absolute Sicherung erlassen. Nutzungsänderungen durften fortan nur noch mit Zustimmung der Naturschutzbehörde erfolgen.

Als letztes Gebiet wurde 1977 das Gebiet „Windeck“, nach dem Fund der Bienen-Ragwurz (Ophrys apifera), zum flächenhaften Naturdenkmal erklärt.

Am 12.1.1987 wurde die Verordnung über das Naturschutzgebiet „Geisenheimer Heide“ durch die Veröffentlichung im Staatsanzeiger rechtskräftig. Dadurch wurden die sechs flächenhaften Naturdenkmäler und das Naturschutzgebiet „Bienenberg-Sommerau“ zu einem Naturschutzgebiet zusammengefasst.
Beeinträchtigungen und Störungen
Durch die Lage der Teilflächen zwischen intensiv bewirtschafteten Feldern und Wohnbebauung sind diese durch Nährstoffeintrag und Betreten stark gefährdet. Ende des Zweiten Weltkriegs kam es, durch den Mangel an Brennmaterial, zu Aufforstungen im Gebiet. Die Aufforstungen und die fortschreitende Verbuschung führen zu einer Beschattung der Kalktrockenrasen und Mähwiesen. Viele für diese Grünländer typische Arten sind an die ganztätige Sonnenbestrahlung angepasst und durch die Beschattung in ihrer Existenz gefährdet.

Auch falsche Pflege kann negative Auswirkungen für die Gebiete und die Arten haben. Wird zu selten gemäht kommt es zur Verfilzung und Vergrasung und die eigentlich erhaltenswerten Wildkräuter können sich nicht mehr durchsetzen. Werden die Flächen zu früh gemäht, besteht die Gefahr, dass die erhaltenswerten Arten noch nicht ausgesamt haben und die Samen samt Mähgut von der Fläche entfernt werden.
Des Weiteren stellen Lebensraumtyp-fremde Arten eine Gefahr für die charakteristische Vegetation dar.
Pflegemaßnahmen
Für alle schützenswerten und gefährdeten Arten (vor allem Orchideen) müssen die typischen Lebensräume und Lebensbedingungen erhalten oder so gut wie möglich wiederhergestellt werden. Besonders bei der Mahd ist darauf zu achten, dass die Mahd- Zeitpunkte auf die Samenbildung der Arten abgestimmt sind. Im Falle von Flächen mit Spät- und Frühblühern sind die Flächen mit später blühenden Pflanzen gegen den Rest der Wiese abzugrenzen, um ein zu frühes Mähen vor der Aussamung zu verhindern.

Um das generelle Problem der Beschattung zu bekämpfen, müssen die Aufforstungen aus der Nachkriegszeit entfernt und die zunehmende Verbuschung der Kalktrockenrasen und Mähwiesen bekämpft werden. Bei beiden Lebensraumtypen ist neben dem Erhalt des typischen Offenlandcharakters auch darauf zu achten, dass die Nährstoffarmut der Flächen durch die Bewirtschaftung gewährleistet wird.

(Lukas Nied, Hochschule Geisenheim University, 2017)
Internet
www.bfn.de: Extensive Mähwiesen der planaren bis submontanen Stufe (abgerufen am 19.12.2017)
www.bfn.de: Die Lebensraumtypen und Arten (Schutzobjekte) der FFH- und Vogelschutzrichtlinie (abgerufen am 19.12.2017)
www.faz.de: Wo Kuh und Schaf gemeinsam grasen (abgerufen am 19.12.2017)
www.floraweb.de: Daten und Informationen zu Wildpflanzen und zur Vegetation Deutschlands (abgerufen am 19.12.2017)
www.gesetze-im-internet.de: BNatSchG - § 28 Naturdenkmäler (abgerufen am 19.12.2017)

Naturschutzgebiet „Geisenheimer Heide“ bei Geisenheim

Schlagwörter
Ort
65366 Geisenheim
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Kein
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege, Landeskunde, Naturschutz
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung, Fernerkundung, Archivauswertung, Übernahme aus externer Fachdatenbank

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„Naturschutzgebiet „Geisenheimer Heide“ bei Geisenheim”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-274558 (Abgerufen: 26. April 2024)
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