Geschichte des Hauses
Hürten-Museum
Baubeschreibung
Hinweise, Internet, Literatur
Geschichte des Hauses
Das Haus steht am nördlichen Ende des Immunitätsbezirks des Stiftes St. Chrysanthus und Daria. Das Stift ging aus einem im 9. Jahrhundert gegründeten Benediktinerklosters hervor. Um den Stiftsbezirk zog sich die Immunitätsmauer, die diesen Bezirk begrenzte. In der Langhecke befand sich ein Tor als Zugang zum Bezirk. Die Ansätze der Mauer sind noch an der straßenseitigen Mauer zu erkennen; der Verlauf ist auch im Straßenpflaster markiert.
An diese Immunitätsmauer baute man 1167 ein Gebäude an, das als Wohnhaus für einen Stiftsherren diente. De Datierung ist durch dendrochronologische Untersuchungen gesichert. Beim Bau wurde saftfrisches Holz verwendet.
Das Romanische Haus diente bis Anfang des 19. Jahrhunderts als Wohnhaus eines Stiftsherrn. Es gehörte zu einem Ensemble von etwa 20 Stifts-Herrenhäusern, die zum Teil noch heute rund um den Klosterplatz zu sehen sind. Für die barocke Zeit sind Umbauten belegt.
Mit der französischen Besetzung des Rheinlandes 1794 und der nachfolgenden Säkularisation verlor das Haus um 1802/03 seine Funktion. Es wurde für 340 Francs an Francois Gottsacker verkauft. Ende des 19. Jahrhunderts errichtete man das Fachwerkhaus an der Ecke zum Klosterplatz, damit verschwand der ursprüngliche Zugang ins Romanische Haus.
Nach mehrfachen Eigentümerwechseln und Nutzung als Wohnhaus erwarb es 1941 die Stadt Münstereifel. Durch die Bombardierungen und Zerstörungen von Wohnraum im Zweiten Weltkrieg musste neuer geschaffen werden. Es wurden hier ärmere Familien und Flüchtlinge einquartiert, dies blieb auch in der Nachkriegszeit so. Jedoch unterblieb die Bauunterhaltung, 1959 drohte der nördliche Giebel einzustürzen; das Haus sollte abgerissen werden.
1959 machten Armand Foxius und andere Bürger der Stadt auf den Zustand des Hauses aufmerksam und regten die Rettung an. Dem schloss sich der Landeskonservator des Amts für Denkmalpflege im Rheinland, Paul Schotes, an. Es wurden zwischen 1960 und 1962 umfangreiche Restaurierungsarbeiten durchgeführt, verbunden mit wissenschaftlichen Untersuchungen zur Baugeschichte. Danach diente es als Standort des städtischen Schulamtes und der Stadtbibliothek. 1975 wurde es schließlich Museum.
Ab 2010 erfolgten weitere Restaurierungen, vorwiegend, um den Anforderungen an den Brandschutz gerecht zu werden und eine neue Heizungsanlage einzubauen. Es wurde ein zweiter Ausgang geschaffen, das Dachgeschoss musste für die Öffentlichkeit geschlossen werden. Im Keller richtete man die archäologische Sammlung ein. Im ersten Obergeschoss richtete man den Andachtsraum mit dem letzten Hausaltar eines Münstereifeler Stiftsherren ein. Der Festsaal im Erdgeschoss erhielt nun seine ursprüngliche Größe wieder.
Hürten-Museum
Die Gründung des Museums in Münstereifel 1912 fiel in die späte Kaiserzeit zu Beginn des 20. Jahrhunderts. 1912 konnte Prof. Karl Hürten im Orchheimer Tor das Münstereifeler Ortsmuseum einrichten. Die Bürger und der Rat der Stadt halfen durch Schenkungen und Leihgaben vieler Exponate und Möbel zum Gelingen.
In den 1940er Jahren siedelte das Ortsmuseum in das Rathaus in der Marktstraße über.
Nach Grundinstandsetzung des romanischen Hauses richtete die Stadt 1975 unter Leitung von Toni Hürten dort das Ortsmuseum ein. Es wurde, die Verdienste von Karl und Toni Hürten würdigend, in Hürten-Heimatmuseum umbenannt. Seit 2012, dem 100jährigen Bestehen, heißt das Haus schlicht „Hürten-Museum“. Es wurde seit 2011 auf die neuen Anforderungen unserer musealen Zeit vorbereitet und modernisiert.
Das Hürten-Museum zeigt heute neben archäologischen und heimatkundlichen Ausstellungsstücken, ein wichtiger Bestandteil und Grundlage des Museums, zeitgenössische und überregionale Ausstellungen.
Baubeschreibung (nach Wiedenau 1983)
Es handelt sich um ein ursprünglich frei stehendes Rechteckhaus mit Satteldach. Das Haus lag im Norden des ehemaligen Stiftsbezirks unmittelbar neben dem Tor an der Langen Hecke. Die Hauptansichtsseite war wohl nach Süden zum Stiftshof gerichtet. Die nördliche Giebelwand bezieht eine ältere Immunitätsmauer mit ein. Nach Westen schließt sich die Straße an, an die östliche Traufseite grenzte ein Innenhof an.
Der Grundriss hat eine Größe von 10,3 mal 12,0 Metern. Der Baukörper wird durch eine parallel zur Längsseite verlaufende tragende Zwischenwand in zwei unterschiedlich breite Hausteile gegliedert. Diese Wand reicht vom Untergeschoss bis zur Traufe. In jedem Geschoss ist das schmälere östliche Hausteil in drei Einzelräume gegliedert, der breitere westliche Teil ist ungeteilt.
Das Untergeschoss ist nur wenig unter Laufniveau eingetieft und wird als Keller genutzt. Die nur von außen zugänglichen Eingänge lagen auf der Hofseite und führten in die beiden Kellerräume. Der größere lag unter dem breiteren westlichen Teil, drei Kellerräume schlossen sich im östlichen Gebäudeteil an. Der große westliche und der kleine Keller im Südosten besitzen Gewölbedecken (Längstonnen), der beiden anderen hatten Flachdecken mit Balkenlagen. Die Kellerwände bestehen aus unregelmäßigen Grauwacken, die Wände waren nicht verputzt.
Der kleine südöstliche Raum diente als Zugangsraum, von hier führten Türen in die beiden größeren Kellerräume. Diese waren durch Schlitzfenster belichtet. Im Westkeller fanden sich zudem Beleuchtungsnischen. Der Boden war mit Grauwackeplatten belegt. Im Westkeller fanden sich in den Boden eingetieft Vorratsgruben sowie ein zentraler Brunnen.
Das Hochparterregeschoss wird durch den südöstlichen Raum erschlossen, hier war der Zugang von der Hofseite aus. Von hier aus ging der Zugang in den großen Westraum und die beiden im Osten angrenzenden kleineren Räume. Die Innentür vom Westraum in den mittleren Ostraum ist noch im Original erhalten. Die Fenster in der Hochparterre sind alle quadratisch mit stark abgeschrägter Sohlbank. In der Mitte der Westwand befindet sich ein Kamin mit vorgezogener Haube auf Kalksinterstützen (Kalksinter, aus der römischen Eifelwasserleitung gewonnen). Das Geschoss hat Balkendecken.
Die Raumeinteilung im ersten Obergeschoss entspricht den darunter liegenden Stockwerken. Der Zugang erfolgte über eine Außentreppe und eine Außentür in den östlichen Mittelraum. Die beiden östlichen Eckräume sind nur vom Westraum zu betreten. An der Nordwand des Westraumes ist noch ein Durchgang zu einem außen liegenden Aborterker erkennbar. Die Fenster sind als Arkadenfenster ausgebildet, darüber Rundbogenblenden. Sie waren durch vorgesetzte Innenläden zu verschließen. Die Balkendecke steht bereits in Verbindung mit dem Dachstuhl. Beim Fußboden handelte es sich um lose aufgelegte Eichenbretter.
Das Dachgestühl ruht auf den Außenwänden, den Dreieckgiebeln und der Decke des 1. Obergeschosses. In den Giebelwänden Arkadenfenster in zwei Stockwerken.
In den Innenräumen sind noch Verputzreste erhalten, die Oberseite war geglättet und gekälkt. Auch die Außenwände waren verputzt, nur noch wenige Reste erhalten, die auf ein weiß-grauen Verputz hindeuten. Der Außenputz hatte wohl ein regelmäßig aufgetragenes Quadernetz zur Strukturierung. Die Fensterblenden waren ebenfalls verputzt und hatten parallele, diagonale Ritzlinien; die Laibungen waren glatt geputzt.
Durch Untersuchungen der beim Bau verwendeten Eichenhölzer ist eine Datierung um 1167 gesichert. Das gehobene Immunitätshaus vertritt den um die Mitte des 12. Jahrhunderts aufkommenden Typus des Rechteckhauses mit längsgerichteter Zwischenwand.
Baudenkmal / Hinweis
Das Romanische Haus in Bad Münstereifel ist eingetragenes Baudenkmal (Bad Münstereifel, lfd. Nr. 146; LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland, Datenbank-Nr. 5375).
Es war Station der Archäologietour Nordeifel 2017.
(LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland, 2017)
Internet
foerderkreis-denkmalpflege.net: 850-Jahre Romanisches Haus in Bad Münstereifel (abgerufen 03.09.2017, Inhalt nicht mehr verfügbar 4.9.2024)
www.bad-muenstereifel.de: Hürten-Heimatmuseum (abgerufen 03.09.2017, Inhalt nicht mehr verfügbar 4.9.2024)
www.huertenmuseum.de (abgerufen 03.09.2017, Inhalt nicht mehr verfügbar 4.9.2024)