Auf einer Fläche von mehr als 70 Hektar spannt sich in Schloss Dyck der Bogen von der historischen Gartenkunst bis zur modernen Landschaftsarchitektur, tausend Jahre Schloss- und Baugeschichte werden erlebbar. Wissenschaft, Gartenpraxis, außergewöhnliche Veranstaltungen und Ausstellungen gehen hier Hand in Hand.
Die Geschichte von Dyck ist seit 1094 belegt; nach und nach wurde die zunächst einfache Befestigungsanlage zu einer Wasserburg ausgebaut. Das Schloss wurde mit seinen Vorburgen und dem Wirtschaftshof auf vier Inseln errichtet und gehört zu den größten Wasserburgen des Rheinlandes. Sein heutiges barockes Antlitz erhielt Schloss Dyck im 17. Jahrhundert.
Das Zeitalter der Aufklärung war eingeläutet, als Fürst Joseph zu Salm-Reifferscheidt-Dyck im 18. Jahrhundert die Herrschaft über das Anwesen übernahm. Er war Botaniker und Pflanzensammler, er reiste und nahm Verbindung zu botanischen Gärten vieler Länder auf, so dass seine Sammlung mit 1.500 Arten schließlich zu den größten in Europa gehörte. Den Park ließ Fürst Joseph im frühen 19. Jahrhundert von Sir Thomas Blaikie im landschaftlichen Stil anlegen. Der schottische Landschaftsarchitekt konnte die gesammelten exotischen Sträucher und Bäume an exponierte Stellen pflanzen; seine Gartenkunst sowie die Gestaltung einzelner Parkbereiche durch Maximilian Friedrich Weyhe und Peter Joseph Lenné geben dem Park jenen Charakter, der ihn bis heute europaweit zu einer Besonderheit macht.
Seit 1999 Zentrum für Gartenkunst und Landschaftskultur wurde der Schlosspark Dyck im Rahmen der ersten grenzüberschreitenden REGIONALE zu einem herausragenden Standort der EUROGA 2002+. Darüber hinaus ist der Park seit 2003 Ankergarten im Europäischen Gartennetzwerk EGHN, das historische und zeitgenössische Gartenkunst in Europa präsentiert und in die Zukunft leitet. Schließlich ist die Stiftung Schloss Dyck Sitz des Trägervereins „Straße der Gartenkunst zwischen Rhein und Maas e.V.“.
„Einblicke - Ausblicke“ - so auch der Titel der Gartenroute des Rheinlandes im Europäischen Gartennetzwerk EGHN - sind im Park in ungezählten Variationen erlebbar. Brücken und Wege führen hin zum Schloss, Alleen und Sichtachsen setzen die Barockarchitektur immer wieder in Szene. Mal dient die malerisch gestaltete Natur als Rahmen, mal ist sie selbst das Hauptmotiv einer Bildkomposition, eingefasst von einem Fenster oder Torbogen des Schlosses. Die dendrologischen Raritäten des Schlossparks bilden darin Anziehungspunkte von höchster Ausdruckskraft. Zu selten erlebbarer Größe und Schönheit ist im Laufe der Jahrhunderte beispielsweise der Tulpenbaum auf der Orangeriehalbinsel herangewachsen. Mit einem Umfang von 110 Metern stellt die Rieseneibe auf der südlichen Schlosswiese eine wahrhaft imposante Erscheinung dar. Ein Riesenmammutbaum und verschiedene Pappelarten leisten ihr Gesellschaft, eine Sumpfzypresse aus Florida ragt in den Himmel - zu finden am Ufer gegenüber dem Südflügel des Schlosses.
Von der Orangerie mit ihrer Sonnenterrasse fällt der Blick auf die Halbinsel und ihre quadratischen Pflanzbeete, die an die botanische Sammelleidenschaft des Fürsten erinnern. Der Staudengarten der Gräfin vermittelt mit seinem geschlossenen Charakter Geborgenheit. Im weitläufigen Park erschließen sich romantische und lauschige Plätze und jahreszeitenbedingte Höhepunkte, wie z.B. das leuchtende Orange, Gelb, Violett und Weiss des Azaleengartens oder die üppige Pracht der riesigen Rhododendren. Der Weg in die Moderne wird in den Themengärten präsentiert: von renommierten Landschaftsgärtnern angelegte Mustergärten zeigen, wie man auch kleine Gärten in eine Oase verwandeln kann. Das Thema Bambus, im Zuge des Bambusjahres 2005 gestaltet, beherrscht eine eigene Fläche und wird in vielen Varianten und Einsatzmöglichkeiten vorgestellt.
Die stetige Weiterentwicklung des Parks und die Hinwendung zu aktuellen Gartenthemen wird an dem LVR-Spalierobstgarten in der „Gartenpraxis“ deutlich: In Zusammenarbeit mit dem Landschaftsverband Rheinland und Schloss Dyck lebt die alte Kunst der Obstspaliere wieder auf. Ob spiralförmig oder in Reih und Glied an einer Mauer, fächerförmig oder als horizontale Begrenzung: Obstanbau auf der Grundlage von Spalierformen und des „durchdachten Schnittes“ hat eine lange Tradition. Mit der modernen Gestaltung soll auch ein Beispiel gegeben werden, wie auch in kleine(re)n Privatgärten eigens Obst Platz sparend und gleichzeitig in formalem Design angebaut werden kann.
Hinweis Das Objekt „Schlosspark Dyck“ ist wertgebendes Merkmal des historischen Kulturlandschaftsbereiches Schloss und Schlosspark Dyck (Kulturlandschaftsbereich Regionalplan Düsseldorf 190).
Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung, Übernahme aus externer Fachdatenbank
Historischer Zeitraum
Beginn 1800 bis 1830
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Roswitha Arnold (2017): „Schlosspark Dyck im Europäischen Gartennetzwerk EGHN”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-267744 (Abgerufen: 6. Dezember 2024)
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