Geschichte der Bahnstrecke
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Geschichte der Bahnstrecke
Erste Planungen einer Verbindung von Mönchengladbach nach Venlo gab es 1845 im Anschluss an die projektierte Bahn von Köln nach Mönchengladbach. Die Kölner Wirtschaft suchte eine Verbindung in die Niederlande mit Umgehung der Rheinzölle. Zwar wurde ein Eisenbahn-Komitee gegründet, die preußische Verwaltung verfolgte den Plan aber nicht weiter.
Im Jahr 1851 wurde die Bahnverbindung von (Duisburg-)Homberg über Krefeld und Viersen nach Mönchengladbach eröffnet. Die Nähe zur niederländischen Grenze und damit die Möglichkeiten der Anbindung an die niederländischen Seehäfen veranlassten vor allem industrielle Kreise, nach einer günstigen Bahn-Verbindung zu suchen. Hier ist vor allem die Textilindustrie zu nennen. Auch in den Niederlanden war man an dieser Verbindung interessiert. Zwischen Viersen und Venlo an der Maas wurden mehrere Trassenvarianten diskutiert.
Im Jahr 1860 plante die niederländische Regierung eine neue Bahnverbindung von Vlissingen über Breda und Boxtel nach Venlo, um die südlichen Landesteile zu erschließen. Damit stände eine gute Bahnverbindung mit dem Raum um Krefeld und Mönchengladbach zu den Nordseehäfen zur Verfügung.
Die Aktiengesellschaft der Preußisch-Niederländischen Verbindungsbahn für den Bau und Betrieb der Bahn wurde am 13. April 1863 gegründet. Diese erhielt am 21. August 1863 die Konzession zum Bau der Bahn von Viersen über Dülken nach Kaldenkirchen. In einem Staatsvertrag zwischen Preußen und den Niederlanden wurde der Weiterbau nach Venlo vereinbart.
Die Gesellschaft der Preußisch-Niederländischen Verbindungsbahn verkaufte den preußischen Anteil an die Bergisch-Märkische Eisenbahn, die die Strecke zwischen Viersen und Kaldenkirchen am 29. Januar 1866 in Betrieb nahm. Die Fortführung bis Venlo folgte am 29. Oktober 1866, gebaut vom niederländischen Staat, bezeichnet als Staatslijn G.
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In Viersen begann die Strecke ursprünglich am Bahnhof Viersen BM, der östlich des heutigen Bahnhofes an der Krefelder Straße lag. Mit dem Neubau des Viersener Bahnhofes und der Verlegung der Strecke zwischen Mönchengladbach und Viersen 1917 begann die Venloer Bahn im neuen Viersener Bahnhof.
Zwischen Viersen und Dülken ist die Strecke zweispurig ausgebaut. Ein bis heute andauernder Mangel ist eine fehlende Verbindung der Strecke von Krefeld zur Strecke nach Venlo, die sogenannte Viersener Kurve. Das Fehlen verhindert den einfachen Übergang von Zügen aus dem Ruhrgebiet Richtung Niederlande. Bislang müssen diese Züge in Viersen 'Kopf machen' (= die Fahrtrichtung wechseln).
Im Zweiten Weltkrieg kam es zu geringen Zerstörungen, sodass die Bahnstrecke noch 1945 wieder in Betrieb genommen werden konnte. Wegen der Zerstörung der Maasbrücke westlich von Venlo konnte sie für alliierte Transporte nicht genutzt werden.
Im Bahnhof Kaldenkirchen wurde nach dem Zweiten Weltkrieg ein Gleisdreieck angelegt, das dem Drehen von Dampflokomotiven diente. Dieses wurde 1999 zurückgebaut. Bis zum 22. Mai 1968 wurde die Strecke elektrifiziert.
Zwischen Kaldenkirchen und Venlo gab es seit 1867 ein zweites Gleis, dass zur Strecke von Kempen nach Venlo gehörte. Die beiden parallel verlaufenden Bahnstrecken zwischen Kaldenkirchen und Venlo wurden von den beiden Eisenbahngesellschaften unabhängig voneinander betrieben. Nach der Verstaatlichung der Privatbahnen bis 1880 und Übernahme durch die Preußische Staatsbahn wurden die beiden separaten Strecken in eine doppelspurige Verbindung umgebaut (nach martijnvanvulpen.nl).
Die Strecke zwischen Venlo und Viersen wurde früher auch im internationalen Bahnverkehr genutzt. Hier fuhren Züge von Süddeutschland und der Schweitz nach Hoek van Holland, Rotterdam, Den Haag und Eindhoven. Internationalen Verkehr gibt es aktuell nur noch als Umleitungsstrecke, wenn die reguläre Verbindung über Oberhausen und Emmerich nach Arnhem gesperrt ist.
Heute wird im Personenverkehr nur noch der RE 13 angeboten, der an allen Stationen hält. 2023 wird er von Eurobahn mit Elektrotriebzügen des Typs „Flirt“ der Firma Stadler Rail bedient.
Die Strecke hat eine hohe Bedeutung im Güterverkehr; sie ist in den europäischen Güterverkehr zwischen Belgien, den Niederlanden und Deutschland eingebunden.
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Betriebsstellen
Die Strecke weist eine Länge von rund 23 Kilometern auf. Die Streckenkilometrierung beginnt in Viersen bzw. an der Grenze für den niederländischen Abschnitt. Die negative Kilometrierung für den Bahnhof Viersen ergibt sich daraus, dass der Bahnhof im Jahr 1918 vom ehemaligen Bergisch-Märkischen Bahnhof zum 400 Meter entfernten ehemaligen Rheinischen Bahnhof verlegt wurde. Die entstandene Längendifferenz der Strecke wurde durch die negative Kilometrierung aufgefangen.
(Bf = Bahnhof; Hp = Haltepunkt, jeweils aktuelle bzw. letzte Bezeichnung)
Bahnkilometer | Name |
-0,4 | Bf Viersen (seit 1918; ursprünglich Bf Viersen BM; Anschluss nach Mönchengladbach und Krefeld) |
5,0 | Bf Dülken |
9,8 | Bf Boisheim |
13,0 | Bf Breyell |
17,6 | Bf Kaldenkirchen (Anschluss nach Kempen; Übergang zur Kleinbahn nach Brüggen) |
19,3 | 0,0 | Grenze zwischen den Niederlanden und Deutschland |
3,3 | Station Venlo (ab 1865; Anschluss an die Strecken nach Maastricht und Nijmegen) |
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(Claus Weber, LVR-Redaktion KuLaDig, 2023)
Hinweis
Der Text wurde im Rahmen des Projektes „Eisenbahnen am Unteren Niederrhein“ 2023 erstellt.
Internet
nrwbahnarchiv.bplaced.net: NRW Bahnarchiv von André Joost, Strecke Viersen - Kaldenkirchen (Grenze) (Abgerufen: 12.10.2023)
nl.wikipedia.org: Spoorlijn Viersen - Venlo (Abgerufen: 12.10.2023)
de.wikipedia.org: Bahnstrecke Viersen – Venlo (Abgerufen: 12.10.2023)
www.gessen.de: Private Seite von Reinhard Gessen, Baesweiler. Strecke Kaldenkirchen – Dülken – Viersen (Abgerufen: 12.10.2023)
martijnvanvulpen.nl: Staatslijn G: Venlo – Pruisische grens (private Seite von Martijn van Vulpen, niederländisch) (Abgerufen: 12.10.2023)