Die ersten Bahnhöfe in Viersen
Der neue Bahnhof ab 1917
Das Empfangsgebäude von 1920
Bahnhofsvorplatz
Aktuelle Verkehrsangebote
Denkmäler
Hinweis, Quellen, Links, Literatur
Die ersten Bahnhöfe in Viersen
Am 5. Dezember 1849 wurde die Strecke der Ruhrort-Crefeld-Kreis Gladbacher Eisenbahn-Gesellschaft von Homberg am Rhein nach Viersen eröffnet, die Ende 1851 bis Gladbach fertig gestellt war. In Viersen lag der Krefelder Bahnhof am Ende der damaligen Casinostraße (heute Bahnhofstraße, im Verlauf der heutigen Freiheitsstraße). Es handelte sich um ein schlichtes Gebäude in Holzfachwerk. Die Gesellschaft wurde 1866 von der Bergisch-Märkischen Eisenbahn-Gesellschaft (BME) übernommen.
1866 wurde die Bahnstrecke von Viersen nach Venlo in Betrieb genommen. Diese war von der Preußisch-Niederländische Verbindungsbahn-Gesellschaft gebaut worden und wurde im gleichen Jahr an die BME verkauft. Diese erweiterte den vorhandenen Krefelder Bahnhof und nahm 1866 den neuen Bahnhof in Betrieb. Er lag nun zwischen den Straßen Gerberstraße/Goeterstraße im Norden und Lindenstraße/Alte Bruchstraße im Süden. Der Bahnhof wurde als Viersen BM bezeichnet.
Der Rheinische Bahnhof entstand 1881 als Kopfbahnhof für die Linie von Neuss über Neersen nach Viersen, erbaut und betrieben von der der Rheinischen Eisenbahn-Gesellschaft. Er lag im Bereich des heutigen Bahnhofsgeländes und verlor bereits 1887 seine Funktion. Das Bahnhofsgebäude wurde anschließend als Wohngebäude genutzt, bis es schließlich dem heutigen Bahnhof Viersen weichen mußte.
Nach der Verstaatlichung der privaten Bahngesellschaften wurde der gesamte Verkehr 1887 zum Bergisch-Märkischen Bahnhof verlegt. Gleichzeitig verlegte man die Strecke von Neuss in einem weiten Bogen an diesen Bahnhof.
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Der neue Bahnhof ab 1917
Da der Verkehr auf den bestehenden Bahnstrecken zunehmend den innerstädtischen Straßenverkehr störte, wurden ab den 1890er Jahren Überlegungen zu einer Veränderung der Situation entwickelt. Dazu gehörten die Höherlegung der Bahnstrecken und der Bau eines neuen Bahnhofes. Mit den Bauarbeiten begann man kurz vor Beginn des Ersten Weltkrieges 1914.
Der neue Bahnhof wurde im Bereich des ehemaligen Rheinischen Bahnhofes an der verlängerten Bahnhofstraße angelegt, heute Europaplatz. Die Zuführung der Gleise von Süden aus Richtung Neuss und Mönchengladbach wurde angepasst. Nördlich des Bahnhofes verlegte man die Gleise auf einen Damm, so dass die Straßen unter Brücken hindurch geführt werden konnten. Die älteren Bahnhöfe wurden aufgelassen. Zugleich erfolgte eine Trennung des Personenbahnhofes vom Güterbahnhof, der südöstlich des Personenbahnhofes angelegt wurde.
Der neue Bahnhof wurde 1917 in Betrieb genommen, das Empfangsgebäude am 22. Mai 1920, der Umbau aller Anlagen dauerte bis 1921. Es war vorgesehen, die beiden Bahnsteige mit einer hoch gewölbten, zweiteiligen Bahnhofshalle zu überdecken, vergleichbar mit der in Mönchengladbach. Dies wurde jedoch nicht ausgeführt.
Das Empfangsgebäude von 1920
Das Empfangsgebäude ist denkmalgeschützt, da der in den Kontext einer eigens neugeschaffenen Bahnhofsvorplatzanlage gestellte Bau mit klassizisierenden Einzelformen über barocker Grundrissdisposition die bis zum Ersten Weltkrieg stark gestiegene Bedeutung der Station Viersen verdeutlicht. Sein repräsentativer Anspruch unterstreicht das Selbstgefühl der prosperierenden Industriestadt Viersen im Verbund des Rheinischen Wirtschafts- und Verkehrsraumes. (nach Denkmalakte)
Das Empfangsgebäude besteht aus einem dominanten Zentralbau mit vorgelagertem Mittelrisalit. Dieser ist von Pilastern und einem Dreiecksgiebel gedeckt. Die zentrale Halle ist von einem Walmdach gedeckt. In dessen Firstmitte befindet sich eine runde Öffnung (Okolus ) mit einer Uhr. Ursprünglich gab es hier stuckiertes Rahmenwerk.
Die Sockelzone des Baus besteht aus Feldsteinquadern. Darüber belichten fünf hoch rechteckige Fenster die Empfangshalle. Die Fassade zum Vorplatz weist klassizistische Elemente auf.
Das Innere der Empfangshalle ist zeittypisch nüchtern-streng gehalten. Der Deckenspiegel ist dreifach ausgebildet, über mehrfacher Kehlung zurückgesetzt. In der Mitte des Spiegels befindet sich die Entlüftungsöffnung, die durch ein Gitter geschlossen ist. Sie leitet in den Belvedere über, der begehbaren Dachbekrönung.
Um den Zentralbau gruppieren sich, in barocker Manier, zurücktretende Zwischentrakte und ein pavillonartiger Eckbau. Nach Westen schließt sich an den Mittelbau der Gastronomietrakt unter einem Sockeldach an. Er ist niedriger gehalten und besitzt fünf Fensterachsen. Hier haben sich zur Gleisseite hin originale Holztäfelungen an der Decke des Restaurants erhalten. Im zum Bahnhofsplatz gelegenen Gebäudeteil gibt es sehr qualitätvolle, rautenförmig angeordnete Stuckierungen.
Der pavillonartige Eckbau besitzt drei Achsen unter einem Walmdach. Der Bau ist zweigeschossig, die Brüstungsfelder sind durch Putzmotive schmückend betont.
Nach Osten schließt sich an die Eingangshalle ein vier Achsen breiter, zweigeschossiger Flügelbau an. Er hat einen winkelförmigen Grundriss, der überleitet zu einem Seitenflügel. Dieser steht etwas zurück parallel zum Gleiskörper. Auch dieser Trakt weist die Ziermotive des westlichen Eckpavillons auf. (nach Gutachten Axel Föhl 1997)
Andere Elemente des Empfangsgebäudes und der Bahnsteige, wie Treppen, Unterführungen, Bahnsteigdächer haben keinen Denkmalwert, da sie im Laufe der Zeiten stark verändert wurden.
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Bahnhofsvorplatz
Der neue Bahnhof war auf dem ehemaligen Gelände des Rheinischen Bahnhofes außerhalb der Stadt angelegt worden. In den 1920er Jahren unternahm die Stadt Versuche, den Bahnhofsvorplatz zielgerichtet zu gestalten. Erste Planungen wurden nicht weiter verfolgt. Ein Vertrag vom März 1929 regelte die Nutzungen bahneigenen Geländes durch die Stadt.
Ab 1934 führte die Stadt Verhandlungen mit der Kaiser’s Kaffee Geschäft AG, um das Unternehmen als Investoren zu gewinnen. Die AG beauftragte den renommierten Architekten Emil Fahrenkamp (1885-1966) mit der Neugestaltung des Bahnhofsvorplatzes. Die Konzeption von 1937 wurde jedoch nicht vollständig umgesetzt. Umgesetzt wurde eine Wohnhauszeile gegenüber dem Empfangsgebäude des Bahnhofes, die den südlichen Abschluss des Platzes bildet. Die ersten Wohnungen wurden 1938 bezogen.
Der Platz wurde mit den Fahrbahnen in das Straßensystem des Bahnhofsviertels eingebunden. Die Grünflächen ordnete man nach geometrischen Prinzipien und parallel zum Empfangsgebäude. Die Bepflanzungen sind rezent.
Denkmalprägend sind die Natursteinpflaster vor dem Empfangsgebäude und die Bordsteinkanten aus Naturstein (Grauwacke), die überwiegend aus der Bauzeit der 1930er Jahre stammen (nach Denkmalbeschreibung).
Aktuelle Verkehrsangebote
Aktuell bedienen zwei ICE-Züge die Verbindung von Aachen nach Berlin-Ostbahnhof über Viersen. Im regelmäßigen Verkehr fahren Züge der Regionalexpresslinien RE 13 (Maas-Wupper-Express) und RE 42 (Niers-Haard-Express) sowie die Regionalbahnen RB 33 (Rhein-Niers-Bahn) und RB 35 (Emscher-Niederrhein-Bahn) den Bahnhof Viersen an.
Vor dem Empfangsgebäude befindet sich der Busbahnhof mit Verbindungen in die Stadt und ins Umland.
Denkmäler
Das Empfangsgebäude und der Bahnhofsvorplatz sind eingetragene Denkmäler der Stadt Viersen.
(Claus Weber, Redaktion KuLaDig, 2025)
Quellen
- Gutachten von Axel Föhl, LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland, vom 1.12.1997: Empfangsgebäude Hauptbahnhof, Viersen, Bahnhofsplatz 1 (siehe www.viersen.de, abgerufen 16.3.2025)
- Jutta Curiums: Der Bahnhofsvorplatz in Viersen - Denkmal und Denkmalwirklichkeit. In: Rheinischer Verein (Hrsg.): Rheinische Heimatpflege. 51. Jahrgang, Nr. 3, 2014, S. 191–198 (online www.jutta-curtius.de, abgerufen 16.3.2025)
Internet
nrwbahnarchiv.bplaced.net: Bahnarchiv NRW von André Joost, Bahnhof Viersen (abgerufen 16.03.2025)
de.wikipedia.org: Bahnhof Viersen (abgerufen 16.03.2025)
www.viersen.de: Denkmalbeschreibung Empfangsgebäude und Bahnhofsvorplatz Bahnhof Viersen (abgerufen 16.03.2025)
www.bahnhof.de: Informationen der DB AG (abgerufen 19.03.2025)
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