Kölnische Landstraße im Stadtgebiet von Wülfrath

Kölnstraße, strata coloniensis

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Archäologie
Gemeinde(n): Mettmann, Wülfrath
Kreis(e): Mettmann
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 51° 16′ 33,35″ N: 7° 02′ 32,39″ O 51,27593°N: 7,04233°O
Koordinate UTM 32.363.453,20 m: 5.682.330,26 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.572.776,60 m: 5.682.860,19 m
  • Denkmallistenblatt der Stadt Wülfrath zur Kölnische Landstraße "strata coloniensis"

    Denkmallistenblatt der Stadt Wülfrath zur Kölnische Landstraße "strata coloniensis"

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Die strata coloniensis (Kölnstraße) gehörte im Mittelalter zu den bedeutenden Fernhandelswegen des Niederbergischen Hügellandes. Sie verband die reichsfreie Abtei Werden mit der Handelsmetropole Köln.

Von dieser alten Straßentrasse sind heute im Stadtgebiet von Wülfrath Teilstücke als Bodendenkmal geschützt:
Nordwestlich des Stadtkerns von Wülfrath, von Flehenberg bis zur Düsseler Straße (L 422), war bis in die Mitte der 1970er Jahre die Trasse der strata coloniensis als ausgeprägter Hohlweg erhalten. Im Rahmen der Flurbereinigung wurde dieser Teil der historischen Straße angeschüttet und wird heute landwirtschaftlich genutzt. Südlich der Düsseler Straße ist sie modern überbaut und erreicht nach ca. 500 Metern die Feldflur. In ihrem weiteren Verlauf ist die ehemalige strata coloniensis, die bezeichnenderweise bis heute den Namen Kölnische Landstraße trägt, bis zur Stadtgrenze nach Mettmann als einfache Wegetrasse erhalten.
Westlich des Weilers Schlingensiepen, an Hänschesheide vorbei, verläuft sie immer auf der Hochfläche. Sie ist als einfacher Wirtschaftsweg asphaltiert.

Historische Quellen
Die erste und wichtigste Quelle, die die strata coloniensis betrifft, stammt aus dem Jahre 1065. In diesem Jahr schenkt Heinrich IV. dem Erzbischof Adalbert von Bremen den Bannforst wenaswald zwischen der Ruhr im Norden, dem Rhein im Westen und der Düssel im Süden. Im Osten reicht nach dieser Quelle das Waldgebiet bis an den Weg, der von der Werdener Brücke nach Köln führt und unterhalb des Hofes Thunis auf die Düssel trifft.
Darstellungen der Trassenführung zeigen die Karten des 19. Jahrhunderts wie die Karte von LeCoq (1805), die Urkatasterkarte (1830) und die Preußische Uraufnahme (1846) bzw. Neuaufnahme (1895) der Topografischen Karte im Maßstab 1: 25000.

Bedeutung
Der Straße kommt im Zusammenhang mit der Erschließung und damit der Besiedlung der Mettmanner Löss-Platte durch die Abtei Werden eine große geschichtliche Bedeutung zu. Das Kloster Werden wird 802 erstmals beschenkt und kann seinen Besitz in der Folgezeit stetig ausbauen. Mit der Erteilung des Immunitätsprivilegs von 877 tritt Werden in die Reihe der Reichsabteien ein und bleibt bis 1803 ein unabhängiges Territorium. Viele Höfe, die noch im ersten Jahrtausend in das Waldland hineingerodet haben, gehören der Abtei und liegen an der strata coloniensis. Die Straßentrasse führte östlich an Mettmann vorbei, da Mettmann zum Einflussbereich des Stiftes Kaiserswerth gehörte. Um 700 gegründet, hatte Kaiserswerth seinen Besitz durch Rodung der östlich gelegenen Waldungen in das Niederbergische Hügelland erweitert und bekam im Jahr 904 von dem Königshof Medamana zwei Hufen geschenkt. Da die Zehntabgaben an die Abtei Werden oder in Streitfällen die Betroffenen nach Werden mussten, diente die Straße als wichtige Verkehrsverbindung.
Für die Region typisch ist, dass die Einzelhöfe wie Höchsten oder Schragen in der Nähe von Quellmulden, aber nie direkt an der Straße angelegt wurden. In dieser topografisch günstigeren Lage war man so besser vor dem Gesindel und Soldaten, die sich auf diesen Fernhandelswegen herumtrieben, geschützt.

Mittelalterliche Fernhandelswege entstanden zumeist an den für die damalige Zeit günstigen topografischen Begebenheiten. Im Bergischen Land suchten sie die trockeneren Höhen oder Hochflächen und gingen nur dort wo eine Furt war ins Tal hinab, um einen Bach oder Fluss zu überqueren, wie im Bereich Hof Thunis. Die mittelalterlichen Wege waren wenig oder gar nicht befestigt. War eine Fahrspur ausgefahren wurde parallel dazu eine neue eingerichtet. Vor allem an den Berghängen entstanden so im Zusammenhang mit der Erosion ausgeprägte Hohlwege. Durch die eisenberingten Wagenräder der Karren und Fuhrwerke haben sich vielfach Fahrspuren als Karrengleise im Erdreich oder anstehendem Gestein erhalten.
Nach neueren wissenschaftlichen Forschungen wurden im Mittelalter durchaus auch die Fernhandelswege künstlich befestigt. Beispiele hierfür gibt es westlich von Paderborn, im Bereich der Wüstung Balhorn, am Hellweg gelegen.

Alte Straßentrassen und Hohlwege zeigen die Führung wichtiger alter Verkehrsverbindungen an, auf denen sich früher der Personen- und Warenverkehr abgewickelt hat. Damit stellen sie eine unverzichtbare Quellengattung zur Erforschung der Verkehrs-, Wirtschafts-, Siedlungs- und Territorialgeschichte des Rheinlandes sowie der Arbeits- und Produktionsverhältnisse im Mittelalter und der frühen Neuzeit dar.
Sie dokumentieren darüber hinaus eindrucksvoll politische, wirtschaftliche und kulturelle Verhältnisse und sind ein wichtiges Zeugnis der Menschheitsgeschichte. Es sind wichtige landesgeschichtliche Bodenurkunden, denn ihre Erforschung dient der Ergänzung und Präzisierung archivalischer Überlieferung und historischer Zeugnisse.

Abschnitte der strata coloniensis in Wülfrath sind eingetragenes Bodendenkmal (Stadt Wülfrath lfd. Nr. B 006, LVR-ABR ME 047, Eintragungstext vom 28.05.2002 siehe PDF-Dokument in der Mediengalerie). Die Straße setzt sich in den angrenzenden Gemeinden Mettmann und Velbert fort.

(LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland, 2017)

Internet
de.wikipedia.org: Alte Kölnische Landstraße - Die Strata Coloniensis (Abgerufen: 31.12.2016)

Literatur

Eggerath, Hanna (1992)
Die Strata Colonensis von Werden bis Hilden. In: Jahrbuch Kreis Mettmann 1992/93, S. 22 ff.. Mettmann.
Lacomblet, Theodor Josef (1840)
Urkundenbuch für die Geschichte des Niederrheins. Niederrheinisches Urkundenbuch (NRUB, vier Bände 1840-1858). (Veröffentlichungen der staatlichen Archive des Landes Nordrhein-Westfalen, C 10, Neudruck Siegburg 1981.) Bd. 1, (1840), S. 133, Nr. 205, Düsseldorf. Online verfügbar: digitale-sammlungen.ulb.uni-bonn.de, NRUB, abgerufen am 11.04.2024

Kölnische Landstraße im Stadtgebiet von Wülfrath

Schlagwörter
Ort
42489 Wülfrath
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Ortsfestes Bodendenkmal gem. § 3 DSchG NW
Fachsicht(en)
Archäologie
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Karten, Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung
Historischer Zeitraum
Beginn 800 bis 900

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„Kölnische Landstraße im Stadtgebiet von Wülfrath”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-262074 (Abgerufen: 28. April 2024)
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