Bahnhof Templerbend

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege
Gemeinde(n): Aachen
Kreis(e): Städteregion Aachen
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 50° 46′ 45,35″ N: 6° 04′ 34,83″ O 50,77926°N: 6,07634°O
Koordinate UTM 32.293.894,07 m: 5.629.354,10 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.505.428,49 m: 5.627.093,25 m
Der Bahnhof Templerbend lag an den beiden Strecken vom Rheinischen Bahnhof (heute Hauptbahnhof) nach Mönchengladbach bzw. Maastricht. Es war ein Inselbahnhof, der bis 1910 bedient wurde.

Planung und Bau der Bahnstrecke
Zu Beginn der 1840er Jahre kamen Planungen auf, um der einzigen niederländische Kohlenmine, die Domanial-Mijn bei Kirchrath, durch einen Eisenbahnanschluss gute Absatzbedingungen zu schaffen. Auch die Stadt Aachen stand dieser geplanten Bahnlinie positiv gegenüber, da sie das Wurmtal mit ihren Industrieanlagen berührte. Eine Verlängerung dieser Strecke bis Kohlscheid wäre möglich gewesen.
Der Ausgangspunkt der Bahn sollte nach dem Willen der Stadt ein Bahnhof am Ponttor sein. Hier hatten sich bereits zahlreiche Spediteure angesiedelt, die den Verkehr in die Niederlande betrieben. Deren Absatz war durch die Bahn von Köln nach Belgien bereits zurückgegangen, durch die neue Bahnlinie drohte eine weitere Verschlechterung der wirtschaftlichen und damit sozialen Situation in diesem nordwestlichen Stadtteil von Aachen. Da die Spediteure den Warenverkehr vom geplanten Bahnhof in die Stadt übernehmen könnten, bestand diese auf dem Bahnhof am Ponttor.

Zugleich wurden Forderungen nach einem Anschluss an den Rheinischen Bahnhof im Süden der Stadt erhoben (heute Hauptbahnhof), vordringlich von der Aachener Handelskammer unter ihrem Präsidenten David Hansemann. Die Überlegungen sahen einen Verlauf entlang der westlichen Stadtmauer vor, wie er später auch ausgeführt wurde. Zugleich kamen weitere Planungen auf. Aachen sollte über eine „Westliche Verbindungsbahn“ mit dem Rhein bei Düsseldorf verbunden werden, der späteren Eisenbahnstrecke Aachen ‒ Mönchengladbach ‒ Düsseldorf/Ruhrort.

Die Aachen-Maastrichter Eisenbahn-Gesellschaft erhielt am 30. Januar 1846 die Konzessionsurkunde für den preußischen Teil und am 13. Februar 1846 für den niederländischen. Die Strecke sollte vom Rheinischen Bahnhof in Aachen über die Bahnhöfe Templerbend, Richterich und Vetschau bis zur Grenze und weiter über Bocholtz, Simpelveld, Schin op Geul, Valkenburg, Houthem, Meerssen bis nach Maastricht führen. Zwischen dem Rheinischen Bahnhof und dem Abzweig bei Richterich verlief die Strecke parallel zur Aachen-Düsseldorfer Eisenbahn.
Nach endgültigen Festlegungen zum Verlauf wurde 1849 mit dem Bau begonnen. Die Strecke wurde am 20. Oktober 1853 in Betrieb genommen.

Bahnhof Templerbend
Mit der Stadt Aachen kam über die konkrete Lage des geplanten Bahnhofes am Ponttor keine Einigung zustande. Dennoch begannen die Vorarbeiten für einen Bahnhof bereits 1850, zur Eröffnung der Bahnstrecke 1853 wurde an der Turmstraße ein provisorischer Bahnhof eingerichtet. Den endgültigen Bahnhof Templerbend errichtete dann die Aachen-Maastrichter Eisenbahn-Gesellschaft bis 1858. Er lag im Bereich der heutigen Technischen Hochschule an der Schinkelstraße. Es handelte sich um einen Inselbahnhof, dessen Nordseite von der Aachen-Maastrichter, die Südseite von der Aachen-Düsseldorfer Eisenbahn-Gesellschaft genutzt wurde. Hier befand sich auch ein Zollgebäude für die Reisenden in die Niederlande. Zugleich mussten hier die aus dem Aachener Umland einreisenden Gewebetreibende die Schlacht- und Mahlsteuer abliefern.
Zu den Bahnhofseinrichtungen gehörten eine Drehscheibe direkt vom dem Bahnhofsgebäude zum Wenden von Lokomotiven. Der lang gestreckte Zoll- und Güterschuppen sowie die Ladestraße befanden sich an der Seite zur Turmstraße, erreichbar über den Bahnübergang an der Roermonder Straße.
Das Empfangsgebäude war von der südwestlichen Kopfseite aus erschlossen. Dies erforderte eine besondere Gestaltung dieser Seite, die an ein Stadttor erinnern sollte (vergleichbar sind die Empfangsgebäude im Dürener bzw. Hattinger Bahnhof nach Meyer 1989). Dazu gehörten auch zwei hohe Türme, die auch den Eingangbereich mit dem Windfang betonten. Das eigentliche Gebäude war dreigeschossig mit sechs Achsen und Mittelrisalit, an das sich weitere niedrigere Gebäudeteile anschlossen. Die beiden Hausbahnsteige besaßen Bahnsteigdächer.

1872 wurde die Verbindung von Aachen nach Belgien (heute Montzenroute) an den Bahnhof Templerbend angebunden. Diese führte zum damaligen Zeitpunkt noch über Plombières durch das Göhltal und an Montzen vorbei nach Welkenraedt.
Die Strecke zwischen Richterich und dem Bahnhof Templerbend in Aachen wurde 1910 stillgelegt, nachdem man eine neue Strecke weiter westlich über den Bahnhof Aachen-West errichtet hatte. Die Aufgaben des Güterbahnhofes übernahm der 1895 neu eröffnete Moltkebahnhof.

(Claus Weber, LVR-Redaktion KuLaDig, 2016)

Internet
de.wikipedia.org: Bahnhof Aachen-West - Bahnhof Templerbend (Abgerufen: 25.12.2016)

Literatur

Meyer, Lutz-Henning (1989)
150 Jahre Eisenbahnen im Rheinland. S. 528-530, Köln.

Bahnhof Templerbend

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Schinkelstraße
Ort
52062 Aachen
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:25.000 (kleiner als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Karten, Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung
Historischer Zeitraum
Beginn 1858, Ende 1910

Empfohlene Zitierweise

Urheberrechtlicher Hinweis
Der hier präsentierte Inhalt ist urheberrechtlich geschützt. Die angezeigten Medien unterliegen möglicherweise zusätzlichen urheberrechtlichen Bedingungen, die an diesen ausgewiesen sind.
Empfohlene Zitierweise
„Bahnhof Templerbend”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-262061 (Abgerufen: 20. April 2024)
Seitenanfang