Lage und Bedeutung An der Gemeindegrenze von Wiehl und Reichshof im Oberbergischen Kreis liegt südlich der Landesstraße 148 zwischen den Ortschaften Wiehl-Büttinghausen und Reichshof-Feld ein Grünlandkomplex mit verschiedenen Wiesen- und Magerrasenbereichen. Neben den zum Teil sehr artenreichen Wiesen und Magerrasen zeichnet sich dieses Gebiet durch seine Gebüschstrukturen aus.
Die „Dornhecke“ Die Gebüsche sind auch heute noch durch Schlehe (Prunus spinosa) und Weißdorn (Crataegus spec.) geprägt. Vermutlich gaben in der Vergangenheit diese dornenbewehrten Sträucher dem südwest exponierten Bergrücken zwischen Büttinghausen und Feld im Volksmund den Namen „Dornhecke“. Es wurde zwischen einer „unteren Dornhecke“ bei Wiehl-Büttinghausen und Wiehl-Angfurten und einer „oberen Dornhecke“ bei Reichshof-Feld unterschieden. Die heutigen Wiesen und Magerrasen sind leider nur noch Reste des um 1900 herrschenden Biotopmosaiks aus Felsboden-Pioniergesellschaften, Magerrasen- und Heidegesellschaften. Durch Intensivierung der landwirtschaftlichen Nutzung, Aufforstung mit Kiefern, Siedlungsbau, Nutzung als Abkippung für Müll sowie Brachfallen war das Gebiet an der Dornhecke bis in die 1980er Jahre stark beeinträchtigt und verändert worden. 1984 konnten verschiedene mit Müll verkippte Bereiche freigelegt und Biotopflegemaßnahmen durchgeführt werden. Aufgrund der besonders artenreichen und mit seltenen Pflanzen ausgestatteten Vegetation und zum Schutz von landeskundlich bedeutsamen Spuren eines alten Handelsweges wurden in den Jahren 2013 und 2014 im Bereich der „Dornhecke“ zwei verschiedene Naturschutzgebiete mit der Bezeichnung „NSG Dornhecke I“ (2013) auf dem Gebiet der Gemeinde Wiehl und „NSG Sangenberg-Dornhecke“ (2014) auf dem Gebiet der Gemeinde Reichshof ausgewiesen.
Standort Das Gebiet der „Dornhecke“ ist an einigen Stellen durch Skelettboden geprägt. Der Boden hat hier in manchen Bereichen nur eine Mächtigkeit von wenigen Zentimetern über dem Fels. In den Bereichen mit geringer Bodenauflage gilt, je geringer die Bodenauflage desto weniger Wasser und Nährstoffe stehen den Pflanzen für ihr Wachstum zur Verfügung. Diese Bereiche werden als mager bezeichnet.
Vegetation Auf den durch Wasser und Nährstoffknappheit geprägten flachgründigen Böden konnten sich artenreiche Magerrasen und Glatthaferwiesen entwickeln. Reste dieser Magerrasen und Glatthaferwiesen findet man auch heute noch im Gebiet der „Dornhecke“. Sie zeichnen sich durch ihre Artenvielfalt und für das Oberbergische interessante und seltene Pflanzenarten aus. Als besondere Arten im Bereich der Glatthaferwiesen seien hier das Gewöhnliche Zittergras (Briza media), die Wiesen-Witwenblume (Knautia arvensis), die Wiesen-Flockenblume (Centaurea jacea) und der Kleine Klappertopf (Rhinanthus minor) genannt. Der Klappertopf ist ein Halbschmarotzer und kann dadurch das Wachstum seiner Wirtspflanzen schwächen. Wiesen, auf denen viel Klappertopf vorkommt, können starke Ertragseinbußen verzeichnen. Auch der Färber-Ginster (Genista tinctoria) sei hier erwähnt. Er wächst in einem Bereich, der sich, trotz der eigentlich in der „Dornhecke“ vorherrschenden relativ flachgründigen und trockenen Böden, als ein eher gut mit Wasser versorgter bzw. wechselfeuchter Standort zeigt. Der Färber-Ginster ist eine ausgesprochene Stickstoffarmut anzeigende, alte Färbe- und Heilpflanze und gilt als Weideunkraut, weil er von den Weidetieren nicht gerne gefressen wird. In den wechselfeuchteren Bereichen der „Dornhecke“ kann man auch den Gewöhnlichen Teufelsabbiss (Succisa pratensis) finden. Der Teufelsabbiss hat seinen Namen von seinem wie abgebissen aussehenden „Sprossachsensystem“ (Rhizom), das der Teufel einer Sage nach aus Zorn über die Heilkraft der Pflanze abgebissen haben soll.
Historische Spuren Im Bereich der „unteren Dornhecke“ befindet sich ein Bereich mit Karrenspuren auf Felsen welcher als Bodendenkmal eingetragen ist. Heute ist dieser Bereich nur schwer auszumachen. Mehrere Fahrrinnen wurden hier durch jahrzehnte- wenn nicht jahrhundertelange Nutzung als Fahrweg in den schiefrigen Felsen eingegraben. Dieser Weg ist bereits auf der Mercator-Karte von 1575 verzeichnet. Es handelte sich um die Nebenstrecke von Drabenderhöhe nach Kalbertal. Sie ist im Zusammenhang mit den beiden mittelalterlichen Fernhandelsstraßen der Zeithstraße von Siegburg zum Hellweg (Hagen, Dortmund) und der Brüderstraße von Köln nach Siegen zu sehen. Die Spurweiten der Fahrrinnen verraten, dass der Weg von großen Ferntransportwagen genutzt wurde.
(Biologische Station Oberberg, 2016. Erstellt im Rahmen des Projektes „Naturschutz trifft Kulturlandschaft – HEUland“. Ein Projekt der Biologischen Stationen Oberberg und Rhein-Berg im Rahmen des LVR-Netzwerks Landschaftliche Kulturpflege.)
Quelle Eintragungsbescheid des Bodendenkmals „Zeithstraße“ in die Bodendenkmalliste der Stadt Wiehl vom 12.04.2001
Die Dornhecke bei Wiehl - ein historisch wie ökologisch bedeutsames Gebiet. In: Rheinische Heimatpflege 23, Heft 3, S. 187-192. Köln.
Galunder, Rainer; Neumann, Roland (1990)
Der Rückgang der Magerrasen, Feuchtwiesen und Hangmoore im Oberbergischen Kreis. Das Schicksal der heimischen Orchideenflora als Beispiel. (Rheinische Landschaften, Heft 35.) S. 10-11. Neuss.
Schumacher, Albert (1934)
Die Dornhecke. In: Nachrichten-Blatt der Oberbergischen Arbeitsgemeinschaft naturwissenschaftlicher Heimatforschung 5.Jahrgang, S. 35-44. Gummersbach/Waldbröl.
Artenreiche Wiesen und Magerrasen östlich von Wiehl-Büttinghausen
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Empfohlene Zitierweise
Biologische Station Oberberg (2016): „Artenreiche Wiesen und Magerrasen östlich von Wiehl-Büttinghausen”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-262054 (Abgerufen: 16. September 2024)
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