Niederungsburg und Rittergut Haus Brück in Erkrath

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Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Gemeinde(n): Erkrath
Kreis(e): Mettmann
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 51° 13′ 40,05″ N: 6° 55′ 0,33″ O 51,22779°N: 6,91676°O
Koordinate UTM 32.354.543,65 m: 5.677.218,72 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.564.081,44 m: 5.677.387,91 m
  • Haus Brück in der Düsselaue bei Erkrath von Osten her gesehen (1911)

    Haus Brück in der Düsselaue bei Erkrath von Osten her gesehen (1911)

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    Erwin Quedenfeld
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  • Das Haus zur Bruggen 1598 - Ausschnitt aus historischer Karte des Michael Mercator

    Das Haus zur Bruggen 1598 - Ausschnitt aus historischer Karte des Michael Mercator

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    Mercator, Michael / Landesarchiv Nordrhein-Westfalen
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    Michael Mercator
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  • Ausschnitt aus der Flurkarte Erkrath, Flur 3, 1895, mit dem damaligen Bestand Haus Brück

    Ausschnitt aus der Flurkarte Erkrath, Flur 3, 1895, mit dem damaligen Bestand Haus Brück

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  • Haus Brück in der Düsselaue bei Erkrath von Westen her gesehen (um 1930)

    Haus Brück in der Düsselaue bei Erkrath von Westen her gesehen (um 1930)

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  • Schlüssellochscharte am Turm von Haus Brück (2015)

    Schlüssellochscharte am Turm von Haus Brück (2015)

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    Horst-Ulrich Osmann
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Haus Brück ist eine wasserumwehrte Niederungsburg mit westlich vorgelagertem Wirtschaftshof und östlich anschließendem Grünland bzw. ehemaligen Gartenanlagen.

Baubeschreibung
Der Name
Ältester urkundlicher Nachweis
Bedeutung, Rechts- und Besitzgeschichte vom 14. bis zum Ende des 16. Jahrhunderts
Besitzgeschichte ab dem 17. Jahrhundert
Rittergut
Quellen, Literatur

Baubeschreibung
Wasserumwehrte Niederungsburg mit westlich vorgelagertem Wirtschaftshof und östlich anschließendem Grünland bzw. ehemaligen Gartenanlagen. Die noch in Teilen vorhandene, vor Zeiten umfangreichere Gräfte speist der vorbeifließende Düsselbach. Über eine, den westlichen Wassergraben überspannende Korbbogenbrücke aus Backsteinen erreicht man das zweigeschossige, in 5 Achsen gegliederte U-förmige, aus verputzten Bruchsteinen errichtete Herrenhaus mit Satteldach, das an der Ostseite beider Seitenflügel in einem Krüppelwalm ausläuft. Die dreiteilige Dachgaube über der Mittelachse der Westfassade scheint - nach Abgleich mit älteren Fotos - erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts eingebaut worden zu sein. Das vom Typus her dem frühen 18. Jahrhundert angehörende Haus wurde dem Augenschein nach auf den 1,25 m mächtigen Mauern eines älteren, etwa zur Hälfte eingetieften Kellergeschosses errichtet. An der Nord-Westseite schließt sich ein zweigeschossiger Turm auf quadratischem Grundriss mit 1,45 m Wandstärke im Sockelgeschoss an. Alle vier Turmseiten weisen - in der Schießnische 1,05 m tiefe - Schlüssellochschießscharten auf, die für Feuerwaffen bestimmt waren und frühestens im 15. Jahrhundert auftreten, vergleichbar Haus Unterbach. Obwohl die Mauerstärke eindeutig auf fortifikatorische Funktionen hinweist, bleibt fraglich, ob die Schlüssellochscharten noch einer Verteidigungsfunktion dienten oder bei einem Umbau nur als schmückendes Beiwerk übernommen wurden. Zum Wirtschaftshof gehört ein Pächterhaus mit einer älteren massiven Scheune aus Bruchsteinen, eingeschossigen Stallungen und einer mit Backsteinen ausgefachten Fachwerkremise, diese inschriftlich datiert 1904. Nach neuesten Erkenntnissen bestand Haus Brück bereits 1258. Ein ursprünglich zum Ensemble gehörendes, weiter östlich gelegenes Back- und Brauhaus existierte bereits 1598 nicht mehr (LAV NRW R, RW Karten 6491). Ab dem 17. Jahrhundert wird regelmäßig ein - heute nicht mehr bestehendes - Gärtnerhaus in Erkrath erwähnt, in dem der Gärtner des Herrenhauses wohnte (LAV NRW R, JB III, Nr. 579).
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Der Name
Der Name des durch Wehrturm und Wassergraben befestigten Rittergutes geht mit Gewissheit auf die in unmittelbarer Nähe gelegene steinerne Brücke über die Düssel zurück. Die Brücke wird 1383 erwähnt, als Herzog Wilhelm I. von Berg dem Reinken von Ulenbroich für seine treuen Dienste die Fischerei in der Düssel „von der Steinbruggen zu Erckroide“ bis zur Quelle überträgt (Stadtarchiv Erkrath, S 2/2, Slg. Niederau, Regest). Steinerne Brücke und befestigtes Haus sind als Einheit zu sehen und zusammen spätestens in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts entstanden.
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Ältester urkundlicher Nachweis
Eine Reichskammergerichtsakte im Landesarchiv NRW, Duisburg, enthält auch eine vom Notar Johann Harken in Niederdeutsch transkribierte Latein-Urkunde mit dem ältesten Nachweis zur Geschichte von Haus Brück. Die Abschrift ist bisher unveröffentlichte und daher unbekannt.

Regest:
Ritter Engelbert von Ulenbroich gibt sein Gut zu der Bruggen im Kirchspiel Erkrath, das er von den Herren von Gymnich (Gemmich) gekauft hatte, dem Evert, genannt von der Düssel und dessen (ungenannter) Ehefrau, auf Lebenszeit gegen 5 Schilling Kölner Währung als (Pacht-)Lehen. Graf Adolf von Berg und seine Frau Margarete siegeln. Zeugen: Adolf (Aleff) von (Stanger?), Adolf von dem Bongard (Bungardt), Adolf von Eller (Elnarr), Heinrich von Erkrath (Eriyckradt), Wilhelm von Hilden (Heldene), Hermann von Bottlenberg (Budelinberg) und Gottschalk von Linnep. Im Jahr unseres Herren Tausen Zwei Hundert und Acht und Fünfzig, am Tag nach Sankt Servatius (14.Mai) (LAV NRW R, RKG 376 B 838/3205).

Original-Text:
In den Namen ind der ungedeylder Dreyvaltichkeit Ich
Engelbertus van Ulenbroich Ritter allen Christen gelovygen
yn ewicheyt darumb allerdynk myt der Tyt kundt und mit der Tyt vergenlich
Wyrdt, so (erlicht) einer aldynk zo verwaren myt der
wairheit. Ind herumb will ich einem Jehlichen offenbar
sey. So als dat Gut tzo der Bruggen gelegen yn dem
Kirspell van Erickradt dat vurmals der Herrn von
(Gemmich) gewest wass, und zo mich durch eynen
rechten stedichen Kauf gekommen yst Ind Ich angeseye
Leyffde (und?) rechtverdychheyt de guede Ewarts, also
genanth van der Dusselen tzo den vurß guide gehorende
dem Everden Ind seiner Hausf~ zo leyen verdayn hayn
Im ind seinen erven van myr Ind meinen
Erffen van rechter erffsschaft yn Leyn tzo besitzen
In datt mit alsulchem underscheide uff sulches Leyn
Gut durch Doyt syner oder seiner Hausfrauen
vellich werde, vor sich dass dan eyn Herr were, vur
Recht gesacht wird, hergeweyde myr off meynen
Erffen sechs Schyllynk Cölsch pagimentz sullen sy
Geven vur wylcher pennigh ych die vurgesachte gutter dem
Erven ge… have eyn Leyn zo besitten Ind nit hiran
mals er datt In redelychen werke zum
an komen desen gegen wordichen Brieff de dysse
ordinge gebiet? myt eyner levendiger stimmen sall
bekennen meyns Herrn Aleffz Greve van dem Berghe
ind meiner Frauen Margreten desselvigen Herrn
Gräffyin myt Irer beyder segeln hayn lassen bevestigen
ind den vurß Evert Ind seinen Erven have
gegeven tzo behalten in getreylicheydt diss vurß
alsamen getzeuch sind. Aleff van (Stanger ?), Aleff van
dem Bungart, Aleff van Elnarr, Heinrich van Eriyckradt,
Ind Wilhelm van Heldene, Hermann van Budelinbergh,
Gottschalk van Linnipe. Geschiet und gegeven In dem
Jair unsers Herrn Dusent tzwe hundert Ind acht Ind
Vunffzich dess anderen Dages na sent Servatius.

Dit wie vurß Ist ein Copey dyss originaLis
breve uyß dem Latein in Deutsch gemacht
yn bester Sommen man doyn
… van mir Her Johan Harken open
Bair Indt approbyrden Notarius Im
bey wessen der erwerdyg Herren
Voss vicarius tzo Elnarr und H. Dyrichs
In dem Velde vicarius zo Erickradt
Rückaufschrift:
Verpachtung oder Lehn der Brücken

Damit steht fest, dass Haus Brück bereits in der Mitte des 13. Jahrhunderts bestand und weitaus älter ist, als bisher bekannt. Eine Überlieferungslücke für mehr als hundert Jahre lässt sich leider nicht schließen.
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Bedeutung, Rechts- und Besitzgeschichte vom 14. bis zum Ende des 16. Jahrhunderts
Am 16. Juni 1375 übertrug Dietrich von Lohausen, genannt Oesse, das Gut „zu der Bruggen“ im Kirchspiel Erkrath erblich an Maes (Thomas) von Ulenbroch, Drost des Landes Berg. Dietrich von Lohausen hatte Haus Brück - wie vor ihm schon seine Eltern - von Wilhelm von Jülich, Graf von Berg und Ravensberg erhalten (Stadtarchiv Erkrath, S 2/2, Slg. Niederau, Regest). Dem Kontext der Güterübertragung lassen sich - neben der Ersterwähnung von Haus Brück - einige wichtige Hinweise zur Geschichte des Rittergutes entlocken. Die von Lohausen genannt Oesse erhielten das Haus als (Dienst-)Lehen von Wilhelm von Jülich, Graf von Berg. Wann das geschah, bleibt ungewiss. Da aber schon Dietrichs Eltern im Besitz von Haus Brück waren, muss die Belehnung etliche Jahre zurück liegen. Johann „van der Bruggen“, der am 1.Mai 1372 als Siegelzeuge in einer Erkrather Erbpachturkunde auftritt, kann als Vorbesitzer und deshalb möglicherweise als Dietrichs Vater angesehen werden (Stadtarchiv Erkrath, S 2/2, Slg. Niederau, Regest). Nicht belegt, aber wahrscheinlich ist, dass Dietrich bzw. sein Vater die Belehnung mit Haus Brück ebenfalls in einer Funktion als Amtsträger des Grafen von Berg erhielten. Unter Einschluss der ältesten Urkunde kann angenommen werden, dass die Grafen von Berg schon 1258, spätestens aber 1375 das Obereigentum an Haus Brück als Lehensherren beanspruchten und das Rittergut nach Bedarf und Belieben an ihre Ministerialen vergaben. Jedenfalls fordert Wilhelm von Jülich, Graf von Berg, das befestigte Haus Brück vom letzten Lehnsträger Dietrich von Lohausen zurück, um seinen Beamten Thomas von Ulenbroch mit einem adäquaten Dienstsitz auszustatten. Inwieweit Thomas in familärer Verbindung zu Engelbert von Ulenbroch stand, bleibt in Ermangelung jeglicher Quellen offen. Thomas war als Drost des Landes Berg seinerzeit wohl einer der höchsten Amtsträger des bergischen Grafen.

Janssen umschreibt Amt und Aufgaben so: „Eine herausgehobene Stellung nahm darunter der Drost (Dapifer) ein, der in frühester Zeit wohl die Hofhaltung leitete, und zwar neben den politischen Aufgaben, die ihm darüber hinaus aufgetragen waren. Der Dapifer-Titel erscheint im Übrigen nicht nur im Zusammenhang mit dem gräflichen Hof, sondern auch in Verbindung mit landesherrlichen Burgen und Städten als örtlichen Kristallisationspunkten gräflicher Herrschaft. Diese lokalen Dapifer ... fungieren als Vertreter des Landesherren in einem bestimmten Bezirk“ (Janssen 2014). Janssens Erklärung trifft die Erkrather Verhältnisse absolut: der Landesherr überlässt seinem mit Titel und Funktion bezeichneten hohen Beamten eine durch Wassergräben und Wehrturm befestigte Niederungsburg im - hier nicht explizit erwähnten, aber seit 1361 nachweisbaren - Landgerichtsbezirk Erkrath. Söhne und Enkel des Thomas von Ulenbroch standen ebenfalls in Diensten des bergischen Herzogs und des Gerresheimer Stiftes, wenn auch nicht mehr in so exponierter Stellung.

Haus Brück bleibt in der Familie bis zum Tod des Ur-Urenkels, Adolf von Ulenbroch nach 1494. Dieser tritt 1482 als Gründungsprotektor der neugegründeten Erkrather Sebastianus-Schützenbruderschaft auf. Auf dem Erbweg gelangte die Wasserburg an Evert, Sohn des Johann von Efferen genannt Hall und der Gertrud von Ulenbroch. Nachdem Evert um 1520 offenbar kinderlos verstarb, ging der Erkrather Besitz an seinen Bruder Adolf von Efferen genannt Hall (Erbvertrag der Brüder von Efferen genannt Hall in: LAV NRW R, RKG 376 B 838/3205). Über dessen Sohn Johann aus der Ehe mit Katharina von der Bongardt gelangte Haus Brück als Teil des Erbe in den Besitz von Adolf von Efferen genannt Hall zu Disternich († 1580). Seine Witwe Margarete von Bernsau († 1617) war noch 1597 im Besitz des Hauses Brück. Nach 50jährigem, letztlich für die von Efferen genannt Hall verlorenem Prozess vor dem Reichskammergericht sollte Haus Brück nach 1617 in die Hände der Erben Schall von Bell übergehen (LAV NRW R, RKG 2932 I-J 73/331). Ob es dazu kam, ist ungewiss. Aus 1618 liegt die Replik des Jost Hermann von Eller zu Laubach auf eine Klage der Söhne des Jülichen Rates Peter Yven bei der Düsseldorfer Hofkanzlei vor. Die Parteien stritten um die Fischereirechte in der Düssel, deren Rechtsanspruch Jost Hermann negierte und die Gebrüder Yven an der Ausübung mit der Begründung hinderte, dass sie keine Edelleute wären und auch nicht durch den Besitz des Hauses Brüggen dazu qualifiziert würden (Stadtarchiv Erkrath, S 2/2, Slg. Niederau, Regest). Demnach waren 1618 die bürgerlichen Brüder Yven Inhaber und Bewohner des Rittergutes, unbekannt bleibt, wie es in ihre Hände gelangte.
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Besitzgeschichte ab dem 17. Jahrhundert
Nach der älteren Heimatliteratur war Haus Brück zwischen 1647 und 1671 im Besitz der „Witwe von der Reck und Witwe von Lützerode, geb. von der Reck“ (Hünermann 1907). Erstere meint wohl Odilia von der Lipp, Ehefrau und spätere Witwe des Franz von der Reck (*ca. 1600/1610), der sich Herr zu Brüggen nannte. Ihre gemeinsame Tochter Maria Adolphina von der Reck (*ca. 1630), Erbin zu Brügge, heiratete 1654 Johann Reiner (Reinhard) von Lützerath zu Klarenbeck (bei Kranenburg, Kreis Kleve). Damit wäre der erwähnte Personenkreis identifiziert. Ob es sich bei dem genannten „Brüggen“ um den Adelssitz bei Erkrath handelt, bleibt zweifelhaft. Schon der Vater des Franz von der Reck, Jobst (*ca. 1570), nannte sich Herr zu Brüggen, zu einer Zeit, als die Besitzrechte des Erkrather Rittergutes noch zwischen den von Efferen genannt Hall und den Schall von Bell strittig waren (von Steinen 1757). Dennoch ist nicht auszuschließen, dass nach 1618 Jobst v.d. Reck durch unbekannte Umstände in den Besitz des Erkrather Herrenhauses gelangte.

Mit Adrian Wilhelm von Virmond zu Neersen (*1613, † 1681) beruht die Besitzfolge für Haus Brück wieder auf gesicherten Tatsachen (Stadtarchiv Erkrath S 2/2, Slg. Niederau, Regest). Aus seiner 1662 geschlossenen zweiten Ehe mit der 1640 geborenen Maria von der Horst folgte ihm sein Sohn Damian Hugo von Virmond zu Neersen, (* 1666, † 1722), Kaiserlicher General und Diplomat, 1706 in den Reichsgrafenstand erhoben. Damian Hugo ehelichte 1693 Johanna Petronella Victoria Maria Anna von Nesselrode-Reichenstein (*1670, † 1698). Erbtochter aus dieser Ehe war Maria Ludovica Gräfin von Virmond-Neersen (* 1689, † 1738). Sie brachte u.a. Haus Brück an ihren Ehemann Johann Hermann Franz Graf von Nesselrode-Landskron (*1671,† 1751), Herr zu Grimberg, Vondern, Brück, Grevel, Landskron und Venn, Kaiserlicher Kämmerer, Wirklicher Geheimer Rat und Generalfeldmarschall. Mit dem Erbfall kam Haus Brück an Sohn Johann Wilhelm Maximilian Graf von Nesselrode-Landskron (*Wien 1726, † 1800), Herr zu Grimberg, Vondern, Brück, Grevel, Landscron und Dorrewald, Kaiserlicher Kämmerer, Bergischer Erbmarschall und Landständischer Erbdirektor. Als 1776 Hermann Hubert von Bree Haus Brück kaufte, geschah das wohl im Rahmen einer Schuldentilgung, denn der Graf von Nesselrode-Landskron schuldete ihm seit 1771 mehr als 5.000 Reichstaler, zu deren Sicherung Haus Brück ausgesetzt war.

Hermann Hubert von Bree (* ca. 1735, † Köln 1781), Kurpfälzischer Hofrat, Besitzer der Güter Laubach und Forst, war seit 1761 verheiratet mit Anna Catharina von Godesberg (* 1736, † 1787). Die einzig überlebende Erbtochter Wilhelmine (* Düsseldorf 1766, † Düsseldorf 1839) heiratete 1800 Johann Jakob von Kylman (* Düsseldorf 1752, † Düsseldorf 1837), Preußischer Appellationsgerichtspräsident, Reichsfreiherr seit 1790, Besitzer der Güter zu Anger, Forst, Garath, Golzheim, Hamm und Stoltzkamp. Tochter Constanze von Kylman (* 1801, † 1872) erbte Haus Brück und brachte das Gut ein in die 1822 geschlossene Ehe mit Philipp Josef von Lezaak (* 1796, † 1876). Sohn und Erbe Eugen von Lezaak (* 1837) verkaufte nach dem Tod des Vaters Haus Brück mit dem Eickener Hof um 1885/86 an den Ackerer und Müller Franz Koch (Zu den Adelsfamilien siehe: Schleicher 1995). 2008 erwarb Rolf Deuerlein das Anwesen von den Erben Bedbur.
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Rittergut
Ein Rittergut war ein Landgut, mit dessen Besitz durch Gesetz oder Gewohnheitsrecht Vorrechte des adeligen Grundherrn, insbesondere Steuerbefreiungen und die Landtagsfähigkeit, verbunden waren. Die einem Rittergut anhaftenden Vorrechte, insbesondere Befreiungen von sonst auf ländlichen Gütern haftenden Steuern und bäuerlichen Lasten, sollte ursprünglich ein Ausgleich für die im Mittelalter dem Ritterstand obliegende Verpflichtung zu Ritterdiensten geboten werden. Die Ritter waren als Vasallen und Ministeriale für den Lehnsherren zum Kriegsdienst zu Pferde verpflichtet. Mit dem Ende der Ritterzeit zu Beginn des 15. Jahrhunderts wandten sich die Rittergutsbesitzer häufig der landwirtschaftlichen Bewirtschaftung ihrer Güter zu. Bedeutung behielt weiterhin das den Rittergütern anhaftende politische Mitbestimmungsrecht in den Landtagen. Dort bildeten die Rittergutsbesitzer die Ritterschaft innerhalb der Landstände. Über die Rittergüter wurden Verzeichnisse geführt, die sogenannten Ritterzettel oder Rittergutsmatrikel. Nur den immatrikulierten Gutsbesitzern stand die Landstandschaft zu.

Auf die von Ulenbroich und die von Efferen genannt Hall, die das Haus wohl noch selbst bewohnten, folgten im 17. Jahrhundert adelige Besitzer, die ihrer Ämter wegen Residenzen in den damaligen größeren Städten bevorzugten. Der ländliche Rittersitz wurde nebensächlicher Bestandteil ihrer weitgestreuten Besitzungen, verwaltet von Rentmeistern und bewirtschaftet von Pächtern. Als solche werden namentlich bekannt Johann Peter Esch, zunächst Schuster des Hauses Brücken, dann Pächter desselben. 1771 war Johann Theodor Liethen Pächter (Kirchenbuch St. Johannes der Täufer Erkrath). Wie andere Häuser und Höfe im Kirchspiel musste 1498 auch „die Brugge, das Ulenbroicks Gut genannt, ½ Sümber Roggen“ zum Unterhalt des Küsters beitragen. Als Adelsbesitz war das Rittergut sonst steuer- und abgabenfrei, deswegen erscheint es auch nur ausnahmsweise in Lager- und Schatzbüchern. Um 1700 heißt es: „das Freiadelige Haus Brüggen, wird zuweilen von der Herrschaft selbst, sonsten durch dero Leute bewohnt, hat ein Pferd zum Acker“. 1832 wurden dem Haus 236 Morgen 88 Ruten 20 Fuß Grundbesitz zugeschrieben. Der Besitzer Freiherr von Kylmann besaß mit dem nahegelegenen, verpachteten Eickener Hof (rund 172 Morgen), der Brückermühle (rund 6 Morgen) und dem nur noch als Haus bestehenden ehemaligen Hof Schirpenbroch (3 Morgen) 1832 mehr als 416 Morgen Acker-, Busch- und Grünland in Erkrath (LAV NRW R, Reg. Düsseldorf, BR 0143, Kataster-Güterverzeichnis Nr. 208/209).

Seit dem Ende des 17. Jahrhunderts gehörte die östlich am Düsselbach gelegene Brügger Mühle zum Haus. Möglicherweise wurde sie während der Zeit der Freiherren von Virmond erbaut. Angeblich existierte eine heute unbekannte Kurfürstliche Konzession zum Bau der Mühle vom 4.Mai 1693 (van de Loo 1940). Im Gegensatz dazu ist Wilhelm Beissen oder Beißmann bereits 1686 als Müller der Brüggermühle nachweisbar, die Mühle muss also älter sein. Spätere Nachweise nennen ab 1721 und noch 1730 Johann Wilhelm Liethen, ab 1776 Wilhelm Heinrich Liethen als Pächter. 1833 bis 1836 war Anton Kemperdick Pächter und Müller, 1858 dann Franz Koch. Freiherr Eugen von Lezaak verkaufte die Mühle im September 1890 an Friedrich Julius Bernsau, der nachfolgend einen zweiten Standort für seine Papierfabrik errichtet.
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(Horst-Ulrich Osmann, Bergischer Geschichtsverein Abteilung Erkrath, 2016)

Quellen
Landesarchiv Nordrhein-Westfalen, Abt. Rheinland (LAV NRW R), RW Karten 6491.
Landesarchiv Nordrhein-Westfalen, Abt. Rheinland (LAV NRW R), JB III, Nr. 579.
Stadtarchiv Erkrath, S 2/2, Sammlung Niederau, Regest.
Landesarchiv Nordrhein-Westfalen, Abt. Rheinland (LAV NRW R), RKG 376 B 838/3205.
Landesarchiv Nordrhein-Westfalen, Abt. Rheinland (LAV NRW R), RKG 2932 I-J 73/331.
Kirchenbuch St. Johannes der Täufer Erkrath, Degenhard/Strahl, Düsseldorfer Trauregister 3.2, 1999.
Landesarchiv Nordrhein-Westfalen, Abt. Rheinland (LAV NRW R), Reg. Düsseldorf, BR 0143, Kataster-Güterverzeichnis Nr. 208/209.
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Literatur

Hünermann, Fritz; Hünermann, Josef (1907)
Erkrath und seine Umgebung. In: Düsseldorfer Tageblatt, Düsseldorf.
Janssen, Wilhelm / Gorißen, Stefan (Hrsg.) (2014)
Das Bergische Land im Mittelalter. In: Die Geschichte des Bergischen Landes. 1. Bis zum Ende des Herzogtums 1806, (Bergische Forschungen, 31.) S. 25-140. Bielefeld.
Loo, Leo van de (1940)
Bernsau. Zur Geschichte des Ritter- und Bauerngeschlechtes (1150-1940). Mit einer Geschichte der niederbergischen Herrschaft Hardenberg und vieler niederbergischer Höfe. Essen.
Osmann, Horst-Ulrich / Bergischer Geschichtsverein Abt. Erkrath (Hrsg.) (2017)
Erkrath und Haus Brück 1598 - Mercators Karte als Quelle zur Orts- und Familiengeschichte. (Niederbergische Geschichte, Band 8.) Erkrath.
Steinen, Johann Dietrich von (1757)
Westphälische Geschichte. Lemgo.
(1995)
Ernst von Oidtman und seine genealogisch-heraldische Sammlung in der Universitäts-Bibliothek zu Köln. (Veröffentlichungen der Westdeutschen Gesellschaft für Familienkunde e.V., Sitz Köln, 74.) Köln.

Niederungsburg und Rittergut Haus Brück in Erkrath

Schlagwörter
Ort
40699 Erkrath
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Ortsfestes Denkmal gem. § 3 DSchG NW
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Archivauswertung, Literaturauswertung, Auswertung historischer Schriften, Auswertung historischer Karten
Historischer Zeitraum
Beginn 1230 bis 1258

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Horst-Ulrich Osmann: „Niederungsburg und Rittergut Haus Brück in Erkrath”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-262033 (Abgerufen: 27. April 2024)
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