Mahnmal in der Wenzelnbergschlucht in Langenfeld

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Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Gemeinde(n): Langenfeld (Rhld.) (Nordrhein-Westfalen)
Kreis(e): Mettmann
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 51° 07′ 18,97″ N: 6° 59′ 25,91″ O 51,12194°N: 6,99053°O
Koordinate UTM 32.359.372,34 m: 5.665.304,89 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.569.393,16 m: 5.665.678,66 m
  • Mahnmal Wenzelnberg in Langendfeld (2016)

    Mahnmal Wenzelnberg in Langendfeld (2016)

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Nur wenige Tage vor der Befreiung Langenfelds und Solingens durch US-Amerikanische Soldaten am Ende des Zweiten Weltkrieges wurden am Ort des Mahnmals 71 Insassen aus verschiedenen Gefängnissen der Region am 13. April 1945 von Nationalsozialisten, ohne Prozess hingerichtet. Es handelte sich dabei um 60 Gefangene aus dem Zuchthaus Lüttringhausen bei Remscheid, je vier Gefangene aus Wuppertal-Bendahl und Ronsdorf sowie drei Häftlinge mit unbekannter Herkunft und Namen.

Im Januar 1945, mit der näher rückenden Front, forderte das Reichsicherheitshauptamt, zuständig für die Sicherheitspolizei, mit der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) und der Kriminalpolizei (Kripo), sowie dem Sicherheitsdienst (SD), die Leiter der Sicherheitspolizei in Düsseldorf, Münster, Köln und Dortmund auf, mögliche Beteiligte an Umsturzversuchen „zu vernichten, ohne im formellen Weg vorher beim RSHA (Reichsicherheitshauptamt) Sonderbehandlung zu beantragen“ (Schulte u. Wildt. 2018, S. 10).

Massaker in der Wenzelnbergschlucht
Ende März 1945 überquerten die Westallierten den Rhein und schlossen die Heeresgruppe B der deutschen Armee im sogenannten Ruhrkessel ein. Der Oberbefehlshaber der Heeresgruppe B, Walter Model (1891-1945), befahl daraufhin am 7. April Gefängnisinsassen im eingeschlossenen Gebiet der Sicherheitspolizei zu übergeben. In den darauffolgenden Tagen wurde der Befehl von Karl Gutenberger (1905-1961), Höherer SS- und Polizeiführer West, in Essen an die verschiedenen Dienststellen der Schutzstaffel (SS) und Sicherheitspolizei weitergeleitet. Über Hans Henschke (1908-1987), zu der Zeit Kommandeur der Sicherheitspolizei und zuvor unter anderem Befehlshaber der Sicherheitspolizei und des Sicherheitsdienstes in Paris sowie Angehöriger der Einsatzgruppe A in der Sowjetunion und damit aktiv am Holocaust beteiligt, erreichte der Befehl den Leiter der Gestapo-Außenstelle in Wuppertal Josef Hufenstuhl (1880-1945).

Der Wuppertaler Kriminalassistent Caspar Dahlmann (geboren 1884) machte sich daraufhin zusammen mit weiteren Gestapo-Beamten am 10. April auf zum Zuchthaus Remscheid-Lüttringhausen, um eine sicherheitspolizeiliche Überprüfung bezüglich der oben genannten Sonderbehandlung, das heißt Ermordung, der Gefangenen durchzuführen. Die Herausgabe von ursprünglich 600 Gefangenen konnte der Leiter des Zuchthauses, Regierungsrat Karl Engelhardt, auf 90 reduzieren.
Die Kriminalbeamten Burmann und Wilhelm Vogel ließen zeitgleich auf Anweisung von Hufenstuhl, durch ausländische Zwangsarbeiter eine Grube in der Wenzelnbergschlucht ausheben. Ursprünglich sollte die Grube in der Ohligser Heide ausgehoben werden, aufgrund von Sicherheitsbedenken entschied man sich jedoch anders.

Zwei Tage darauf, am 12. April 1945, wurden 55 Gefangene aus dem Zuchthaus Remscheid-Lüttringhausen abtransportiert. Der Leiter des Zuchthauses konnte die übrigen 35 Gefangen in Arbeitskommandos unterbringen, sodass diese der Ermordung entgehen konnten. Hinzukommen sollten sechs weitere Gefangene, welche am nächsten Tag auf das Polizeipräsidium Wuppertal gebracht werden sollten. Einem gelang allerdings die Flucht, wodurch schließlich fünf Häftlinge überstellt wurden.
Am Morgen des 13. April wurden die Gefangenen zum Wenzelnbereg transportiert. Dort kamen insgesamt elf weitere Gefangene aus Wuppertal-Bendahl, Ronsdorf sowie drei mit unbekannter Herkunft und Namen hinzu. Jeweils zu zweit aneinander gefesselt wurden die Gefangenen von Polizeibeamten bewacht, nacheinander zu der ausgehobenen Grube geführt und dort von Beamten erschossen. Das Massengrab wurde anschließen von den Beamten zugeschaufelt.

Eine Antifaschistische Gruppe besetzte am 14. April das Rathaus von Solingen-Wald und von verschiedenen Antifaschistischen Gruppen wurde die kampflose Übergabe von Solingen gefordert und weiße Fahnen gehisst. Zwischen dem 14. und 17. April konnte das Gebiet von Solingen und seine Umgebung durch die US-Armee befreit werden. Nur vereinzelt fanden Gefechte statt.
Am 17. April wurde das Massengrab in der Wenzelnbergschlucht entdeckt. Hinweis gab ein Beteiligter, der für Absperrmaßnahmen während der Ermordung zuständig gewesen sein soll. Ende April begann die Exhumierung der Toten. Am 30. April wurden 40 namentlich bekannte Mitglieder der NSDAP zum Ausgraben der Toten hinzugezogen. Einen Tag später erfolgte die Beisetzung der Opfer vor dem Rathaus in Solingen-Ohligs. Zur Beisetzung kamen nach Aufforderung durch die Militärregierung 3.000 Menschen.
Im Januar 1965 erfolgte die Umbettung der Opfer an das Mahnmal in der Wenzelnbergschlucht. Seitdem findet am Mahnmal jährlich eine Gedenkfeier statt, die im Wechsel von den Städten Langenfeld, Leverkusen, Remscheid Solingen und Wuppertal organisiert werden.

Ein Verbrechen ohne Rechenschaft
Von den beteiligten Gestapo- sowie Kripobeamten wurde kein Täter für die Tat in der Wenzelnbergschlucht juristisch belangt.
Der militärische Befehlshaber Walter Model erschoss sich am 21. April 1945 in einem Wald.
Karl Gutenberger, SS- und Polizeiführer West, wurde zwar 1948 unter anderem durch ein britisches Militärgericht wegen der Erschießung ausländischer Arbeiter zu zwölf Jahren Haft verurteilt, allerdings wurde er 1953 aufgrund eines Gnadenaktes aus der Haft entlassen. Er wurde direkt von der Kriminalpolizei erneut, bis zur endgültigen Einstellung verschiedener anderer Verfahren wenige Monate später, verhaftet und war anschließend bis zu seinem Tod als Handelsvertreter tätig.
Hans Henschke wurde wegen der Tötung alliierter Staatsangehöriger 1948 durch ein britisches Militärgericht ebenfalls zu zwölf Jahren Haft verurteilt. 1955 aus der Haft entlassen und war bis zu seinem Ruhestand bei einer Versicherung tätig. Für das Verbrechen in der Wenzelnbergschlucht mussten er und Gutenberger sich nie verantworten.
Der mutmaßliche Befehlshaber der Ermordung in der Wenzelnbergschlucht, Theodor Goeke (auch Göcke), gilt als vermisst. Sein Vorgesetzter, Josef Hufenstuhl, beging am 24. Mai 1945 Selbstmord.

Insgesamt waren Beamte und Personal aus den verschiedenen Haftstätten, der Wuppertaler und Solinger Gestapo und Kriminalpolizei sowie Schutzpolizisten aus Wuppertal an der Organisation und Ausführung des Verbrechens beteiligt.
Ein Verfahren das seit 1948 wegen den Erschießungen in der Wenzelnbergschlucht lief, wurde von der Staatsanwaltschaft Wuppertal geführt.
Der Tatvorwurf lautete auf Mord, Beihilfe zum Mord und Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Die Staatsanwaltschaft beauftragte nun mit den Vernehmungen ausgerechnet die Wuppertaler Kriminalpolizei, also jene Dienststelle, aus deren Reihe etliche der Tatbeteiligten stammten und zum Teil dort noch immer Dienst versahen.“ (Martin Hölzl 2019, S. 14)
Mit einer Aufklärung des Verbrechens oder gar der Verurteilung der Täter konnte aus diesem Grund nicht gerechnet werden. So kam es, dass die Staatsanwaltschaft Wuppertal das Verfahren gegen die auffindbaren Beteiligten 1949 einstellte. Als Begründung wurde auf die angebliche Befehlsnotstandsituation verwiesen (ebd.).

Des Weiteren kam den Tätern einige Jahre später das Gesetz über den Erlaß von Strafen und Geldbußen und die Niederschlagung von Strafverfahren und Bußgeldverfahren, auch Straffreiheitsgesetz 1954 genannt, der Bundesrepublik zugute. Das Gesetz bedeutete Straffreiheit für viele Täter von Endphaseverbrechen, das heißt nationalsozialistische Verbrechen in den letzten Monaten des Zweiten Weltkrieges, da diese sich auf den Befehlsnotstand berufen konnten. Spätestens seitdem konnte mit der erneuten Aufnahme eines Verfahren nicht mehr gerechnet werden.

Liste der Opfer
Die Namen der Opfer wurden auf einer metallenen Gedenkplatte am Mahnmal angebracht:

  • Ludwig Baumann
  • Hugo Breemkötter
  • Josef Breuer
  • Leopold Choncenzey
  • Wilhelm Clemens
  • Christian Döhr
  • Heinrich Dietz
  • Adolf Führer
  • Bernhard Funkel
  • Wilhelm Fatscher
  • Johann Galwelat
  • Otto Gaudig
  • Karl Gabowski
  • Wilhelm Gietmann
  • Albert Grandt
  • Johann Hense
  • Adolf Hermanns
  • Karl Horn
  • Wilhelm Hanrath
  • Hans Holzer
  • Ferdinand Jahny
  • Wincente Jankowski, Polen
  • Hermann Jäger
  • Friedrich Knopp
  • Artur Koch
  • Friedrich Kamleiter
  • Jakob Krieger sen.
  • Josef Kuhnt
  • Heinrich Kubick
  • Rudolf Käferhaus
  • Daniel Kresanowski, UdSSR
  • Walter Kuhlmann
  • Wilhelm Kranz
  • Max Lang
  • Erich Lohmer
  • Paul Lisziun
  • Hermann Landtreter
  • Horst Lettow
  • Henri Liebisch
  • Ferdinand Margreiter
  • Heinrich Marth
  • Otto Markus
  • Gustav Marnitz
  • Franz Müller
  • Walter Nell
  • Josef Nikolay
  • Hubert Offergeld
  • Heinrich Rode
  • Adolf Röder
  • Herbert Runkler
  • Sylvester Sniatecki
  • Heinrich Schlieper
  • Karl Schulz
  • Wilhelm Stangier
  • Mitrofan Saitzki, UdSSR
  • Franz Spitzlei
  • Theodor Schmidt
  • Johann Schyra
  • Paul Tegethoff
  • Max Thiemann
  • Josef Thiemann
  • Heinrich Tries
  • Paul Wodzinski
  • Karl Wallraven
  • Hans Wimmershof
  • Wilhelm Wigeroth
  • Viktor Wolynec, UdSSR
  • August Zywitzki
  • Unbekannt
  • Unbekannt
  • Unbekannt

(Robert Gansen, Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz e.V., 2020)

Internet
lka.polizei.nrw: Martin Hölzl, 2019: Gutachten „NS-Vergangenheit ehemaliger Behördenleiter des Landeskriminalamtes NRW“ (PDF-Datei, abgerufen 11.03.2020)
www.duessel-rhein-wupper.verdi.de: Gedenkfeier für 71 Opfer der SS am Wenzelnberg (abgerufen 26.02.2020)
www.kulturvereinigung.de: Gedenken am Wenzelnberg (abgerufen 26.02.2020)
www.rp-online.de: Wenzelnberg – von Lüttringhausen aus in den Tod geschickt (RP-Online vom 21.04.2017, abgerufen 26.02.2020)
www.gewerkschaftsprozesse.de: Josef Hufenstuhl – Gestapochef und opportunistischer Schreibtischtäter (abgerufen 11.03.2020)
www.gedenkbuch-wuppertal.de: Gestapo in Wuppertal (abgerufen 11.03.2020)
de.wikipedia.org: Massaker in der Wenzelnbergschlucht (abgerufen 26.02.2020)

Literatur

Schulte, Jan Erik; Wildt, Michael (2018)
Die zweite Geschichte der SS - Einleitung. In: Die SS nach 1945 - Entschuldungsnarrative, populäre Mythen, europäische Erinnerungsdiskurse, (Berichte und Studien / Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung e.V., Nr. 76.) Göttingen.

Mahnmal in der Wenzelnbergschlucht in Langenfeld

Schlagwörter
Ort
40764 Langenfeld
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung
Historischer Zeitraum
Beginn 1945 bis 1965

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Robert Gansen (2020): „Mahnmal in der Wenzelnbergschlucht in Langenfeld”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-261874 (Abgerufen: 26. April 2024)
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