Früh in der Geschichte Wülfraths, noch vor der ersten urkundlichen Erwähnung um das Jahr 1100, gab es bereits eine Kirche. Sie wurde in unmittelbarer Nähe zu den ersten Siedlungsgebäuden am höchstgelegenen Punkt des heutigen Ortskern um. Vermutlich wurde die Kirche zunächst als Eigenkirche eines Grundherrengeschlechtes erbaut. Mit dem Standort am Hang wurde, wie in der damaligen Gesellschaft üblich, symbolisch die Überhöhung des Geistlichen gegenüber dem Weltlichen ausgedrückt. Vermutlich war das Gotteshaus zunächst die Eigenkirche eines Grundherrengeschlechtes in Wülfrath. In den 1960er Jahren ergaben Untersuchungen, dass dieser Vorgängerbau der heutigen Pfarrkirche eine frühmittelalterliche Saalkirche mit Rechteckchor war. Die gefundenen Mauerreste werden um 1000 datiert. Weitere Funde belegen den Bau einer dreischiffigen, romanischen Pfeilerbasilika im 12. Jahrhundert. Die damaligen Seitenschiffe waren gegenüber den heutigen deutlich schmaler. Im 14. Jahrhundert erfolge schließlich der gotische Neubau des Mittelschiffs, ein Jahrhundert später erfolgte die Erneuerung des südlichen Seitenschiffs. Spätestens ab 1300 diente die Kirche als Pfarrkirche der vier Kirchspielhonschaften Erbach, Püttbach, Flandersbach und Rützkausen. Um 1550 wurde die Lehre Luthers in der Wülfrather Gemeinde verbreitet. 1595 trat die Stadt offiziell der „Bergischen Synode“ bei und wurde damit in den Kreis der Reformierten aufgenommen. Für das Kirchengebäude bedeutete die einen Umbau nach evangelischen Glaubensrichtlinien. Erst in den 1960er Jahren kamen bei Restaurierungsarbeiten, die ehemals übertünchten romanischen Wandmalereien wieder zum Vorschein.
Über die genaue Geschichte der evangelischen Pfarrkirche in Wülfrath lässt sich heute nur lückenhaft berichten. Zwei verheerende Brände in den Jahren 1578 und 1678 zerstörten sowohl Teile der Kirche als auch viele schriftliche Zeugnisse wie Urkunden. Die Brandschäden an der Kirche wurden jeweils wieder repariert, jedoch war die Gemeinde dadurch längere Zeit in finanziellen Schwierigkeiten. Um die Schuldenlast zu mindern verlieh Herzog Wilhelm dem „Dorf und Kirspiel Wulfrod“ im Jahr 1579 vier freie Märkte. Dem zweiten verheerenden Brand im Jahr 1678 fiel neben dem Dachstuhl der Kirche auch das hölzerne Glockengestühl samt Glocken zum Opfer. Doch durch eine schnell ins Leben gerufene Spendenaktion waren bereits im Folgejahr Dach und Turm repariert. Eingerahmt ist die Kirche von einem Ring aus Fachwerkhäusern. So war Zugang zur Kirche zunächst nur über die Hackstraße möglich. Den Kirchplatz konnte man über schmale Gassen zwischen den Häusern, die auch dem Brandschutz dienten erreichen. Der Kirchplatz neben dem südlichen Seitenschiff diente bis in Jahr 1810 der Gemeinde als Friedhof. Die evangelische Pfarrkirche hat im Laufe der Jahrhunderte viele Veränderungen erfahren, die auch heute noch in der Innen- und Außenarchitektur zu sehen sind. Eingerahmt von einem Ring aus Fachwerkhäusern, im Zentrum von Wülfrath liegend, bietet sie ein reizvolles Bild.
Baudenkmal Das Objekt „Evangelische Kirche in Wülfrath“ ist ein eingetragenes Baudenkmal (LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland, Datenbank-Nummer 49344 / Denkmalliste der Stadt Wülfrath, laufende Nummer A 032, Eintragungstext vom 09.05.1983 siehe PDF-Datei in der Mediengalerie).
(Sandra Schmid und Axel C. Welp, LVR-Abteilung Landschaftliche Kulturpflege, 2016)
Internet www.wuelfrath.net: Stadt Wülfrath - Bau- und Bodendenkmäler in Wülfrath (abgerufen: 04.07.2024) www.wuelfrath.net: Stadt Wülfrath - Bau- und Bodendenkmäler in Wülfrath (abgerufen: 28.09.2015, Inhalt nicht mehr verfügbar 04.07.2024)
Literatur
Münch, Willi (1979)
Stadt Wülfrath. Ein heimatkundlicher Bericht in Wort und Bild. Köln.
Schumann, Christine (2012)
Evangelische Kirche Wülfrath. Die evangelisch-reformierte Stadtkirche in Wülfrath. (Rheinische Kunststätten, Heft 532.) Köln.
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