Die jüdische Gemeinde Werlau seit dem frühen 19. Jahrhundert:
Die Werlauer Juden gehörten im 19. Jahrhundert formal zur Synagogengemeinde Sankt Goar. 1888 schlossen sie sich der neugebildeten Gemeinde Oberwesel an, richteten sich aber einen eigenen Betsaal ein. (Das Rheinhöhendorf Werlau war bis 1969 eigenständige Gemeinde und ist heute ein Stadtteil von Sankt Goar.)
Gemeindegröße um 1815: 19 (1827) / 32 (1808), um 1880: 34 (1885), 1932: 9 Familien (1930) zu Oberwesel, 2006: – (Angaben vorab nach Reuter 2007).
Ferner 1808: 7 jüdische Familien (ca. 35 Pers.), 1854: 31 Juden, 1930: 9 jüdische Familien und Ende 1942: keine Juden in Werlau (nach jüdische-gemeinden.de und Spormann 1992).
Bethaus / Synagoge: Die Werlauer Juden beantragten 1839 die Genehmigung, einen eigenen Betsaal einrichten zu dürfen. Obwohl dies abgelehnt wurde, sind im 19. und 20. Jahrhundert mehrere Betstuben bezeugt. 1938 wurde der zuletzt genutzte Betsaal verwüstet (Angaben vorab nach Reuter 2007).
Die Juden in Werlau besuchten bis 1888 den Gottesdienst in der Synagoge Sankt Goar, wo die Werlauer den größten Teil der Gemeinde stellten. Der ab 1830 betriebene Versuch, sich von Sankt Goar zu lösen und eine eigene Synagoge zu errichten, wurde von den Behörden mit der Begründung abgelehnt, dass die Gemeinde in Sankt Goar damit nicht mehr allein lebensfähig wäre.
1888 schloss sich die Werlauer mit der Oberweseler Synagogengemeinde zusammen und man besuchte nun auch die dortige neue Synagoge.
Dennoch wurden auch in Werlau – offenbar zumindest vier verschiedene – eigene Beträume eingerichtet:
„Die 1844 im Obergeschoss eines angekauften kleinen Wohnhauses eingerichtete kleine Synagoge (Nr. 1, Verf.) wurde 40 Jahre später durch einen Betraum in der Oberstraße ersetzt. (Nr. 2) Das Gebäude war von den Angehörigen der Beerdigungsbruderschaft von St. Goar und Werlau gemeinsam erworben worden.“ (jüdische-gemeinden.de).
„Nach 1900 wurden zwei Zimmer im Haus der Familie Kuhn (An der Bach) angemietet und als Betraum eingerichtet (Nr. 3). Wie lange dieser Betsaal genutzt wurde, ist nicht bekannt. In den Jahren vor 1938 war ein Betraum im Haus der Familie Vollrath in der Bopparder Straße.“ (Nr. 4) (alemannia-judaica.de)
Der offenbar zuletzt genutzte Betraum Nr. 4 in der Bopparder Straße wurde im Zuge des NS-Pogroms vom 09./10. November 1938 überfallen und verwüstet.
Ein Gedenkstein erinnert seit 1992 an die ehemaligen jüdischen Bewohner von Werlau.
Das frühere jüdische Gotteshaus ist nicht präzise zu verorten und daher hier mit einer symbolischen Geometrie in der Bopparder Straße in Sankt Goar-Werlau verzeichnet.
(Franz-Josef Knöchel, LVR-Redaktion KuLaDig, 2016)
Internet
www.alemannia-judaica.de: Werlau (abgerufen 04.10.2016)
www.jüdische-gemeinden.de: Werlau (abgerufen 04.10.2016)