Dort, wo heute die Treppe die Schlossstraße mit dem höherliegenden Schulhof verbindet, befand sich früher das Dörrebacher Schloss. Unter der Treppe und der danebenliegenden Stützmauer befindet sich immer noch der alte Gewölbekeller des ehemaligen Schlosses. Übriggeblieben ist lediglich das Gesindehaus, das ursprünglich unmittelbar an das Schlossgebäude angrenzte und heute noch als unscheinbares verputztes Gebäude mit Satteldach, links von der Stützmauer existiert (siehe Abbildung in der Mediengalerie).
Das Gebäude Das ehemalige Schloss in Dörrebach präsentierte sich im frühen 20. Jahrhundert in Gestalt eines schlichten, langgestreckten Gebäudes auf quadratischem Grundriss. Aufgrund der Hanglage des Gebäudes lag der Eingangsbereich mit seinen zwei nebeneinanderliegenden Türen gegenüber dem Vorplatz erhöht, der Eingang zum Gewölbekeller war in der Sockelzone integriert. Neben dem Erdgeschoss verfügte das Gebäude über ein Obergeschoss sowie ein Dachgeschoss. Das Krüppelwalmdach war mit mehreren Dachgauben versehen. Links neben dem Schlossgebäude grenzte unmittelbar das Gesindehaus an. Dieses etwas niedrigere Gebäude mit dem Satteldach existiert auch heute noch.
Zur Geschichte des Schlosses Das Dörrebacher Schloss wurde vom Grafengeschlecht Sponheim errichtet. Die Grafschaft der Adelsfamilie war ein ehemaliges reichunmittelbares Territorium des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation und erstreckte sich über den Hunsrück in Rheinland-Pfalz. Das Territorium breitete sich ab dem frühen 12. Jahrhundert bis zum Ersten Koalitionskrieg der französischen Revolution immer weiter aus. Die Grafschaft ist nicht aus einem Amtsbezirk entstanden, sondern setzte sich aus verschiedenen Rechten, Lehen und Erbschaften der Sponheimer Adelsfamilie zusammen.
Der Ort Dörrebach gehörte der sogenannten vorderen Grafschaft an und wurde von der Familie Wolf von Sponheim verwaltet. Die Bewohner von Dörrebach waren Frondienstnehmer der Sponheimer. Demnach mussten die Bauern Abgaben an ihre Gutsherren entrichten und bei Bedarf Frondienste leisten. Als Gegenleistung erhielten sie ein Stück Land, das sie bewirtschaften konnten. Als Wohnsitz erbauten die Grafen das Schloss von Dörrebach im Zentrum des Dorfes vermutlich während des 18. Jahrhunderts. Neben Mitgliedern der Adelsfamilie selbst lebten hier auch deren Verwalter. Zahlreiche Wirtschaftsgebäude grenzten einst an den ehemaligen Schlosshof, davon einige Zehntscheunen, die heute noch als Wohngebäude genutzt werden. Ein Brunnen verschönerte den Vorhof des Schlosses. Im Jahr 1702 wurde der Ort Dörrebach an den Freiherrn und späteren Grafen Franz Adolf Dietrich von Ingelheim (1659-1742) verkauft. Der Kaufpreis betrug 63.000 Gulden. Das durch den Frondienst bedingte Abhängigkeitsverhältnis zwischen Bürgern und Adelsherren blieb darüber hinaus bestehen.
Anfang des 19. Jahrhunderts diente das bereits baufällig gewordene Dörrebacher Schloss der Gemeinde als Volksschule (siehe Abbildungen in der Mediengalerie). 1920 wurden bauliche Veränderungen vorgenommen und die Lehrerwohnung erhielt erstmalig eine Elektroinstallation. Im Mai/Juni 1922 wurde die Dacheindeckung erneuert und die vordere Hauswand neu gestrichen. Die Kosten betrugen hierfür ca. 50.000 Mark. Im Jahre 1934 erhielt die Vorderseite des Hauses ebenfalls einen neuen Anstrich. Nach erstmaliger Untersuchung der Fundamente wurde bekannt, dass diese nur etwa 50 Zentimeter in den Boden reichten und somit eine Frostsicherheit nicht gewährleistet war. 1937 wurde das Schloss erneut auf seinen baulichen Zustand untersucht, denn mittlerweile gab die Wand über den Haustüren nach und drohte einzustürzen. Aufgrund der Einsturzgefahr des Gebäudes wurde das Schloss im Jahr 1938 schließlich mit Fichtenstämmen gezielt gestürzt (siehe Abbildungen in der Mediengalerie). 1941 wurde das mittlerweile 300 Jahre alte Gebäude schließlich abgerissen.
(Joshua Simon und Marius Schäffer, Universität Koblenz-Landau, 2016/überarbeitet 2020 / Mit freundlichen Hinweisen von Fridolin Feil)
Literatur
Feil, Fridolin (2000)
Dörrebacher Geschichten. Dörrebach. Online verfügbar: Dorfchronik Dörrebach, abgerufen am 15.02.2016
Landesamt für Vermessung und Geobasisinformation Rheinland-Pfalz (Hrsg.) (2011)
Landschaft im Wandel. Blatt 6012 Stromberg. Historische Kartenblätter von 1811-2000. Maßstab 1:25000. Koblenz.
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