Gemeindehaus Schulstraße 20 in Dörrebach

Ehemalige Volksschule Dörrebach

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege
Gemeinde(n): Dörrebach
Kreis(e): Bad Kreuznach
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Koordinate WGS84 49° 56′ 49,4″ N: 7° 43′ 18,26″ O 49,94706°N: 7,72174°O
Koordinate UTM 32.408.291,52 m: 5.533.527,38 m
Koordinate Gauss/Krüger 3.408.330,04 m: 5.535.301,39 m
  • Ansicht des alten Schlosses in Dörrebach (um 1920)

    Ansicht des alten Schlosses in Dörrebach (um 1920)

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  • Schulkinder der alten Schule in Dörrebach mit dem Herrn Lehrer Feiten (um 1928)

    Schulkinder der alten Schule in Dörrebach mit dem Herrn Lehrer Feiten (um 1928)

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  • Alte Schule in Dörrebach, heute Gemeindehaus und Kindergarten (2016).

    Alte Schule in Dörrebach, heute Gemeindehaus und Kindergarten (2016).

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  • Gemälde der Ortschaft Dörrebach an der Wand des Gemeinderatsaals von Dörrebach (2016).

    Gemälde der Ortschaft Dörrebach an der Wand des Gemeinderatsaals von Dörrebach (2016).

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  • Gedicht an der Wand des Gemeinderatsaals von Dörrebach (2016)

    Gedicht an der Wand des Gemeinderatsaals von Dörrebach (2016)

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Fast 30 Jahre lang wurden die Kinder der Ortsgemeinde in der Volksschule in Dörrebach unterrichtet. Seit 1970 wird das Gebäude in der Schulstraße als Gemeindehaus genutzt.

Das Gebäude
Das Gebäude besitzt einen massiven unverputzten Kellersockel aus Bruchstein sowie ein mit Biberschwanzschindeln gedecktes Walmdach. Die Fassade des Erdgeschosses ist verputzt, erster Stock und Dachgiebel sind mit Schieferplatten verkleidet. Die Tür und die Fenster – jeweils vom Schulhof aus betrachtet – sind mit einem grünen Rand verziert. Auf der linken Seite im Erdgeschoss sind Einflügelfenster mit Unterlicht und auf der rechten Seite solche mit Oberlicht verbaut. Im ersten Stock befinden sich Einflügelfenster, die sich öffnen lassen. Auf der Rückseite des Gebäudes finden sich neben den Einflügelfenstern im Erd- und Obergeschoss auch zwei Doppelflügelfenster. Auf dem Dach befinden sich auf jeder Seite vier Gaubenfenster. Die Eingangstür ist eine zweiflügelige Holztür. Die Fläche vor dem Gebäude, die eine lange Zeit als Schulhof genutzt wurde, ist heute geteert und wird als Parkplatz genutzt. Auch das Dorffest wird hier gefeiert.

Die frühe Schulgeschichte: Unterricht im Dörrebacher Schloss
Bereits gegen Ende des 17. Jahrhunderts besaß Dörrebach eine Schule. Unterrichtet wurden die Schülerinnen und Schüler vom jeweiligen Pfarrer der Kirchengemeinde (vgl. Feil 2000, S. 157-160). Der Unterricht der Katholiken fand anfangs in Privathäusern statt und bis 1839 im ehemaligen Vereinshaus, dicht beim Kirchhofstor. Die evangelischen Schülerinnen und Schüler erhielten zu Beginn ihren Unterricht in Seibersbach. Allerdings forderten beide Konfessionsgemeinschaften, ein Schulhaus in Dörrebach zu erbauen. Bis 1834 wurden dann die evangelischen Kinder in einem Privathaus in Dörrebach unterrichtet. Aufgrund der hohen Schülerzahlen und der zu geringen Raumkapazitäten wurde seitens beider Konfessionen der Ruf nach einem neuen Gebäude laut. Der Schöffenrat der Bürgermeisterei Stromberg beschloss daraufhin den Bau eines neuen Schulhauses durch die Gemeinde (Feil 2000, S. 160-165). Am 15. Mai 1829 ersteigerte die Gemeinde Dörrebach das alte, bereits sehr baufällige Dörrebacher Schloss mit dem dazugehörigen Garten. Bei dem Umbau wurde das Schloss in zwei Hälften geteilt mit zwei separaten Eingängen (siehe Abbildung in der Mediengalerie). Folglich bekam jede Konfession ihren eigenen Bereich im Schloss sowie im angrenzenden Garten.
Allerdings dauerte es noch, bis das Gebäude als Schule genutzt werden konnte. Im Jahr 1918 wurde im Schloss ein Massenquartier für heimkehrende Soldaten eingerichtet. Im Jahr 1919, ordnete die französischen Militärregierung für die Schüler der Oberstufe wöchentlich vier halbe Stunden Französischunterricht an. Dieser Unterricht fand im Schloss statt. Erst nach dem Umbau im Jahr 1832, konnte das ehemalige Schloss als Schulgebäude genutzt werden.
Durch die Einführung der Schulpflicht kam es dazu, dass die Raumkapazitäten der Klassenzimmer für die Anzahl der schulpflichtigen Kinder unzureichend waren. Somit konnten zunächst nicht alle Schüler aufgenommen werden (Feil 2000, S. 165-167). Aus diesem Grund mussten die Lehrer in Schichten unterrichten. Der evangelische Lehrer beanspruchte zur Vergrößerung des Klassenzimmers das Gemeindezimmer. Der katholische Lehrer hingegen beantragte einen Anbau an die von seinen Schülern genutzten Gebäudeteil, welcher im Jahre 1854 erfolgte.

Ein neues Schulhaus wird gebaut
Im Jahre 1938 beschloss die Gemeinde den Bau eines neuen Schulhauses. Das inzwischen 300 Jahre alte Dörrebacher Schloss war mittlerweile in einem schlechten Zustand (Feil 2000, S. 287). Die Vorderseite des alten Bauwerks war einsturzgefährdet, sodass sie mit Fichtenstämmen gestützt werden musste. Gegen Ende des Schuljahres 1938 wurde das Gelände hinter dem Schloss vermessen. In den Jahren 1940/1941 wurde auf diesem Gelände das neue Schulhaus erbaut. Nach der Fertigstellung wurde das marode Schloss abgerissen (vgl. www.doerrebach.online.de).

Das neue Schulgebäude
Im Erdgeschoss des neuen Schulhauses befanden sich zwei Klassenräume: Auf der rechten Seite waren die Klassen Fünf bis Acht untergebracht, auf der linken Seite die Kinder der Klassen Eins bis Vier (vgl. www.doerrebach.online.de). Zu Beginn wurde nicht nach den Konfessionen unterschieden. Erst ab dem Jahre 1945 erfolgte wieder eine Trennung nach Religionszugehörigkeit. Daraufhin wurden im rechten Teil des Gebäudes die erste bis achte Klasse der evangelischen Schülerinnen und Schüler untergebracht und im linken Teil die erste bis achte Klasse der Katholiken. Die beiden Lehrerwohnungen befanden sich im Obergeschoss.
Im Herbst 1946 besuchten 76 Kinder die Schule. Aufgrund der hohen Schülerzahl wurden für die katholischen Kinder eine Halbtagsschule eingerichtet. Hierzu wurden die Schüler in zwei Gruppen aufgeteilt und unterrichtet. 1949 erhöhte sich die Anzahl der Grundschüler erneut - es besuchten nun 87 Schüler die katholische Volksschule. Daraufhin wurde im Volkshaus, in der Schlossstraße 17, ein Schulsaal eingerichtet. In diesem wurden von nun an die katholischen Schüler der ersten bis vierten Klasse unterrichtet. So konnte für zwei Schulklassen der Unterricht mit der vorgesehenen Stundenzahl durchgeführt werden.
Der Schulhof wurde im selben Jahr mit Splitt aufgefüllt und glattgewalzt. Die 12 Meter breite Treppe auf dem Grund des ehemaligen Schlosses wurde allerdings nur zur Hälfte ausgebaut.
Im Jahr 1961 wurde mit dem Bau eines anliegenden Gebäudes begonnen. In diesem Anbau sollten zwei weitere Klassenräume für katholische Kinder und ein Lehrmittelraum entstehen. 1965 war der Anbau fertiggestellt (vgl. Feil 2000, 327).
Im Jahr 1967 wurde der Schulhof erneuert. Der Splitt wurde entfernt und der Hof asphaltiert. Zur Erweiterung des Sportangebots der Schule wurden eine Gymnastikwiese, ein Turngarten, ein Klettergerüst, eine Kletterwand, ein Langreck sowie fünf Pfosten zum Bockspringen gebaut. Außerdem wurden zusätzlich Ruhebänke sowie ein Flaggenmast errichtet.

Die heutige Nutzung
In den 1960er Jahren wurde eine Zusammenlegung der Grundschulen von Dörrebach und Seibersbach diskutiert. Der Unterricht sollte fortan in der im Jahr 1956 erbauten Grundschule in Seibersbach stattfinden.
Die Grundschüler des Schuljahres 1970/71 wurden bereits in der „Volksschule Dörrebach/Seibersbach“ in Seibersbach unterrichtet, das Schulgebäude in Dörrebach war somit funktionslos geworden (www.doerrebach.online.de).
Das ehemalige Schulgebäude wurde zum Gemeindegebäude umfunktioniert.
Die Sitzungen des Gemeinderates finden seitdem im ehemaligen linken Schulsaal statt. Direkt dahinter liegen das Bürgerbüro sowie das Sprechzimmer des Ortsbürgermeisters. Im ersten Stock befinden sich zwei Wohnungen. Der ehemalige Schulhof vor dem Gemeindehaus dient heute als Parkplatz und wird für Feste genutzt (Blank Dongus 2013, S. 35). Rechts vom Gemeindehaus befindet sich heute ein Kindergarten. Dieser wurde Mitte der 1980er Jahre auf der Fläche der ehemaligen Pausenhalle der Volksschule erbaut. Die Pausenhalle und die angrenzenden Garagen sowie Teile des Sanitärgebäudes waren in den Jahren 1983/1984 abgerissen worden.

Die Kirchenuhr
Im Sitzungssaal des Gemeindehauses hängt die ehemalige Kirchenuhr. Eine Inschrift am Uhrwerksrahmen besagt, dass die Uhr im Jahre 1767 gebaut wurde (Feil 2000, S. 171-173). Ältere Abbildungen, Bohrlöcher im Uhrwerksrahmen und das Fehlen eines zusätzlichen Zahnrades deuten darauf hin, dass die Uhr im Jahr 1882 umgebaut wurde. Restauriert wurde die ehemalige Kirchenuhr im Jahre 1984.
Für das Aufziehen der Kirchenuhr war früher der Lehrer zuständig. Dafür musste er zwei Gewichte mit Hilfe einer Handkurbel nach oben ziehen. Den Antrieb für das Schlagwerk gab ein herabsinkendes Gewicht. Das zweite Gewicht war für die gleichbleibenden Bewegungen eines Pendels und für das Triebwerk verantwortlich.

Das Gemeindehaus in Dörrebach wird im Nachrichtlichen Verzeichnis der Kulturdenkmäler im Landkreis Bad Kreuznach (Stand 2020) geführt. Der Eintrag lautet: „Schulstraße 20
Schule, Heimatstil, um 1938/39.“


(Johanna Flesch, Universität Koblenz-Landau, 2016 / überarbeitet 2020 / Mit freundlichen Hinweisen von Fridolin Feil)

Literatur

Blank, M.; Dongus, L. (2013)
Dorferneuerungskonzept Dörrebach. Ortsgemeinder Dörrebach - Verbandsgemeinde Stromberg - Landkreis Bad Kreuznach. Odernheim. Online verfügbar: www.doerrebach-online.de, Dorferneuerung Dörrebach (PDF), abgerufen am 04.10.2016
Feil, Fridolin (2000)
Dörrebacher Geschichten. Dörrebach.

Gemeindehaus Schulstraße 20 in Dörrebach

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Schulstraße 20
Ort
55444 Dörrebach
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Geschütztes Kulturdenkmal gem. § 8 DSchG Rheinland-Pfalz
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Schriften, Auswertung historischer Fotos, Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung, Fernerkundung, mündliche Hinweise Ortsansässiger, Ortskundiger
Historischer Zeitraum
Beginn 1940 bis 1941

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„Gemeindehaus Schulstraße 20 in Dörrebach”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-252571 (Abgerufen: 27. Juli 2024)
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