Der Pulverturm steht in der Hintermauergasse. Er ist der einzige der sechs erhaltenen Türme, auf dem eine Jahreszahl zu erkennen ist. Die Jahreszahl 1411 ist in einer Inschrift auf einem Sandsteinrelief auf der Angriffsseite des Turms vermerkt.
Der Pulverturm ist 26 Meter hoch. Der Durchmesser des Rundturms beträgt 10 Meter. Innen ist er mit vier Stockwerken aus Bruchsteinmauerwerk ausgestattet. Ursprünglich lag der Turmeingang auf dem Wehrgang. Der Wehrgang verlief entlang der inneren Stadtmauer. Dieser war seit circa 1500 mit einer Überdachung versehen. Der Zwinger befand sich auf der hinteren Seite der Stadtbefestigung. Obwohl der Turm von außen rund aussieht, ist er im Inneren sechseckig gebaut. Die drei Obergeschosse sind über vier Meter hoch. Die Stockwerke sind innen nicht alle gleich breit: Das erste Obergeschoss ist 5 Meter breit, das zweite Obergeschoss 5,50 Meter und das dritte Obergeschoss ist 6 Meter breit. Dies kommt durch die abnehmende Wanddicke nach oben zustande. Im Innern des Pulverturms sind vermutlich Mauerreste eines Vorgängerbaus zu sehen.
Sandsteinrelief Das Sandsteinrelief befindet sich hoch oben auf der Angriffsseite des Turms. Zu sehen ist der Mainzer Erzbischof Johann II. von Nassau-Wiesbaden-Idstein (um 1360-1419), der von 1397 bis 1419 Landesherr war; er kniet vor einem Kreuz. Seine Hände sind gefaltet, der Bischofstab ist deutlich erkennbar. Rechts ist das Mainzer Wappen zu erkennen: Es zeigt das Mainzer Rad mit dem Löwen von Nassau. Das Sandsteinrelief ist 1,5 Meter groß. Unterhalb des Kreuzes steht: „Anno d(omi)ni MCCCCXI completum est ergnante d(omi)no Gehanne de Massavve“ (Im Jahre des Herrn 1411 wurde das Werk vollendet unter der Regierung des Herrn Johann von Nassau) (Stadtarchiv Lahnstein 2011, S. 9). Bei der Anfertigung des Reliefs machte der Steinmetz Fehler: „ergnante“ statt regnante und „Massau“ statt Nassau„.
Turmbezeichnungen Im Laufe der Zeit trug der Turm verschiedene Namen: Im Jahr 1436 wurde er der “Große runde Turm„ genannt, später 1470, 1525 und 1725 trug er den Namen “Stumpsturm„. Erst im Jahr 1727 wird er als “Pulverturm„ bezeichnet, da er zur Lagerung von Schießpulver für moderne Schusswaffen diente. Der heutige Besitzer nennt ihn “Brauereiturm„. 1821 wurde die Stadtmauer aufgegeben und daraufhin parzellenweise versteigert, sodass der Turm in Privatbesitz gelangen konnte. Einer der früheren Besitzer des Pulverturms war Joseph Zipp, der im ersten Obergeschoss des Turms lebte. Heute gehört der Turm der Lahnsteiner Brauerei.
Im Zweiten Weltkrieg diente der Pulverturm durch einen Ausbau als Bunker. Nach dem Krieg wurde er viele Jahre nicht genutzt. 1981 erfolgte eine Nutzbarmachung des ersten Obergeschosses durch die Närrische Turmgarde, die seither darin ihren Vereinsraum hat. 2006 wurde der Pulverturm mit Fenstern, Betondecken und Elektroinstallation durch den Besitzer ausgestattet, sodass er im 3. Obergeschoss als Veranstaltungsraum genutzt werden kann. Der Pulverturm ist seit 1980 ein eingetragenes Kulturdenkmal.
Das Objekt “Pulverturm in Oberlahnstein„ ist ein eingetragenes Baudenkmal (Denkmalverzeichnis Rhein-Lahn-Kreis, S. 54).
(Milena Bagic, Universität Koblenz-Landau, 2016; Bernd Geil, Stadtarchiv Lahnstein, 2020)
Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler, Rhein-Lahn-Kreis. Denkmalverzeichnis Rhein-Lahn-Kreis, 4. Mai 2016. S. 54, Mainz. Online verfügbar: denkmallisten.gdke-rlp.de/Rhein-Lahn-Kreis, abgerufen am 20.10.2016
(2011)
Lahnstein hat Geschichte (253). 600 Jahre Pulverturm. In: Rhein-Lahn-Kurier, 28, S. 9. Höhr-Grenzhausen.
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