In den Löss / Lösslehm der Zülpicher Börde eingegrabene Aue des nach Nordosten fließenden Rotbaches und seiner Mühlengräben zwischen Sinzenich und Friesheim, charakterisiert durch zahlreiche Burganlagen in regional typischer Ortsrandlage. Bedeutender Erwartungsraum für Erhaltung geoarchäologischer Relikte und als archäologischer Nutzungsgunstraum.
Kirchdorf Sinzenich mit historischem Dorfkern zwischen Marienbach und mittelalterlichem Mühlenbach mit romanischer Kirche St. Kunibert und ummauertem Friedhof, Pfarrhaus von 1894 und ummauertem Garten, Schule in Bruchstein (2. Hälfte 19. Jahrhundert), Resten des Klosters (2. Hälfte 18. Jahrhundert) und Fachwerk-Wohnhäusern des 17./18. Jahrhunderts, jüdischer Friedhof (seit Anfang 19. Jahrhundert); östlich oberhalb der Bruchniederung auf dem Eulenberg kleine Waldkapelle (um 1870, gegründet um 1330); unterhalb des Ortes Reste der ehemaligen Burg Sinzenich mit Außenwänden der Vorburg (15./16. Jahrhundert), Teich und eingeebneten Gräben (auch Bodendenkmal); Ölmühle bei Linzenich, Obstweide.
Burg Linzenich, zweiteilige Wasserburg mit Herrenhaus des 18. Jahrhunderts, Garteninsel, Wirtschaftshof Ende 19. Jahrhundert.
In Lövenich Pfarrkirche St. Agnes (ehemalige Kapelle der untergegangenen mittelalterlichen Burg), Erweiterungen im 19. Jahrhundert und 1922/23 (Architekt Pauen); ummauerter Friedhof mit Pfarrhaus von 1895.
Haus Dürffenthal bei Ülpenich, weitläufige, in einen Gehölzsaum eingebundene zweiteilige Wasserburg mit Bauten des 13.-19. Jahrhunderts; Herrenhaus 13.-15. Jahrhundert, Turm Ende 19. Jahrhundert; Garteninsel mit Außengraben; freistehende Kapelle von 1905; Allee (Buche / Walnuss / Kirsche). – Südöstlich an der B 56 preußischer Meilenstein von 1841.
Haus Lauvenburg bei Nemmenich; zweiteilige Wasserburganlage mit vorgelagerter Garteninsel; Herrenhaus des 14.-16. Jahrhunderts, Vorburg von 1868; Brücke mit Damm zur Vorburg, Brücke des 18. Jahrhunderts zur Hauptburg; Gräben gespeist vom Lövenicher Mühlengraben, daran auch die Probstmühle, ehemalige mittelalterliche grundherrliche Getreidemühle, heute Hofanlage, nach dem Zweiten Weltkrieg neu aufgebaut. – Im benachbarten Dorf Turm der neugotischen Pfarrkirche St. Peter (1885/86, Architekten Rüdell & Odenthal) weithin sichtbar.
Burg Lüssem, vierflügelige Gutsanlage anstelle der mittelalterlichen Wasserburg, Wohnhaus von 1801; erhalten im Freiraum der ehemaligen Gräben und der südwestlich gelegenen untergegangenen jüngeren Burg (auch Bodendenkmal).
Gut Bollheim bei Oberelvenich, ehemaliges Schloss Bollheim, Sitz einer jülicher Unterherrschaft: erhalten allein die umfangreiche Vorburg von 1740-42, teils mit Mansarddächern, und der weiträumige Wirtschaftshof des 18. Jahrhunderts; Wassergräben im Gelände erkennbar, Teiche; lange, von Gräben begleitete Zufahrtsallee von Südwesten (Nemmenich). – Kleines geschlossenes Dorf Oberelvenich mit barocker Kirche St. Matthias (1692/93) mit romanischem Turm, umgeben vom alten Friedhof mit sogenanntem „Pesthaus“ des 17. Jahrhunderts, einem 1712 vom Siechhaus bei Rövenich versetzten Fachwerkgebäude (Gemeindearmenhaus, Gemeindediener, bis etwa 1830 Schule); gegenüber Pfarrhaus von 1912 mit ummauertem Garten. – Oberhalb des Ortes Hofanlage der ehemaligen Kornmühle (17./18. Jahrhundert, 2. Hälfte 19. Jahrhundert), unterhalb Kellerhof, vierflügelige Hofanlage von 1818 mit großer Fachwerk-Scheune; Turmtrafostation, Bildstock (an öffentlichen Wegen errichtetes religiöses Mal, auch Fußfall genannt).
Haus Busch bei Niederelvenich, anspruchsvoller adeliger Landsitz: ehemals zweiteilige spätmittelalterliche Wasserburg, hochbarock ausgebaut; zweigeschossige Wirtschaftsgebäude mit Mansarddächern; Reste der ehemaligen Gartenanlagen als Freiraum mit Teichen, Bootsanleger erhalten; axiale Zufahrtsallee; Vorplatz und steinerne Bogenbrücke. – Links des Rotbaches in der Niederung an den alten Gräben Thalhof und Buscher Mühle.
Am östlichen Hang das Kirchdorf Wichterich (Übergang der Aachen-Frankfurter Krönungsstraße über den Rotbach); katholische Pfarrkirche SS. Johann Baptist und Sebastianus, Basilika des 12. Jahrhunderts, ummauerter Kirchhof mit Grabkreuzen des 17./18. Jahrhunderts; Pfarrhaus von 1857 mit ummauertem Garten; von den ehemaligen Prümschen Höfen erhalten der Fronhof mit Gebäuden des 16./17. Jahrhunderts in Fachwerk und der unterhalb der Kirche gelegene Schrammenhof mit Bausubstanz des 18. Jahrhunderts über mittelalterlichem Vorgänger; in der Niederung bei der Bouligsmühle mittelalterliche Grabenanlage (Bodendenkmal).
Haus Pesch bei Mülheim, eine weiträumige, repräsentative, wasserumwehrte barocke Gutsanlage, freistehendes Herrenhaus von 1711 und dreiflügeliger Wirtschaftshof des 19. Jahrhunderts in Backstein, Torflügel in Fachwerk (1. Hälfte 19. Jahrhundert), umgeben von alter Lindenallee. Fläche der ehemaligen Garteninsel mit Gräben erhalten; angrenzend ehemalige Ölmühle des frühen 19. Jahrhunderts in Fachwerk und der Gutshof anstelle der ehemaligen Burg Mülheim.
In der Niederung zwischen Mülheim und Niederberg mittelalterliche Grabenanlage und landwirtschaftlicher Hahnshof (auch Bodendenkmal).
Burg Niederberg in freier Lage am nördlichen Ortsrand: im Kern spätmittelalterliche zweiteilige Wasserburg mit Herrenhaus des 18. Jahrhunderts und Park, Gartenpavillon; Bauten des 18./19. Jahrhunderts (auch Bodendenkmal), Obstwiesen, Turmtrafostation.
In Friesheim von mehreren Wasserburgen erhalten die Weiße Burg im Süden und die Redinghovener Burg im Norden; katholische Kirche St. Martin, neugotische Backsteinbasilika mit vorgesetztem Westturm; südlich jüdischer Friedhof.
Bodendenkmäler: Weiße Burg, Friesheimer Mühle, mehrere mittelalterliche Grabenanlagen, Kirche St. Martin, Wymarsburg, Krahesburg, Burg Redinghoven, Effertsburg, Weißer Hof; nördlich von Friesheim zweigt der Lechenicher Mühlenbach ab.
Kulturlandschaftliches und denkmalpflegerisches Ziel im Rahmen der Regionalplanung ist eine erhaltende Kulturlandschaftsentwicklung, insbesondere
- Bewahren und Sichern der Elemente und Strukturen, von Ansichten und Sichträumen von historischen Stadt- und Ortskernen sowie des industriekulturellen Erbes
- Bewahren und Sichern der Elemente, Strukturen und Sichträume von Adelssitzen und Hofanlagen
- Bewahren des Kulturlandschaftsgefüges
- Wahren als landschaftliche Dominante
- Sichern kulturgeschichtlich bedeutsamer Böden
- Bewahren und Sichern archäologischer und paläontologischer Bodendenkmäler in ihrem Kontext
Aus: Landschaftsverband Rheinland (Hrsg.): Fachbeitrag Kulturlandschaft zum Regionalplan Köln. Erhaltende Kulturlandschaftsentwicklung, Köln 2016.
Internet
Fachbeitrag Kulturlandschaft zum Regionalplan Köln (abgerufen am 01.10.2016)