Über dem ehemaligen Torbogen befindet sich noch heute eine längliche Steintafel. Darin ist eine hebräische und griechische Inschrift neben der Jahreszahl 1532 in spätmittelalterlichen Ziffern eingemeißelt. Lange Zeit war nicht bekannt, was diese Schrift zu bedeuten hat. Mittlerweile ist es geläufig, dass die Schriftzeichen nichts anderes als die in hebräischen und griechischen Buchstaben wiedergegebene Jahreszahl 1532 darstellen. Die ganze Inschrift bildet somit eine dreimalige Wiederholung der Zahl 1532, die dem Gründungsjahr des Hauses entspricht. Die Tafel war bis vor wenigen Jahren übermalt und ist nun wieder freigelegt.
Auch durch einschneidende geschichtliche Ereignisse, wie beispielsweise der Dreißigjährige Krieg und die Revolutionsjahre, fanden im Rathaus viele politische Sitzungen statt, an denen auch fremde Gewalthaber teilnahmen. Nach 300 Jahren bot das Rathaus allerdings nicht mehr genügend Platz, da die Ratsgeschäfte immer umfangreicher wurden. Aus Kostengründen konnte kein Neubau errichtet werden. Als 1845 das neue Schulgebäude in der Mittelstadt erbaut wurde, wurde entschieden, die Schultheißerei dorthin zu verlagern. Anschließend wurde sie nach Errichtung des Kreishauses kurzzeitig dort eingerichtet. Mit dem Kauf des Lotichius’sches Anwesens und dessen Umbau entstand das heutige Rathaus, welches zudem eine Bürgermeisterwohnung enthält.
Das nun nach der Verlagerung zum Verkauf stehende alte Rathaus wurde 1847 von den Bürgern Strack, Rössler und Peter Köhler erworben. Nach notwendigen Umbaumaßnahmen entstanden so drei Wohnhäuser, die unter den Nummern Große Burgstraße 41, 42 und 43 heute noch bestehen.
Das alte Rathaus in St. Goarshausen ist ein eingetragenes Baudenkmal (Denkmalliste Rhein-Lahn-Kreis, S. 49).
(Constantin Becher, Universität Koblenz-Landau, und freundliche Hinweise von Herrn Werner Bonn, Archivar der Stadt Sankt Goarshausen, sowie Herrn Heinz Heil, ehemaliger Bürgermeister der Stadt Sanktgoarshausen, 2015)
Internet
www.st-goarshausen.de: Das Alte Rathaus (abgerufen 30.11.2015)