Fachwerkhaus Hauptstraße 77 in Briedel

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege
Gemeinde(n): Briedel
Kreis(e): Cochem-Zell
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Koordinate WGS84 50° 01′ 18,84″ N: 7° 08′ 58,63″ O 50,0219°N: 7,14962°O
Koordinate UTM 32.367.452,94 m: 5.542.706,08 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.582.428,53 m: 5.543.478,27 m
  • Fachwerkhaus Hauptstraße 77 in Briedel (2005)

    Fachwerkhaus Hauptstraße 77 in Briedel (2005)

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  • In der Urkunde Nr. 1367 von Notar Mathias Sylvester Schaeffer wird das Fachwerkhaus Hauptstraße 77 in Briedel auf 336 Reichstaler besteuert

    In der Urkunde Nr. 1367 von Notar Mathias Sylvester Schaeffer wird das Fachwerkhaus Hauptstraße 77 in Briedel auf 336 Reichstaler besteuert

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  • Fachwerkhäuser Hauptstraße 75 und 77 in Briedel (2005)

    Fachwerkhäuser Hauptstraße 75 und 77 in Briedel (2005)

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  • Historische Fotografie der Hauptstraße in Briedel (1922)

    Historische Fotografie der Hauptstraße in Briedel (1922)

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Das Fachwerkhaus Hauptstraße 77 in Briedel ist in Hanglage errichtet. Das Gebäude liegt auf einem gegenüber der Straße erhöhten Niveau. Der Hang wird durch eine Mauer aus Natursteinen abgestützt. Diese Mauer bildet das „Fundament“ für das Fachwerkhaus. Das Anwesen erhebt sich als dreigeschossiges Gebäude (Erdgeschoss, Obergeschoss und Dachgeschoss) auf rechteckigem Grundriss. Die Südwand des Nebengebäudes war Teil der südlichen Ringmauer von Briedel. Noch heute kann an dieser Stelle das Mauerwerk der Verteidigungsanlage nachvollzogen werden. Die Fundamente der dahinterliegenden Häuser aus der Sündstraße liegen etwa in Höhe des Dachstuhls.

Gebäude
Das Untergeschoss des regionstypischen Fachwerkhauses besteht aus massivem Bruchsteinwerk. Die Häuser in Briedel sind überwiegend in Flussnähe und somit in einem Überschwemmungsgebiet gebaut worden. Der gemauerte Sockel bot gegenüber einer Holzkonstruktion einen besseren Schutz vor Feuchtigkeit und aufsteigendem Grundwasser. Im Fall des Fachkwerkhauses Hauptstraße 77 sowie des Nebengebäudes 75 hatte diese Bauweise auf schwierigem Grund jedoch eine andere Ursache: Zur Zeit der Erbauung durfte ausschließlich innerhalb der Ortsummauerung gebaut werden. Bauteile außerhalb sind erst ab 1866 nachweisbar. Die Fachwerkkonstruktion (Holzskelettbauweise) zeigt den typischen Stil der Fachwerkhäuser der Untermosel.

Das hölzerne Fachwerk ist in einem oxidroten Farbton gestrichen. Dieser Farbton war für die regionalen Fachwerkhäuser ab dem späten 16. Jahrhundert typisch. In der Vergangenheit basierte das Farbmaterial auf der Basis von kalt gepresstem Leinöl, das mit Eisenoxid pigmentiert war. Neben diesem Farbpigment wurde auch ein Weiteres eingesetzt, das violettstichige Rot mit dem Namen „Caput mortuum“.

In der Zeit davor war das Balkenwerk holzsichtig und hatte eine Leinölbehandlung. Die Gefachfelder des Skelettbaus wurden traditionell mit einer Strohlehmstakung ausgefüllt sowie mit Kalkmörtel verputzt und mit eingesumpftem Kalk weiß gestrichen. Das Holz für den Hausbau durfte von den Bürgern kostenlos in den Gemeindewäldern geschlagen werden. Die Dächer jedoch mussten mit heimischem Schiefer gedeckt werden anstatt mit Stroh, um einen gewissen Brandschutz zu gewährleisten.

Geschichte
Vermutlich wurde das Fachwerkhaus Hauptstraße 77 im frühen 18. Jahrhundert vom Zimmermann Franz Wilhelms (um 1650-1709) erbaut. Wilhelms wird in den örtlichen Steuerlisten des Jahres 1685 als Lehnsmann und Steuerpflichtiger genannt. Sein Sohn Johann Wilhelms (1684-1733) war zeitweilig Bürgermeister von Briedel und ist nachweislich zweiter Eigentümer des Hauses. Aufgrund der Lage innerhalb der Ringmauer ist ein älterer Vorgängerbau anzunehmen. So spricht auch der Eintrag der Denkmalpflege von einem „im Kern“ älteren Gebäude. Inschriften oder andere schriftliche Quellen fehlen. Vergleichbare Fachwerkhäuser in Briedel wurden ebenfalls zu dieser Zeit errichtet. Im Jahr 1784 wird das Objekt urkundlich erwähnt. Es wird ein Steuerwert von 200 Reichsthalern veranschlagt. Dieser Wert - ein durchschnittlicher Wert - diente als Anschlag zur Bemessung der verschiedenen Steuerarten, wie Kopfsteuer, Schirmgulden etc. Davon zu unterscheiden sind andere Steuerarten wie bspw. die Gerichtssteuer (Bede), die Urform einer Steuer.

Im Jahr 1837 wurde das Gebäude versteigert. Aus der Versteigerungsniederschrift geht hervor, dass zum Gebäude ein Kelterhaus gehörte. Diese Angabe lässt darauf schließen, dass in diesem Haus ein Weinbaubetrieb angesiedelt war. Da die Räume des Erdgeschosses nicht genug Platz für den Keltereibetrieb zulassen, muss dieser in einem anderen Gebäude stattgefunden haben. Deshalb wurde das angrenzende kleinere Gebäude mit der Hausnummer 75 als Kelterhaus genutzt.
Das Haus wechselte im Laufe der Zeit mehrfach den Besitzer. In einer Briedeler Steuerliste werden ab dem Jahr 1784 folgende Bewohner aufgeführt: In diesem Jahr lebte die Witwe des Johann Adam Wilhelm in dem Haus. Nur vier Jahre später wechselte das Haus den Besitzer. Denn in der Steuerliste wird für das Jahr 1788 Jakob Melges (1754-1807) als Besitzer angegeben. Im Jahr 1832 lebt ein Philipp Melges im Haus, vermutlich der Sohn von Jakob Melges. Er versteigerte das Haus im Jahr 1837. Denn für den 5. Mai 1837 wurde die Versteigerung des Hauses bekanntgegeben. Der Text lautet:

„Das zu Briedel in der Kordelstraße oder Rechstraße neben Jakob Walter und Johann Mees gelegene zweistöckige Wohnhaus, samt Kelterhaus, Stall, Schoppen, Kelter, Garten Hofbering und allen sonstigen Zubehörungen und Gerechtsamen, wie allen darin und niet band und nagelfesten Gegenständen Flur zehn Nummer zweihundert fünfzig des Stückes. Der in Briedel wohnende Winzer Johann Peter Back vierter bot nach mehreren geringeren Höhrungen zuletzt 336 Thaler und unterschrieb nach vorheriger Vorlesung.“ (Urkunde Nr. 1367 ).

Im Jahr 1932 lebt Philipp Mais (1874-1954) mit seiner Ehefrau Mathilde Fischer (geboren 1875) im Haus. Er betrieb gegenüber in der Kurtel eine Schmiede. Seine Aufgabe war es auch, die Kirchturmuhr zu pflegen und wöchentlich aufzuziehen. Um 1980 fand ein Feriengast Gefallen an dem Objekt. Er kaufte das Haus, renovierte es, wobei er auch das bis dahin überputzte Fachwerk freilegte, und nutzte es dann als seinen Altersruhesitz.

Das Fachwerkhaus Hauptstraße 77 in Briedel wird im Nachrichtlichen Verzeichnis der Kulturdenkmäler im Landkreis Cochem-Zell (Stand 2020) geführt. Der Eintrag lautet: „Hauptstraße 77 Fachwerkhaus, tlw. massiv, frühes 18. Jh., im Kern evtl. älter; Gesamtanlage mit Kelterhaus“.

(Florian Weber; Andreas Wall, Universität Koblenz-Landau, 2015 / freundliche Hinweise der Herren Hermann Thur, Elmar Kroth und Ferdinand Lawen, 2020)

Quellen
Urkunde Nr. 1367 von Notar Mathias Sylvester Schaeffer, Notariatsarchiv für den kurtrierischen Bereich, Außenstelle des Landeshauptarchivs Koblenz

Internet
www.briedel.de: Gemeinde Briedel (abgerufen 17.09.2015)

Literatur

Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (Hrsg.) (2020)
Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler, Kreis Cochem-Zell. Denkmalverzeichnis Kreis Cochem-Zell, 14. Januar 2020. Mainz.
Gilles, Karl-Josef; Fatin, Natalie; Stölben, Albert / Gemeinde Briedel; Arbeitsgemeinschaft für Landesgeschichte und Volkskunde des Trierer Raumes (Hrsg.) (1998)
Die Geschichte der Gemeinde Briedel bis 1816. 1250 Jahre Briedel. In: Ortschroniken des Trierer Landes, Band 30, Trier.

Fachwerkhaus Hauptstraße 77 in Briedel

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Hauptstraße 77
Ort
56867 Briedel
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Geschütztes Kulturdenkmal gem. § 8 DSchG Rheinland-Pfalz
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung, Fernerkundung, mündliche Hinweise Ortsansässiger, Ortskundiger
Historischer Zeitraum
Beginn 1701 bis 1709

Empfohlene Zitierweise

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„Fachwerkhaus Hauptstraße 77 in Briedel”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-244476 (Abgerufen: 19. April 2024)
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