Die zum Rathaus gehörende Grundfläche ist von einem quadratischen Grundriss, wovon ca. ein Viertel als Innenhof in Richtung Zehntstrasse vorliegt. An der Ecke Zehntstrasse - Rathausstrasse befindet sich ein sehr gut erhaltener Teil des Rathauses. Das Erdgeschoss besteht aus Gemäuer, die drei darüber liegenden Etagen und der Giebel sind aus gotischem Fachwerk. Die zweite und dritte Etage sind überhängende Geschosse und besitzen somit einen größeren Grundriss als darunter liegenden. Der Seitenanbau, der sich zwischen dem Fachwerkteil des Rathauses und dem Mittelständerhaus in der Rathausstrasse befindet, ist komplett steinern. Es wird davon ausgegangen, dass dieser Gebäudeteil das älteste Haus des gesamten Ortes darstellt und als Vorratslager gedient haben soll.
Um das Amt des Bürgermeisters auszuüben, musste man zuvor das beratende Amt eines Vorstehers besetzt haben. Es gab meistens zwei Vorsteher, in manchen Jahren allerdings auch bis zu vier, welche meistens zwischen 35 und 45 Jahren alt waren. im Gegensatz zum Bürgermeisteramt, das stets nur auf ein Jahr begrenzt war und im November begann, konnten die Vorsteher mehrfach hintereinander wiedergewählt werden. Im Durchschnitt lag das Alter der Bürgermeister zwischen 40 und 50 Jahren.
Aktuelle Situation
Heute ist das alte Rathaus in privater Hand, mit liebevoll bepflanzten Kübeln vor dem zur Zehntstrasse hin gelegenen, grünlackierten und bogenförmigen Tor. Diese Bogenöffnungen bildeten früher im massiven Sockelwerk eine offene Halle. Linksseitig des Tores wurden mit blauer Farbe handschriftlich die Hochwassermarken der vergangenen Jahrzehnte abgebildet. Sie vermitteln dem Betrachter zum einen die Höhe des Pegels am Rathaus und zum anderen, mit etwas Vorstellungskraft, wie weit die Wassermassen in die Stadt vorgedrungen sind: Der höchste Wasserstand wurde 1993 (1128 Zentimeter) erreicht. Weitere Hochwasser gab es in den Jahren 1987 (1056 Zentimeter), 1995 (1077 Zentimeter), wobei die „geringsten“ Ausmaße wurden 2003 mit 981 Zentimetern Pegelstand erreicht. In Briedel kann man immer wieder auf solche Hochwassermarken stoßen, wie z.B. am Nepomuk-Haus an der Ecke Graf-Salm-Strasse und Auf dem Bach.
Zwischen dem alten Rathaus und dem gegenüberliegenden Speicherhaus überdachen Weinstöcke mit ihren Ranken und Reben die Zehntstrasse und verdeutlichen zwischen den alten Fachwerkhäusern, neben einem schönen und idyllischen Anblick, die kulturhistorisch weit zurückreichende Bedeutung und Verankerung des Weines mit dem Ort Briedel.
(Jan Grendel, Universität Koblenz-Landau, 2015)
Quellen
Informationstafel an der Hauswand des Alten Rathauses. Zehntstrasse 4, 56867 Briedel.
Internet
www.briedel.de: Gemeinde Briedel. Rundgang durch Briedel, Hermann Thur (abgerufen 01.11.2015)
www.briedeler-geschichte.de: Chronik der Gemeinde Briedel, Hermann Thur (Stand: 15.11.2014, abgerufen 01.11.2015)