Denkmalbereich „Ringstraße um den Stadtkern“ von Kempen

Die den Stadtkern der Stadt Kempen umgebende Ringstraße mit angrenzender Ringbebauung und Teilen der einmündenden Straßen mit Randbebauung

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Denkmalpflege
Gemeinde(n): Kempen
Kreis(e): Viersen
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 51° 21′ 52,51″ N: 6° 25′ 27,13″ O 51,36459°N: 6,4242°O
Koordinate UTM 32.320.690,71 m: 5.693.518,74 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.529.587,36 m: 5.692.292,28 m
  • Ansicht der Kuhstraße der Kempener Altstadt in nördliche Blickrichtung (2017).

    Ansicht der Kuhstraße der Kempener Altstadt in nördliche Blickrichtung (2017).

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    Ostfeld, Franziska
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    Franziska Ostfeld
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  • Ansicht der Altstadt von Kempen im Kreis Viersen (2007).

    Ansicht der Altstadt von Kempen im Kreis Viersen (2007).

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  • Die Kleinbahnstraße in Kempen, hier verlief einst die Geldernsche Kreisbahn, auch "Feuriger Elias" genannt (2017).

    Die Kleinbahnstraße in Kempen, hier verlief einst die Geldernsche Kreisbahn, auch "Feuriger Elias" genannt (2017).

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    Franziska Ostfeld
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Kempen zählt im Ursprung zu den neun kurkölnischen Planstädten, die auf erzbischöflichen Geheiß nach der Schlacht bei Worringen und nach der Vertreibung des Erzbischofs aus Köln im 13. und 14. Jahrhundert im weiten Halbkreis westlich um Köln angelegt wurden.

Kempen liegt nordwestlich von Köln am linken Niederrhein an der Kreuzung der beiden überregionalen Wege von Kempen nach Oedt und von Neuss nach Wachtendonk. Der erste urkundliche Nachweis datiert aus dem Ende des 9. Jahrhunderts im Zusammenhang mit der Abtei Werden. An Stelle des erzbischöflichen Herrenhofs, der um 1000 mit benachbarter Siedlung bestand, veranlasste Erzbischof Siegfried von Westerburg den planmäßiger Ausbau mit erzbischöflicher Burg und Stadt im 13. Jahrhundert als Bollwerk gegen das Herzogtum Geldern und verlieh dem Ort Stadtrechte.
Im 16. Jahrhundert Zentrum der Reformation, erfolgte ein wirtschaftlicher Aufschwung mit einem Schwerpunkt im Textilgewerbe, dennoch blieb die Stadt auch innerhalb der Befestigung agrarisch geprägt. Trotz mehrfacher Zerstörungen im Laufe der vergangenen Jahrhunderte und trotz baulicher und städtebaulicher Veränderungen insbesondere im 20. Jahrhundert überliefert der Ortskern im Gesamteindruck mit dem erhaltenen Befestigungsgürtel die mittelalterliche Entstehungsgeschichte und die Jahrhunderte währende Entwicklung ohne gravierende Brüche. Den Ortskern schützt seit 1990 eine Denkmalbereichssatzung. Schutzgegenstände sind: die ringförmig gefasste Altstadt, die Wall- und Grabenzone, die Stadtmauer, der Ortsgrundriss aus Straßen- und Wegeführung und Parzellenstruktur, der aufgehender Bestand im Zusammenhang als ein städtischer Körper und Blickbezüge auf markante Bauten wie katholische Pfarrkirche und Burg.

Ein zweiter Denkmalbereich schließt an die Wall- und Grabenzone. Er umfasst das Bahnhofsviertel und die ersten Abschnitte der Ausfallstraßen und damit die Stadterweiterung vom Ende des 19. und des Anfangs des 20. Jahrhunderts. Der Bereich ergänzt sowohl inhaltlich als auch räumlich den Bereich des Ortskerns. Bereits in den 1840er Jahren begann der Ausbau der Ausfallstraßen nach Vorst, Grefrath und Hüls. Nach Anlage der Wallpromenade in den 1870er Jahren und Kanalisation der Stadt ab 1892 verschwand der äußere Wassergraben zwischen 1899 und 1910 nahezu vollständig. Einen konkreten Anstoß zur Erweiterung über die Befestigungsgrenzen hinaus hatte die Eröffnung der Geldern'schen Kleinbahn (Kreisbahn) von Krefeld nach Kleve über Kempen im Nord-Osten der Stadt 1863 gegeben. Es folgten die Staatsbahnstrecke nach Kaldenkirchen und Venlo 1868 und 1870 die Lokalbahnlinie der Krefelder Bahngesellschaft nach Hüls und Süchteln und der Bau von entsprechenden Bahnhofempfangsgebäuden. In Bahnhofsnähe sowie an den Ausfallstraßen siedelten sich Industriebetriebe an und zwischen Bahngelände und Stadtkern, entlang der Ringe und an den Ausfallstraßen entstand konzentriert Wohnbebauung. Ein Plan von Karl Henrici aus dem Jahr 1910 sollte die anstehende Stadterweiterung ordnen. Auch wenn Henricis Erarbeitung nur in geringem Maße umgesetzt wurde, so zeigt der Plan doch, dass die Ringe, die ersten Abschnitte der Ausfallstraßen und das Bahnhofsviertel als ein zusammenhängendes Plangebiet betrachtet wurden.

Ende des 19. Jahrhunderts entstanden in kontinuierlicher Entwicklung am Ring außerhalb der mittelalterlichen Befestigung und der kleinteiligen innerstädtischen Struktur einerseits für neu definierte öffentliche Funktionen (wie Amtsgericht, Landratsamt, Post, Zoll, spezifische Schulen) große Solitärbauten in baueigener Formensprache, andererseits wandten sich mit Gestaltung der Grabenzone zur um den Stadtkern führenden Promenade geschlossene Zeilen aus in Geschoss- und Achsenzahl gleichen verputzten und unverputzten Backsteinbauten mit zeittypischen Schmuckformen der Stadt zu und rahmten somit den alten Ort. Rückwärtig schließen Gärten oder gewerbliche Nutzungen mit Nebengebäuden und Hofflächen an. Entlang der ersten Abschnitte der Ausfallstraßen setzen sich diese Zeilen mit Wohn- und Gewerbenutzung beidseitig fort. Um den Bahnhof entwickelte sich zeitgleich ein städtisches Viertel mit Mischnutzung und sowohl städtebaulich als auch architektonisch in sich geschlossenen Straßenräumen. Die Stadterweiterung dokumentiert die gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung von Kempen, einhergehend mit einem überregional orientierten städtischen Anspruch im architektonischen und städtebaulichen Ausdruck.

Die Denkmalbereichssatzung für die Stadterweiterung ist seit 1997 rechtskräftig. Schutzinhalte sind die Straßenführung, die Parzellenteilung, die städtebauliche Gestalt im aufgehenden Bestand insgesamt außerdem charakteristische Blickbezüge auf den Kirchturm im Ortsmittelpunkt als Orientierungs- und Identifikationspunkt, auf markante Solitäre, entlang der gereihten gleichmäßigen Zeilenabschnitte und durch die typischen Straßenräume.

(Elke Janßen-Schnabel, LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland, aus: Pufke (Hrsg.), 2016)

Quelle
Plan der Stadt Kempen, M 1: 2500, bearbeitet von Karl Henrici 1910

Literatur

Hermes, Jakob (1982)
Das alte Kempen. Eine Stadt im Spiegel der Jahrhunderte. Krefeld.
Pufke, Andrea (Hrsg.) (2016)
Denkmalbereiche im Rheinland. (Arbeitsheft der rheinischen Denkmalpflege 83.) S. 183-186, Petersberg.
Weinforth, Friedhelm (1993)
Campunni - Kempen. Geschichte einer niederrheinischen Stadt. (Schriftenreihe des Kreises Viersen, 39.) Viersen.

Denkmalbereich „Ringstraße um den Stadtkern“ von Kempen

Schlagwörter
Ort
47906 Kempen
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Denkmalbereich gem. § 5 DSchG NW
Fachsicht(en)
Denkmalpflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Übernahme aus externer Fachdatenbank, Auswertung historischer Schriften, Auswertung historischer Karten, Auswertung historischer Fotos, Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung

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„Denkmalbereich „Ringstraße um den Stadtkern“ von Kempen”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/BODEON-59328-10022016-247173 (Abgerufen: 20. April 2024)
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