Kaiserswerth, einer der ältesten niederrheinischen Siedlungsplälze, liegt nördlich von Düsseldorf am rechten Rheinufer.
Um 700 errichtete der Missionsbischof Suitbertus auf einer Rheininsel eine Kirche und ein Benediktinerkloster, das spätere Kanonikerstift. Mitte des 11. Jahrhunderts wurde die Kirche durch einen Neubau ersetzt. Zum Schutz des Stiftes ließ Kaiser Friedrich I. - nach Verlegung des Rheinzolls vom holländischen Thiel nach Kaiserswerth - südlich des Kirchenbereichs eine staufische Pfalz bauen. Die Zollstätte an der Kreuzung des Hellwegs mit dem Rhein und der alten Römerstraße entwickelte sich zu einer für den Niederrhein wirtschaftlich wichtigen Marktsiedlung, der 1181 Stadtrechte verliehen wurden, und die der Kaiser zur Reichsstadt erhob. Im 13. Jahrhundert verlandeten die Rheinarme, die Insel wurde Uferzone. Ende des 13. und im 14. Jahrhundent wurden Pfalz und Stadt an verschiedene Territorialherren verpfändet, bis Kaiserswerth schließlich ab 1424 dem Kurfürst von Köln unterstand. Mitte des 16. Jahrhunderts wurde ein Festungsring mit Bastionen angelegt und ausgebaut, doch bereits 1689 fielen Teile von Stadt und Burg der Belagerung durch die Franzosen zum Opfer. Während des Spanischen Erbfolgekrieges wurden 1702 Stadt und Burg vollständig zerstört, und die Befestigung wurde geschleift. Seit 1768 gehörte Kaiserswerth zu kurpfälzischem Gebiet. Nach 1777 siedelte sich im Ort Seidenindustrie an, durch die ein - allerdings nicht lange anhaltender - Aufschwung einsetzte.
Im 19. Jahrhundert wurde die Stadt zum Zentrum kirchlicher und sozialer Einrichtungen. Theodor Fliedner gründete hier 1836 die Diakonissenanstalt, eine Institution zur Ausbildung von Kranken- und Armenpflegerinnen, Kinderschwestern und Fürsorgerinnen. Seit 1929 ist Kaiserswerth Stadtteil von Düsseldorf.
Der Ortskern von Kaiserswerth hat seinen seit dem Mittlelalter bestehenden Grundriss weitgehend bewahrt. Am Stiftsplatz steht im Süden die Mitte des 1. Jahrhunderts errichtete ehemalige Stiftskirche St. Suitbertus. Im Norden und Osten zeigt der Platz noch die Bebauung der ehemaligen Stiftsimmunität des frühen 18. Jahrhunderts, und es sind einzelne Kanonikerhäuser erhalten, von denen das älteste (um 1200) neben dem Marienkrankenhaus steht.
Die Straße „An St. Suitbert“ ist Teil des ältesten und wichtigsten Verkehrsweges von Düsseldorf nach Duisburg. Hier liegt das ehemalige Kapuzinerkloster mit Kirche. Der Kaiserswerther Markt, 1181 als „forum“ erwähnt, war im Mittelalter Warenumschlag- und Verladeplatz. Er verläuft im rechten Winkel auf den alten Rheinübergang zu als eine langgestreckte, ursprünglich planmäßig errichtete Platzanlage mit einheitlicher Abmessung der Parzellen und ehemals mit freistehendem Rathaus. In der parallel zum Markt verlaufenden Fliedner Straße steht die klassizistische evangelische Kirche mit dem zugehörigen Pfarrhaus.
Die sozialen Einrichtungen, die auf Theodor Fliedner zurückgehen, prägen das Bild im Norden der Stadt. Im Süden liegt am Rhein die Ruine der Kaiserpfalz.
In dem städtebaulichen Rahmen der genannten gleichmäßig verteilten, markanten und voluminösen Einzelbauten vermittelt das Ortsbild insgesamt einen einheitlichen Eindruck. Es setzt sich im Wesentlichen aus zwei- bis dreigeschossigen, schlichten, traufständigen Bauten des 18., 19. und 20. Jahrhunderts auf kleinteiliger Parzellierung zusammen, die häufig auf mittelalterlichen Kellern oder Fundamenten errichtet wurden. Wenige Backsteinbauten mit Schweifgiebeln sind aus der Zeit vor der Zerstörung von 1702 erhalten. Der Ortskern wird von der heute im Geländeprofil noch fast vollständig erlebbaren Wallanlage mit fünf Bastionen umfasst; lediglich Vorburg und nördlicher Wall sind nicht mehr vorhanden. Der Denkmalbereich schützt neben der Altstadt als Ganzheit den Ortsgrundriss aus Wegeführung, Fluchten, Parzellierungen und Wallanlage und die rheinseitige Ortssilhouette. Seine Grenze bezieht im Norden und Süden über die Wallanlage hinaus Freiflächen mit ein, die für die örtliche Gesamtstruktur und für die Silhouette der niederrheinischen Stadt von Bedeutung sind.
Kaiserswerth zählt mit St. Suitbert und dem Kanonikerstift, mit der Kaiserpfalz und mit der Diakonissenanstalt zu den geschichtsträchtigsten Siedlungsplätzen am Niederrhein. Die Denkmalbereichssatzung zum Schutz der Altstadt Kaiserswerth ist seit 1988 rechtskräftig.
(Elke Janßen-Schnabel, Rheinisches Amt für Denkmalpflege, LVR, aus: Mainzer (Hrsg.) 1996)
Literatur
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Düsseldorf Kaiserswerth. (Rheinische Kunststätten, Heft 252.) Neuss (3. neu bearbeitete u. erweiterte Auflage).
Clemen, Paul / Clemen, Paul (Hrsg.) (1894)
Die Kunstdenkmäler der Stadt und des Kreises Düsseldorf. (Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz, Band 3.1.) Düsseldorf.
Franz Pesch; et al. / Ministerium für Stadtentwicklung und Verkehr (Hrsg.) (1994)
Historische Stadt- und Ortskerne in Nordrhein-Westfalen. Duisburg.
Heck, Karl (1925)
Geschichte von Kaiserswerth. Chronik der Stadt, des Stiftes und der Burg, mit Berücksichtigung der näheren Umgebung. Düsseldorf.
Mainzer, Udo (Hrsg.) (1996)
Denkmalbereiche im Rheinland. (Arbeitshefte der rheinischen Denkmalpflege 49.) S. 76-78, Köln.
Schürmann, Sonja (1988)
Düsseldorf. Eine moderne Landeshauptstadt mit 700jähriger Geschichte und Kultur. (Dumont Kunstreiseführer.) Köln.
Übernahme aus externer Fachdatenbank, Literaturauswertung
Historischer Zeitraum
Beginn 700
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