Denkmalbereich „Kamp Lintfort - Kloster Kamp - Kamper Berg“

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Denkmalpflege
Gemeinde(n): Kamp-Lintfort
Kreis(e): Wesel
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 51° 30′ 12,14″ N: 6° 30′ 57,29″ O 51,50337°N: 6,51591°O
Koordinate UTM 32.327.597,56 m: 5.708.729,88 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.535.865,73 m: 5.707.773,88 m
  • Kloster Kamp bei Kamp-Lintfort, Ansicht über die Terassengärten (2015).

    Kloster Kamp bei Kamp-Lintfort, Ansicht über die Terassengärten (2015).

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Kloster Kamp wurde 1122/23 durch den Kölner Erzbischof Friedrich I. und Mönche aus der Abtei Morimond/Lothringen gegründet. Es war die erste Zisterzienserabtei in Deutschland, die zwanzigste Gründung des 1098 gegründeten Ordens. Von Kamp aus wurden 14 Tochterklöster mit 53 Einzelklöstern gegründet. Zur Klosterfamilie gehörten 24 Frauenkonvente, darunter am Niederrhein Graefenthal, Schledenhorst, Coesfeld, Duissern.

Seit 1150 begannen die zunächst im Tal siedelnden Mönche mit dem Bau der Klosteranlage auf dem Kamper Berg. Die Klosterkirche war 1182 vollendet. 1410-1415 wurde die Klosterkirche vermutlich aufbauend auf dem Grundriss des Gründungsbau erneuert. Im Verlauf des Truchseß-Kölnischen Krieges plünderte Graf Adolf von Moers 1585 die Abtei und legte Feuer. Der Konvent flüchtete nach Neuss und Rheinberg.

Erst nach dem Westfälischen Frieden (1648) wurde die verödete Abtei mit neuem Glanz aufgebaut und erlebte bis zur Säkularisation (1802) eine Zeit größter Blüte. Das Langhaus der Abteikirche (1683-1700), Sakristei (1714) und die Prälatur mit vorgelagertem Wirtschaftshof (1740) wurden teilweise unter Nutzung der vorgefundenen Substanz neu geschaffen. Abt Franz Daniels ließ um 1740 als vermittelndes Element zwischen Berg und Ebene einen in mehreren Stufen gegliederten Terrassengarten anlegen.

Nach der Säkularisation wurden die Klostergebäude auf Abriss versteigert, der umfangreiche Grundbesitz verkauft. Nur die Klosterkirche als zukünftige Pfarrkirche, das Hospital als Pfarrhaus, sowie Fragmente der übrigen, zu anderen Zwecken genutzten und umgebauten Gebäude wie auch Reste des Gartens blieben erhalten. Der Wirtschaftshof erhielt als Abteiplatz mit Wohnhäusern, Hofanlagen, Schmiede, Posthalterei, Sankt-Agatha-Stift (Krankenstation, Nähstube etc.) eine neue Funktion.

Seit 1954 beherbergen die Klostergebäude eine Niederlassung der Karmelitermönche. Die Bundesstraße 510 durchschneidet den barocken Klostergarten.

Nach wie vor erheben sich die Klosterkirche mit den in der Barockzeit entstandenen mit Schweifhauben versehenen Chorflankentürmen und das ehemalige Hospital mit geschweiftem Westgiebel hoch über der flachen Niederrheinlandschaft.

Die vorgelagerten Terrassen des Barockgartens sind gut ablesbar und wurden bis zur Bundesstraße 510 in den letzten Jahren nach Befund rekonstruiert. Der ursprünglich von den Wirtschaftsgebäuden und der Torkapelle begrenzte Platz vor der Kirche hat noch die aus der Klosterzeit stammende rechteckige Grundform. In den Gebäuden Abteiplatz 9 (Prälatur). Abteiplatz 11 (Klausurwestflügel). Abteiplatz 18-22 (Wirtschaftsgebäude mit Klostergefängnis in Nr. 20), Klosterplatz 27 (Torkapelle) und Klosterplatz 17 (Kellnerei) sind in GebäudesteIlung und fragmentarisch auch in der Substanz die Abteigebäude noch überliefert. Mit der baulichen Außengestaltung dieser Häuser in Formen des 19. Jahrhunderts, sowie mit dem 1912 entstandenen Sankt-Agatha-Stift findet die Zeit nach der Säkularisation ihren baulichen Ausdruck. Nördlich von Abteiplatz und Torkapelle liegt der Friedhof mit Kapelle von 1875.

Kloster Kamp ist von überragender historischer Bedeutung als Ausgangs- und Kristallisationspunkt der Zisterzienser in Deutschland. Der Ursprung in romanischer Zeit ist durch die landschaftliche Lage noch anschaulich. Zusammen mit Plätzen ähnlicher Bedeutung und zeitlicher Herkunft (Valkhof/Nimwegen, Schwanenburg/Kleve, Stift Hechelten) bietet Kloster Kamp auch ein Zeugnis für die Besiedlungsgeschichte des unieren Niederrheins im Hochmittelalter.

Von überregionaler Bedeutung ist die barocke Umgestaltung der Abtei. Für den Terrassengarten wirkten Vorbilder aus Italien, die parallel etwa zur gleichen Zeit auch für den Garten von Schloss Sanssouci Anwendung fanden. Kloster Kamp ist daher für die Geschichte der Gartenbaukunst von großem Zeugniswert.

Wegen einer Umgestaltungsplanung für die auf den Abteiplatz zuführende Klosterstraße und wegen der vorgesehenen Ausdehnung von Sportanlagen am Fuß des Kamper Berges wurde vom Rheinischen Amt für Denkmalpflege 1981 die Ausweisung eines Denkmalbereiches vorgeschlagen. Durch „Respektzonen“ östlich und westlich der Abtei sollte die vor Beeinträchtigung zu schützende Umgebung des Denkmals exakt definiert werden. Die Satzung wurde 1986 rechtskräftig. Bedenken und Anregungen wurden während der Offenlage nicht vorgebracht.

(Walter Buschmann, Rheinisches Amt für Denkmalpflege, LVR, aus: Mainzer (Hrsg.) 1996)

Literatur

Landschaftsverband Rheinland, Landeskonservator (Hrsg.) (1993)
Der Terrassengarten von Kloster Kamp. (Landeskonservator Rheinland, Arbeitsheft 34.) Köln.
Mainzer, Udo (Hrsg.) (1996)
Denkmalbereiche im Rheinland. (Arbeitshefte der rheinischen Denkmalpflege 49.) S. 123-125, Köln.
Piecha, E.-Günter (1978)
Kamp-Lintfort im Spiegel der Geschichte. Köln.

Denkmalbereich „Kamp Lintfort - Kloster Kamp - Kamper Berg“

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Klosterstraße
Ort
47475 Kamp-Lintfort - Kamper Berg
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Denkmalbereich gem. § 5 DSchG NW
Fachsicht(en)
Denkmalpflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Übernahme aus externer Fachdatenbank, Literaturauswertung
Historischer Zeitraum
Beginn 1122 bis 1123

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„Denkmalbereich „Kamp Lintfort - Kloster Kamp - Kamper Berg“”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/BODEON-5839-05022017-264322 (Abgerufen: 19. April 2024)
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