Denkmalbereich „Blankenheim“

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Denkmalpflege
Gemeinde(n): Blankenheim (Nordrhein-Westfalen)
Kreis(e): Euskirchen
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 50° 26′ 15,14″ N: 6° 39′ 0,1″ O 50,43754°N: 6,65003°O
Koordinate UTM 32.333.126,57 m: 5.589.919,05 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.546.223,80 m: 5.589.279,26 m
  • Höhenburg und Burgflecken Blankenheim von Südwesten (2012)

    Höhenburg und Burgflecken Blankenheim von Südwesten (2012)

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  • Blankenheim, Ortsansicht mit Burg und Schwanenweiher

    Blankenheim, Ortsansicht mit Burg und Schwanenweiher

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  • Blankenheim, Burg Blankenheim, Burg 1

    Blankenheim, Burg Blankenheim, Burg 1

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  • Blankenheim, Ortsansicht mit Burg

    Blankenheim, Ortsansicht mit Burg

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  • Blankenheim, Ortsansicht

    Blankenheim, Ortsansicht

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  • Blankenheim, Ortsansicht

    Blankenheim, Ortsansicht

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  • Blankenheim, Zuckerberg, Fachwerkhäuser

    Blankenheim, Zuckerberg, Fachwerkhäuser

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Lage
Blankenheim liegt an der Ahrquelle in der nördlichen Eifel; auf dem Bergsporn über dem Ort thront die Burg. Seit dem frühen Mittelalter bis zur französischen Zeit lenkten die Grafen von Blankenheim die Geschicke der Herrschaft. Sie steuerten nicht nur die Siedlungsentwicklung sondern durchdachten vor allem die topographischen Besonderheiten und machten sich das umgebende Land bestmöglich zu Nutze: so erstreckten sich auf dem Höhenrücken hinter der Burg Nutz- und Ziergärten, zur Versorgung der Burggemeinschaft schloss im Norden ein Tierpark an, der steile Hang nach Süden war terrassiert, am Fuß des Berges lag ein Taubenhaus und hier, kurz vor der Ahr, war der Giesenbach zu zwei Fischteichen gestaut.

Geschichte
Bereits im frühen Mittelalter galt das Grafenhaus als einflussreichstes Geschlecht der Region. Von der „Alteburg“ bei Blankenheimerdorf hatten die Grafen ihren Sitz auf den strategisch günstigeren Berg über der Ahr gelegt, den Ort am Fuß des Berges 1468 mit städtischen Privilegien ausgestattet und befestigt. Seit dem kaiserlichen Privileg von 1669 war die Grafschaft Manderscheid-Blankenheim reichsunmittelbar und hatte die oberste Gerichtsbarkeit inne. Insbesondere Graf Salentin Ernst (1630-1705, regierte 1644-1694) bereicherte in seiner 40 Jahre währenden Regentschaft den Ort sowohl mit Bauwerken als auch mit Stiftungen. Er ließ einen zweiten Befestigungsgürtel anlegen, berief Oratorianer nach Blankenheim zur Betreuung der Pfarrkirche und zur Erteilung von Schulunterricht, 1682 Elisabetherinnen zur Klostergründung und zur Unterrichtung der Mädchen. 1697 ließ sein Nachfolger, Graf Franz Georg (1669-1731, er regierte ab 1694), ein Seminar zur Ausbildung von Priestern einrichten, und 1764 schließlich – im Todesjahr seiner zweiten Gattin – veranlasste Graf Johann Wilhelm (1708-1772, regierte ab 1731) den Bau der Kapelle im nördlich gelegenen Ortsteil Hülchrath in Sichtweite der Burg.
Nach Flucht der letzten Gräfin Auguste und ihres Mannes, des böhmischen Grafen Philipp Christian von Sternberg (1732-1811, regierte von 1780-1798), in französischer Zeit auf ihre Besitzungen in Böhmen, gelangte ein Großteil des Inventars und des Familienarchivs nach Prag. Nach Plünderung der Burg und Verkauf auf Abbruch erfolgte 1926 bis 1928 der Aufbau der Ruine zur Jugendherberge. Nach Anbindung an die Eisenbahnlinie Köln-Trier 1870 in „Blankenheimer-Wald“ hatte Blankenheim 1913 bis 1976 einen eigenen Bahnhof.

Von der Burg ausgehend als dem wesentlichen Motor der Entwicklung, bestimmten in der Vergangenheit insbesondere Religion und die Wirtschaft die Ortsgeschichte und die bauliche Entwicklung: Von der überwiegend katholischen Prägung zeugen zahlreiche bauliche Anlagen, die Kirche mit ihrer reichen Ausstattung, das Pfarrhaus (das alte Priesterseminar), die Kapelle Hülchrath mit dem Bittweg, der Klosterbereich mit dem Ehrenmal, der ehemalige Friedhof, die Wegekreuze, das Matthiaskreuz, religiöse Figuren und auch die Gasthäuser in der Tradition von Herbergen, denn Blankenheim war bereits im Mittelalter Pilgerstation auf dem Weg nach Trier, und ist mit der Verehrung des heiligen Georg mit der Georgbüste in St. Mariae Himmelfahrt selbst Wallfahrtsort.

Während die Bewohner noch bis ins 20. Jahrhundert überwiegend von Ackerbau und Viehzucht lebten, sind frühe Hinweise auf gewerbliche Tätigkeit überliefert, so im 15./16. Jahrhundert zum Erzabbau, zur Verhüttung des Eisenerzes (zur Eisengewinnung) und zur Eisenverarbeitung. Im 17. Jahrhundert erwirkte Graf Salentin Ernst einen umfassenden wirtschaftlichen Aufschwung, indem er im weiteren Umkreis Hüttenkonzessionen vergab, die bestehenden Webereien (Leinenwebereien für Gebrauchsstoffe) unterstützte, um 1670 Wollweber aus Lüttich zur Ansiedlung gewann und die Fertigung von Stoffen in Heimarbeit förderte. Vom hohen Stand der Tuchmacherzunft zeugt das Gildehaus mit seiner qualitätvollen Architektur. Im Ahrtal folgten bereits im 17. Jahrhundert unterhalb des Schwanenweihers hintereinander vier Mühlen: eine Mahl-, eine Säge-, ein Loh- und eine Ölmühle.
Auch das Pilgerwesen war ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Schließlich florierte seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert im Zuge von zunehmendem Ausflugsverkehr der Hotel- und Gaststättenbetrieb. Bis heute ist der Tourismus ein wichtiger Faktor in der wirtschaftlichen Zielstellung der Gemeinde.

Charakteristik
Siedlungstypologisch ist Blankenheim eine für die Eifel charakteristische Burg-Tal-Siedlung. Die topographischen Gegebenheiten nutzend, bekrönt die Burg den steilen Berg und beherrscht die unterhalb liegende Siedlung. Abbrüche in den späten 1960er Jahren und in den 1970er Jahren im Zuge einer Ortskernsanierung ermöglichten voluminöse Neubauten (in Gestalt von Rathaus, Museum, Touristeninformation und Sparkasse) und die Anlage eines ortsinneren Platzes mit städtischem Anspruch.
Der Ort gliedert sich, den wichtigsten Phasen seiner Geschichte entsprechend, in zwei historische Bereiche: in den Siedlungskern und in die Erweiterung des 17. Jahrhunderts. Wegenetz, Parzellenteilung und Bausubstanz lassen bis heute die Entwicklung mit den beiden Umwehrungen nachvollziehen. Abgesehen von den markanten öffentlichen Bauten mit historischer Aussage wie Kirche, Pfarrhaus oder Gildehaus prägen den Ort – über älteren Kellern – zahlreiche schlichte Bürgerhäuser des 17. bis 19. Jahrhunderts aus Fachwerk, zum Teil verschiefert, oder aus Bruchstein, steinsichtig oder geschlämmt, in weitgehend geschlossener Bauweise entlang der Straßen ohne Vorsprünge, Rücksprünge oder Einschnitte. In der Flucht, dem leicht gewundenen Straßenlauf folgend, stehen Wohngebäude, Wohn- und Geschäftshäuser, Gaststätten oder auch Gewerbebetriebe. Zu den prägenden baulichen Anlagen im Straßenraum zählen Details - wie Blocksteinstufen, Hauseingangstreppen, Treppenläufe, Mauern, historische Pflasterungen und die religiösen Figuren, die den Alltag begleiten. Die historischen Freiflächen ergänzen die Gesamtaussage: der Kirchhof, der ehemalige Friedhof am Schwanenweiher, die Burggärten, der Tierpark. Da Gartenland im Ort auf Grund der dichten Bebauung kaum bestand, wurde und wird außerhalb des Ortes Land bewirtschaftet: ehemals am Ufer vom Schwanenweiher und im Driesch/Gartenstraße, heute auf dem Bergrücken Heldenbusch.

Der Denkmalbereich
Der Ortskern ist ein städtebauliches Gefüge, kontinuierlich von den Anfängen bis heute gewachsen – durchaus mit Brüchen, jedoch ohne grundsätzliche Störung. Der Ort weist städtebauliche Geschlossenheit und einen dichten Bestand an historischer Bausubstanz auf. Zum Schutz der historischen Werte hat die Gemeinde Blankenheim im Herbst 2017 eine entsprechende Denkmalbereichssatzung erlassen.
Die Denkmalbereichssatzung schützt die Werte im Zusammenhang. Sie fasst das historische Bewusstsein in eine rechtliche Form und führt damit historische Aktivitäten zusammen, um auch in Zukunft alle Entwicklungen auf der Basis des historischen Bewusstseins zu begleiten. Die konkreten Schutzgegenstände sind: der Ortsgrundriss aus Wegeführung und Parzellenstruktur, historische Freiflächen, Verhältnis von bebauter zu unbebauter Fläche, die aufgehende Bausubstanz mit den straßenräumlichen Details, die ortsinneren Blickbezüge und die Wahrnehmung des Ortes von außen durch die Fernwirkung der Ortssilhouette und der Ortsansicht, einschließlich der Dachaufsicht.

(Elke Janßen-Schnabel, LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland, 2018)

Der Denkmalbereich Blankenheim war KuLaDig-Objekt des Monats im Mai 2019.

Literatur

Becker, Johannes (1893)
Geschichte der Pfarreien des Dekanates Blankenheim. Köln.
Clasen, Carl-Wilhelm; Hansmann, Wilfried; Osteneck, Volker / Landeskonservator Rheinland (Hrsg.) (1975)
Ensembles 1. (Arbeitsheft 4.) Köln.
Doppelfeld, Wolfgang; Nelles, Hildegard (1996)
Gruss und Kuss Dein Julius, Alte Blankenheimer Ansichtskarten. Köln.
Gerig, Hans (1952)
Die Blankenheimer Heiltumsfahrt. o. O.
Gussone, Monika (2013)
Handschrift über die Reliquienzeigung im 15. Jahrhundert. das Blankenheimer Heiltumsbuch. In: 2014, S. 21-25. o. O.
Janßen-Schnabel, Elke (2018)
Blankenheim und Dülken – Zwei neue Denkmalbereichsatzungen sind in Kraft getreten. In: Denkmalpflege im Rheinland; 4, S. 186-188. Essen.
Neu, Heinrich (1952)
Graf Salentin Ernst von Manderscheid- Blankenheim. In: Heimatkalender des Eifelgrenzkreises Schleiden, S. 57-64.. o. O.
Neu, Peter (1990)
Die Grafen von Manderscheid – ein historischer Überblick. In: Landschaftsverband Rheinland (Hrsg.): Die Manderscheider. Katalog zur Ausstellung, S. 13-36. Köln.
Neu, Peter (1972)
Geschichte und Struktur der Eifelterritorien des Hauses Manderscheid vornehmlich im 15. und 16. Jahrhundert. Bonn.
Otermann, Karl (1961)
"Schull und Schullmeister" im alten Blankenheim. In: Heimatkalender Schleiden 1961, S. 71-73. 71-73, Schleiden.
Otermann, Karl (1952)
Vom Zunftwesen im alten Blankenheim. In: Heimatkalander Schleiden 1952, S. 78-88. 78-88, Schleiden.
Pitzen, Hubert (2005)
Gestorben vor 300 Jahren. Graf Salentin Ernst von Manderscheid-Blankenheim. In: Kreis Daun Vulkaneifel, Heimatjahrbuch 2005, S. 186-190. 186-190, Daun.
Schorn, Carl (1966)
Eiflia sacra oder Geschichte der Klöster und geistlichen Stiftungen der Eifel. zugleich Fortsetzung resp. Schluss der Eiflia illustrata von Schannat-Baersch. 2 Bände Bonn 1888 und 1889 (Nachdruck von Otto Zeller). 286-303, Osnabrück.
Schröder, D.u.H.; Bavaj, G. (o.J.)
Ortskernsanierung in Blankenheim. Aachen.
Wackenroder, Ernst / Clemen, Paul (Hrsg.) (1932)
Die Kunstdenkmäler des Kreises Schleiden. (Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz, Band 11.2.) 48-88, Düsseldorf.
Zahn, Wolfgang (1996)
Burg-Tal-Siedlungen in der Eifel. In: Geschichte im Bistum Aachen, 3, 62-95, Aachen.

Denkmalbereich „Blankenheim“

Schlagwörter
Ort
53945 Blankenheim
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Denkmalbereich gem. § 5 DSchG NW
Fachsicht(en)
Denkmalpflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Übernahme aus externer Fachdatenbank, Auswertung historischer Schriften, Auswertung historischer Karten, Auswertung historischer Fotos, Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung, Archivauswertung, mündliche Hinweise Ortsansässiger, Ortskundiger
Historischer Zeitraum
Beginn 1468

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