Altstandort AGFA

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Fachsicht(en): Denkmalpflege
Gemeinde(n): Bitterfeld-Wolfen
Kreis(e): Anhalt-Bitterfeld
Bundesland: Sachsen-Anhalt
Koordinate WGS84 51° 39′ 12,31″ N: 12° 16′ 27,93″ O 51,65342°N: 12,27442°O
Koordinate UTM 33.311.462,58 m: 5.726.009,74 m
Koordinate Gauss/Krüger 4.519.096,98 m: 5.724.375,43 m
  • Altstandort AGFA - Eingangsbereich der ersten AGFA-Fabrikteils in Greppin (um 1910)

    Altstandort AGFA - Eingangsbereich der ersten AGFA-Fabrikteils in Greppin (um 1910)

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    Altstandort AGFA - Kegelbahn

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In Greppin entstand bereits ab 1896 eine erste Farbenfabrik, 1909/10 dann ein Produktionsstandort der Berliner Aktiengesellschaft für Anilinfabrikation (AGFA). Zuerst wurden Anilinfarben hergestellt, die auf dem Rohstoff Braunkohlenteer basierten. Bald aber auch Celluloid-Rohfilmmaterialien und andere Zelluloseprodukte, die wichtigste Güter werden sollten. Die AGFA gründete 1909 noch ein weiteres Werksgelände im nahen Wolfen westlich der Hauptstraße. In den 1910er Jahren wurden die Werksanlagen mehrfach erweitert und wuchsen zu einem Industrieunternehmen mit großem Energie- und Rohstoffbedarf heran. Dafür erwarb man eigene Kohlegruben und baute 1915 ein neues Kraftwerk. 1936 entstand in Wolfen der erste Mehrschichtenfarbfilm der Welt. In einem der erhaltenen Produktionsgebäude des Standortes, in dem bis 1990 gearbeitet wurde, befindet sich heute das Industrie- und Filmmuseum Wolfen. Parallel dazu wurde seit den 1920er Jahren auch an synthetischen und zellulosebasierten Fasern geforscht. Als Mitbegründer der 1925 entstandenen I.G. Farbenindustrie war die AGFA an der Vereinigung der chemischen Fabriken Deutschlands beteiligt. Mit der 1934 in Wolfen hergestellten ersten vollsynthetischen Faser der Welt (der Pe-Ce-Faser) konnte die Abhängigkeit von Baumwollimporten im Deutschen Reich ganz im Sinne der Ausrichtung auf den bevorstehenden Krieg reduziert werden. Weitere Kunst- und Zellulosefasern folgten. In wenigen Jahrzehnten wurde die Filmfabrik zum weltgrößten Zellstoffwerk mit angeschlossener Viskosefabrik. Auch hier war in der Zeit des Nationalsozialismus Zwangsarbeit in großen Zahlen an der Tagesordnung, davon erzählen bisher jedoch nur wenige Gedenkorte im Revier. 1947 wurde der Betrieb an die SAG übertragen, 1952 erfolgte die Rückübertragung. In der DDR wurde die Produktion weitergeführt, mit dem Chemieprogramm ab 1958 unter dem Motto: „Chemie gibt Brot, Wohlstand und Schönheit“ wurden auch in Wolfen Kapazitäten ausgebaut. Besonderes Interesse bestand daran, die Herstellung und das Sortiment an Chemiefasern und Kunststoffen und damit auch die Werkstoffbasis der verarbeitenden Industrie zu erweitern. Ab 1970 produzierte man als VEB Fotochemisches Kombinat (FCK) mit dem VEB ORWO Filmfabrik als Stammwerk in Wolfen und weiteren zugehörigen Kombinatsbetrieben. Es wurden Waschrohstoffe, Riechstoffe, Lösungsmittel, Schädlingsbekämpfungsmittel, Pflanzenschutz, Pharmazeutika, Stickstoffprodukte, Farbfilmkomponenten, Zwischenprodukte für Farb- und Gerbstoffe, Kunstseide, Zellwolle und Mischfasern produziert. Die Farbenproduktion wurde dem VEB Chemiekombinat Bitterfeld (CKB) zugeordnet. Mit über 14.000 Beschäftigten war der VEB Fotochemisches Kombinat (FCK) bedeutender Großbetrieb, durch die mit giftigen Chemikalien arbeitende Zelluloseherstellung und die Fotochemie aber auch ein wichtiger Verursacher der extremen Umweltverschmutzungen im Raum Bitterfeld-Wolfen. Von der Bausubstanz der Werke sind auch nach Aufgabe der ursprünglichen Nutzung viele wichtige und hochwertige Objekte erhalten geblieben. Beispielweise befindet sich die Stadtverwaltung von Bitterfeld-Wolfen heute im 1936/37 errichteten repräsentativen Hauptverwaltungsgebäude der Filmfabrik Agfa in Wolfen (Objekt 45000319). Im Zuge der Gründung und Expansion der Bitterfelder und Wolfener Werke wurden für die tausenden sich ansiedelnden Arbeitskräfte notwendige Wohn- und Sozialbauten errichtet. Beispielweise wurde 1908 der Grundstein für ein Betriebskrankenhaus gelegt, das allen Wolfener Bürgern offenstand, 1911 ein Vereinshaus, eine Badeanstalt, Sportplätze und ein Theater gebaut, sowie ein Warenhaus der AGFA in der Greppiner Str. errichtet. Dort zahlte man niedrigere Preise als bei den privaten Händlern und am Jahresende wurde ein Rabatt ausgezahlt. Die Wohn- und Sozialstrukturen sind heute noch vielerorts im Stadtgebiet zu erkennen, darunter sowohl Siedlungen aus der Anfangszeit zu Beginn des 20. Jahrhunderts, als auch Wohngebiete und soziale Infrastrukturen wie Schulen, Kindergärten Kultur- und Versorgungseinrichtungen, die nach dem Zweiten Weltkrieg in der DDR entstanden.

Datierung:
  • 1896 - bis dato
  • Bauphase(n): ab 1896/ 1909

Quellen/Literaturangaben:
  • Gill, Manfred: 85 Jahre Filmfabrik Wolfen, In: Verein der Freunde und Förderer des Kreismuseums Bitterfeld e.V.(Hrsg.): Zur Industriegeschichte der Bitterfelder Region, Heft 3, Bitterfeld 1996.
  • Pötzsch, Winfried: Ignatz Stroof (1838-1920), In: Verein der Freunde und Förderer des Kreismuseums Bitterfeld e.V.(Hrsg.): Zur Industriegeschichte der Bitterfelder Region, Heft 7, Bitterfeld 1999.
  • Vorstand der Chemie-AG Bitterfeld-Wolfen (Hrsg.): Bitterfelder Chronik.100 Jahre Chemiestandort Bitterfeld-Wolfen. Bitterfeld, 1993.
  • https://www.chemiepark.de/der-chemiepark/historie/, abgerufen am 9.8.2023.
  • https://www.deutsches-museum.de/forschung/bibliothek/unsere-schaetze/chemie/anilinfarben, abgerufen am 8.8.2023.
  • https://www.ifm-wolfen.de/de/ifm_geschichte-der-filmfabrik.html, abgerufen am 8.8.2023.

BKM-Nummer: 45000339

Altstandort AGFA

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Ort
Bitterfeld-Wolfen
Fachsicht(en)
Denkmalpflege
Erfassungsmaßstab
Keine Angabe
Erfassungsmethode
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„Altstandort AGFA”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/BKM-45000339 (Abgerufen: 1. Mai 2025)
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