Die südlichste Achse des hohen Baukörpers beherbergte die Durchführung der »180m-Brücke«, ein ausgemauertes und gedecktes Stahlskelett als Umhausung für das Transportband von der Feuergasanlage zum Kohlenstaubbunker im Verladebahnhof. Die Brücke wurde nach 1993 abgebrochen; Ein- und Austritt der Bandbrücke sind im obersten Geschoss noch zu erkennen.
Die früheren Funktionen der Gebäudeteile erschließen sich heute kaum mehr. Von den Produktionsanlagen sind im Obergeschoss der Pressenhalle teilweise Horizontalredler erhalten. Der Kühlkettenförderer, der sich im Ostteil zwischen höchstem Baukörper und Anschluss Fabrik V befand, wurde zur Einrichtung der neuen Ausstellungsbereiche um 2018 ausgebaut, ebenso große Teile der Entstaubungstechnik im Obergeschoss der Pressenhalle.
Die Elektropressen im westlich vorgelagerten Pressensaal wurden bis auf zwei Zwillings-Doppelstrang-Elektropressen im Südteil wohl bereits nach 1969 mit Außerbetriebnahme der Feuergasanlage demontiert und in diesem Bereich das Motorenlager eingerichtet. Hier ist eine Kranbahn auf separaten Stahlstützen erhalten, im ersten Obergeschoss Teile der Dampfverteilung einschließlich Ventilen, desgleichen Wandoberflächen der letzten Betriebszeit in der Pressenhalle im östlichen Erdgeschoss und im Dachgeschoss.
Bauzeitliche Stahlfenster bzw. Explosionsfenster mit Kittverglasung sind in wenigen Exemplaren erhalten. Thermo-Stahlsprossenfenster wurden im Obergeschoss der Pressenhalle bereits nach 1994 eingebaut, weitere, v. a. im Erdgeschoss der Pressenhalle, mit dem Umbau 2019-2020. In diesem Zusammenhang wurden auch Wanddurchführungen der Kühlstränge sowie kleine Ausgangstüren zwischen den Fenstern der Pressenhalle vermauert.
Im Zuge des Umbaus 2019-2020 entstand in der ehemaligen Pressenhalle der zentrale Empfang des Museums mit Besucherfunktionen wie Cafeteria, Shop, WC und Aufzug sowie Ausstellungsbereiche des Museums im Obergeschoss. Der nicht öffentlich zugängliche Teil der ehemaligen Pressenhalle beherbergt zudem das Blockheizkraftwerk.
Die Fabrik IV ist wesentlicher und prägender Bestandteil der Objektgruppe Brikettfabrik Knappenrode. Die bauliche Hülle stellt einen qualitätvollen, individuell entworfenen Industriebau aus der Frühzeit der DDR dar und ist damit auch ein erhaltenes Zeugnis für den Aufbau der Volkswirtschaft in Ostdeutschland. Sie besitzt damit überregionale ortsgeschichtliche, sozialgeschichtliche sowie baugeschichtliche Bedeutung und ist auch in baukonstruktiver Hinsicht von dokumentarischem Wert.
(Tom Pfefferkorn, Landesamt für Denkmalpflege Sachsen, 2021)
Datierung:
- Erbauung 1952-1953
Quellen/Literaturangaben:
- Ring Deutscher Bergbauingenieure (Hrsg.): 100 Jahre Braunkohlenbergbau um Werminghoff (Knappenrode) und Lohsa, Oberlausitzer Verlag, 2014
- LMBV: Brikettfabrik Knappenrode 1918-1993, o. J.
Bauherr / Auftraggeber:
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BKM-Nummer: 31000014