Kupfererz-Grube „Conrad“

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Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege
Gemeinde(n): Hückeswagen
Kreis(e): Oberbergischer Kreis
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 51° 09′ 53,75″ N: 7° 20′ 13,72″ O 51,16493°N: 7,33715°O
Koordinate UTM 32.383.735,80 m: 5.669.480,34 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.593.572,72 m: 5.670.845,53 m
Aus einem vorliegenden Gerichtsakten-Schriftstück geht folgendes hervor: Friedrich August vom Stein, Brücke bei Hückeswagen, schreibt am 30.7.1864 an den königlichen Berggeschworenen Liste, Düsseldorf:
Unterzeichneter legt hiermit Mutung ein, auf ein am sogenannten großen Berg bei Niederhombrechen, Landgemeinde und Bürgermeisterei Hückeswagen, Kreis Lennep, zufällig erschürftes Kupfer-, Eisenerz-, sowie Schwefelkies-Lager, zu einer Fundgrube und 1200 Maaßen gevierten Feldes, dessen Grenzen durch eine später eingereichten Mutungskarte näher angegeben werden sollen und lege derselben den Namen August bei.
Wilhelm Blankertz schreibt dazu weiter: Sie lag nach Bevers Angabe „unten an der Leiverbach“, oder wie es auch heißt, bei der Pixberger Mühle. Der alte Langenberg daselbst erzählte mir, dass man oberhalb seines Mühlenteiches zur Straße hin nach Kupfer gegraben habe. Die Schürfstellen sind noch heute zu sehen.

Conrad wurde 1865 von August vom Stein an der Brücke in Hückeswagen und Wilhelm Obernier gemutet. Der Fundort lag in einem neu angelegten Steinbruch, wo sich, wie Bever weiter berichtet, 2 Fuß unter der Dammerde eine Kluft von 2 Zoll Kupfererz fand, nach 1 ½ Lachter Abteufung wurde sie 4 Zoll mächtig. Hier aber wurde durch Wasser die Arbeit schwierig, weshalb die Besitzer die Arbeit einstellten, bis sie am 30.1.1866 von Wilhelm Marx, Markscheider, Düsseldorf, beansprucht wurde. Hierzu liegt eine Abschrift des Mutungsgesuches vor, diese besagt:
An den königlichen Bergassessor Herrn Giesler in Deutz Hierdurch lege ich Muthung auf Kupfererze unter Beilegung des Namens Konrad ein. Die Fundgrube liegt am Wege von Pixberg nach Klein Hombrechen der Gemeinde und Bürgermeisterei Hückeswagen und ist identisch mit dem Funde der Muthung Mücher.
Düsseldorf, den 28.1.1866
Wilhelm Marx.


Auf Grund der Mutung vom 30.1.1866 wird dem Wilhelm Marx zu Düsseldorf unter dem Namen Conrad das Bergwerkseigentum in dem in der Gemeinde Hückeswagen im Kreise Lennep, Regierungsbezirk Düsseldorf und dem Oberbergamtsbezirk Bonn gelegenen Felde, welches einen Flächeninhalt von 500.000 Quadratlachter hat und dessen Grenzen auf dem am heutigen Tage beglaubigten Situationsrisse mit den Buchstaben C.D.E.F. bezeichnet sind, zur Gewinnung der in dem Felde vorkommenden Kupfererze nach dem Berggesetz vom 24. Juni 1865, mit Verhandlung am 10.4.1866 (16.6.1866), verliehen. Bonn, den 10. August 1866.
Der Fundpunkt wird durch eine Orientierungslinie West hora 3.4.8 mit 375 Lachter Länge vom Haus des C. W. Bewer in Kormannshaussen aus gezogen. Siehe dazu den vorherigen Situationsriss vom 10.8.1866 für Quaste & Conrad.

Die Grube Conrad erstreckte sich zu beiden Seiten des Leiverbaches, dessen Gelände links und rechts voll von Schürfstellen und Suchgängen ist. Am 29. März 1867 versuchte Marx, der von Düsseldorf nach Nauborn bei Wetzlar umgezogen war, durch einen gedruckten Prospekt eine Gewerkschaft zu 1000 Anteilen zu bilden, da er selbst mittellos war. Seine Vermögensverhältnisse beleuchtet am besten die Tatsache, dass nach seinem baldigen Tode am 26.5.1868, seine Erben sich weigerten die Erbschaft anzutreten, er war verschuldet.
Aus dem Prospekt interessieren uns folgende Angaben:
Die Kupfererzlager im Bereich dieser Felder sind schon von den Alten vor Jahrhunderten (!)? es war tatsächlich 1751? in der Oberfläche ausgebeutet worden, wie das durch Pingen, Erz- und Schlackenreste genügend dargetan wird. Die Bauwürdigkeit ist durch die Bergbehörde ausgesprochen und die Lagerstärke auf einen Fuß ermittelt worden.
Schon bei einer Mächtigkeit von 2 Zoll ist der Abbau rentabel und die bergmännische Erfahrung lehrt, dass nach der Tiefe hin die Erze edler und mächtiger sind, so dass hier, bei 1 Fuß Mächtigkeit, weitere Anpreisungen unnötig sind. Die Anlagekosten sind nur unerheblich, indem die Wasser, welche den Alten ein Hindernis waren, durch eine kleine Stollenanlage entfernt werden können. Die Erze haben bei durchschnittlich 3 Taler pro Zentner Wert, und noch Hunderttausende derselben liegen verborgen. Um die Beteiligung der Allgemeinheit zugänglich zu machen, ist der Preis eines Anteils auf 1 Taler festgestellt. Seine Spekulation schlug fehl.

Erst 1889 erklärten sich seine Verwandten als an beiden Gruben interessiert, aber sie waren ohne Mittel, einen Bergwerksbetrieb zu eröffnen und Bürgermeister Hagenkötter aus Neuhückeswagen musste ihnen auf eine diesbezügliche Anfrage erklären:
Wenn ich ihnen sagen soll, welchen Wert die Berggerechtsame hat, so muss ich gestehen, dass ich darüber faktisch keine Auskunft geben kann, da ganz und gar nicht feststeht, ob die Gruben abbauwürdig sind.

Die Erben werden in einem Schreiben vom 18.7.1890 erwähnt und sind:
Friedrich Marx, Markscheider in Siegen (Bruder des verstorbenen Wilhelm Marx)
Adolf Marx, Berggruben-Verwalter zu Eupel bei Wissen an der Sieg
Carl Marx, Grubenbeamter zu Iglesiab auf Sardinien (Bruder von Friedrich Marx)
Christian Marx, Pfarrer in Kröffelbach Kreis Wetzlar (ältester Bruder von Wilhelm Marx)
August Marx, Doktor in Siegen
Ehefrau des Jakob Hofmann, Sophie geb. Marx zu Nauborn
Ehefrau des Johannes Kutt III, Eleonore geb. Marx zu Nauborn

Über die weiteren Eigentumsverhältnisse der Kupfergrube Conrad/Konrad erfährt man aus einer Grundbucheintragung: der erblose Nachlass des am 14.9.1882 zu Nauborn verstorbenen Schlossers Wilhelm Marx, Sohn des Markscheider Wilhelm Marx und Ehefrau Julie geborene von der Schlusen zu Nauborn zeitlebens wohnhaft. Dies wurde bei der Anlegung des Grundbuches vermerkt.
Aus einem Schreiben vom 16.5.1900 erfährt man, dass Heinrich de Bruyn, Revisor und gerichtlicher Sachverständiger in Düsseldorf, Inhaber eines Großhandels und Lagers in technischen Gegenständen, wie Treibriemen, Gummischläuche, Kupferringe u.a., den Mitbesitz an den Bergwerken Conrad und Quaste von Ewald -, Gustav-, Fitz von der Schlusen und 2 Schwestern und 1 Schwägerin erworben hat.

Am 24.1.1903 wurde auf Grund eines Erbscheines eingetragen: zu 2/3 folgende Personen:
I. Witwe des Kaufmannes Heinrich de Bruyn, Bertha geb. Lugge, Rentnerin zu Düsseldorf, als Vorerbin.
II. Die 7 Kinder de Bruyn als Erben:
1.Peter Franz Richard de Bruyn, Kaufmann zu Düsseldorf2.Theodora Elisabeth de Bruyn o.G. daselbst
3.Paul Wilhelm de Bruyn, Ingenieur daselbst
4.Richard Mathias Heinrich de Bruyn, Kaufmann daselbst
5.Adolfine Maria de Bruyn o.G. daselbst
6.Karl Ernst de Bruyn o.G. daselbst
7. Johanna Martha Maria de Bruyn o.G. daselbst

Der Zweidrittelanteil der Witwe und Kinder de Bruyn, wurden auf Grund der Auflassung vom 3.10.1905, am 4.2.1911 auf Johann Jakob Germer, Kaufmann zu Dortmund, umgeschrieben. Man hatte, mit Vertrag vom 3.10.1905, das 2/3-Eigentum an Quaste und Conrad für 3000 Mark an Herrn Germer verkauft.
Der Zweidrittelanteil von Johann Jakob Germer wurde, auf Grund der Auflassung vom 30.1.1911, am 6.2.1911 auf Dr. med. Robert Büscher, prakt. Arzt zu Dortmund, umgeschrieben. Dieser hatte für 5000 Mark das Bergeigentum von Conrad und Quaste von der Witwe des Herrn Germer, Elfriede geboren Wagener, zu Dortmund, per Vertrag erworben, die er am 11.4.1911 geheiratet hatte. Dr. Büscher ging dann nochmals am 1.12.1927 mit Martha Hohrath aus Vormholz Post Steinenpforte, Witten, eine Ehe ein und überträgt ihr später, am 25.8.1939, sein Vermögen, auch die Gruben Conrad (Berggrundbuch II Nr.77) und Quaste (Berggrundbuch III Nr. 81).

In einer Akte erfahren wir im Jahre 1937 noch folgendes von Quaste und Conrad: Im Schreiben vom 6.11.1937 an den Herrn Bürgermeister der Stadt Hückeswagen erklärt sich Herr Dr. Robert Büscher, Gut Niederste-Berghausen, Vormholz, Post Steinenpforte über Witten/R. als Eigentümer zweier in der Gemeinde Hückeswagen gelegener Blei- und Kupfererzgruben, die er veräußern oder verwerten möchte. Am 9.12.1937 geht dann aus einem weiteren Schreiben hervor, dass es sich um die Bergwerke Konrad und Quaste handelt.
Diese Eigentümerliste ist auch für die vorher beschriebene Grube Quaste gültig. Eintragungen befinden sich auch im Berggrundbuch des Amtsgerichts Remscheid-Lennep im Band II, Blatt 77 für das Bergwerk Conrad und im Band III, Blatt 81 für das Bergwerk Quaste.

(LVR-Fachbereich Umwelt, 2008)

Literatur

Berg, Siegfried (2007)
Heimischer Bergbau (nach einem bisher unveröffentlichten Manuskript von Wilhelm Blankertz (1942). (Sonderheft Leiw Heukeshoven. Bergischer Geschichtsverein, Abteilung Hückeswagen.) o. O.

Kupfererz-Grube „Conrad“

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Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Schriften, Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung
Historischer Zeitraum
Beginn 1864

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„Kupfererz-Grube „Conrad“”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/A-NF-20080108-0099 (Abgerufen: 25. April 2024)
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