Die Hundebrücke – benannt nach den im Bergbau seit Jahrhunderten gebräuchlichen kleinen Erz- und Kohlewagen – entstand im Zusammenhang mit dem Umbau der Prinz-Wilhelm-Eisenbahn zur vollspurigen Dampfeisenbahn 1844-47. Gebaut wurde die Brücke jedoch nicht für die Steinkohlenzechen im Deilbachtal, sondern für einen Steinbruch auf der Ostseite von Bach und Gleisanlagen. Die im Steinbruch gewonnenen Steine wurden auf schmalspurigen Kleinwaggons entlang der Nierenhofer Straße bis auf Höhe des Eisenhammers transportiert. Die Schmalspurbahn kreuzte hier Deilbach und Gleisanlagen der Prinz-Wilhelm-Eisenbahn nach Westen. Die Trasse führte dann am Bachlauf entlang, führte über die neu errichtete Hundebrücke zum Rampenbauwerk auf der Ostseite. Hier wurden die Steine über Rutschen auf Eisenbahnwaggons und zur anderen Seite auf Pferdefuhrwerke verladen. Der eigentliche Zweck der Brücke war also die Verladung von Ruhrsandstein auf Eisenbahn und Fuhrwerke. Die um 1850 erbaute Brücke besteht aus drei Bögen in Ruhrsandstein über den Deilbach und die angrenzenden Uferbereiche, eine Gitterträgerbrücke in Stahlkonstruktion über die beiden Gleise der Prinz-Wilhelm-Eisenbahn und die parallel zur Eisenbahntrasse gelegene Rampe. Die lang gestreckte Rampe ist ebenfalls aus Bögen in Ruhrsandstein gemauert und verweist durch ihre Breite auf die hier ablaufenden Verladevorgänge. Der daran anschließende Brückenzug hat nur eine Breite von ca. 2,0 Meter. Von besonderer Bedeutung ist die in Stahl aus sich kreuzenden Scharen von Flacheisen gefertigte Gitterträgerbrücke. Die schon im 18. Jahrhundert in Holz bekannte Konstruktionsart wurde von dem Amerikaner Ithiel Town Anfang des 19. Jahrhunderts neu entwickelt. Town erhielt auf seine Konstruktion 1820 ein Patent und erwähnt 20 dieser vor allem im amerikanischen Eisenbahnbau realisierten Holzbrücken mit Spannweiten bis 60 Meter. Seit 1845 gibt es Gitterträgerbrücken auch in Stahlkonstruktion. Die ersten Großbrücken der deutschen Fernbahnen im Zuge der Ostbahn über Weichsel und Nogat wie auch über den Rhein bei Köln 1855-59 wurden in dieser Konstruktionsart ausgeführt. Nur über die Weichsel blieben Fragmente dieser bedeutenden Brückengruppe erhalten. In Westdeutschland zeugen nur noch Kleinbrücken (z. B. Adlerbrücke über die Wupper in Wuppertal) von diesem großen Kapitel des frühen Stahlbrückenbaus. Der Gitterträger der Hundebrücke in Essen wurde 1992 durch Strahlreinigung und Neubeschichtung saniert und für die S-Bahn angehoben. Zur Sicherheit der Brückennutzer wurden Glasscheiben als mannshohe Geländer montiert.
(Walter Buschmann, 2010)
Literatur
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Kupferdreher Chronik. 100 Jahre Bürgerschaft Kupferdreh e.V.. (Kupferdreher Hefte - Beiträge zur Geschichte unserer Heimat, Heft 3.) Essen.
Busch, Johann Rainer / Bürgerschaft Kupferdreh (Hrsg.) (2008)
Kupferdreh und seine Geschichte als Teil der Ruhr.2010 Kulturhauptstadt Europas. Essen.
Busch, Johann Rainer / Bürgerschaft Kupferdreh (Hrsg.) (2003)
Kupferdreher Denkmalpfad. Ein Wanderführer zu den historischen Stätten in Kupferdreh. Essen.
Busch, Johann Rainer; Deilmann, Hans Günter (1992)
Prinz-Wilhelm-Eisenbahn. Die erste Eisenbahn-Aktiengesellschaft auf deutschem Boden. Essen.
Lorenz, Werner (1995)
Konstruktion als Kunstwerk. Bauen mit Eisen in Berlin und Potsdam 1797-1850. Berlin.
Mehrtens, Georg Christoph (1908)
Eisenbrücken. (Vorlesungen über Ingenieurwissenschaften. II. Teil, erster Band.) Leipzig.
Schädlich, Christian (1967)
Das Eisen in der Architektur des 19. Jahrhunderts. Beitrag zur Geschichte eines neuen Baustoffs. Weimar.
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