Pfarrkirche Sankt Nikolaus Brauweiler

ehemalige Abteikirche

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Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Gemeinde(n): Pulheim
Kreis(e): Rhein-Erft-Kreis
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 50° 57′ 41,67″ N: 6° 46′ 58,7″ O 50,96157°N: 6,78297°O
Koordinate UTM 32.344.311,52 m: 5.647.891,88 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.555.051,36 m: 5.647.663,76 m
  • Pfarrkirche St. Nikolaus in Pulheim-Brauweiler, Ansicht aus dem Abteipark (2011).

    Pfarrkirche St. Nikolaus in Pulheim-Brauweiler, Ansicht aus dem Abteipark (2011).

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  • Pfarrkirche St. Nikolaus, ehemalige Abteikirche in Brauweiler, 2011

    Pfarrkirche St. Nikolaus, ehemalige Abteikirche in Brauweiler, 2011

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  • Der Turm der ehemaligen Abteikirche, heute Pfarrkirche Sankt Nikolaus in Brauweiler nach dem Abschluss mehrmonatiger Restaurierungsarbeiten (2018).

    Der Turm der ehemaligen Abteikirche, heute Pfarrkirche Sankt Nikolaus in Brauweiler nach dem Abschluss mehrmonatiger Restaurierungsarbeiten (2018).

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  • Barocke Vorhalle der Pfarrkirche St. Nikolaus, ehemalige Abteikirche in Brauweiler, 2011

    Barocke Vorhalle der Pfarrkirche St. Nikolaus, ehemalige Abteikirche in Brauweiler, 2011

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  • Pfarrkirche St. Nikolaus Brauweiler, Ansicht aus dem Kreuzgang (2012)

    Pfarrkirche St. Nikolaus Brauweiler, Ansicht aus dem Kreuzgang (2012)

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  • Fenster der Pfarrkirche St. Nikolaus Brauweiler, Konrad Adenauer als Daniel in der Löwengrube unter Adolf Hitler (2012)

    Fenster der Pfarrkirche St. Nikolaus Brauweiler, Konrad Adenauer als Daniel in der Löwengrube unter Adolf Hitler (2012)

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Die ehemalige Abteikirche der Benediktiner, St. Nikolaus und Medardus, ist seit 1806 Pfarrkirche der katholischen Kirchengemeinde in Brauweiler. Die Kirche hat wie nur wenige romanische Monumentalbauten im Rheinland den Zweiten Weltkrieg ohne gravierende Schäden überstanden und ist in ihrer originalen Substanz weitgehend erhalten.
Richeza, Enkelin Kaiser Ottos II. und Tochter des Gründerpaares Pfalzgraf Ezzo und Mathilde, stiftete 1048 einen stattlichen Neubau der Kirche mit Chorumgang. Über dessen Grundriss entstand zwischen 1135 und 1215 der heutige Bau mit Querschiff. Erhalten – wenn auch in veränderter Form – blieb die Krypta des Vorgängerbaus, die der zeitgleichen von St. Maria im Kapitol zu Köln ähnelt.

Außen
Beeindruckend ist der mächtige Westbau mit der Dreiturmgruppe aus dem zweiten Viertel des 12. Jahrhunderts. Ihn schmücken Muldennischenreliefs mit Tierkreis- und Aposteldarstellungen. Die Chorpartie der Kirche aus dem 12. Jahrhundert mit ihrem nach Osten vortretenden Kapellenvorbau erinnert an den Besuch des Bernhard von Clairvaux im Jahre 1147. Reizvoll staffelt sich die Architektur in die Chorflankentürme hinein, deren Obergeschosse – wie auch der polygonale Vierungsturm – erst im 19. Jahrhundert fertig gestellt wurden.
Durch die barocke Vorhalle (1780) gelangt man zum Hauptportal der Kirche, das von einer monumentalen Sitzfigur des Heiligen Nikolaus aus dem späten 15. Jahrhundert bekrönt wird. Die seitlichen Reliefs zeigen Engel (Cherubim) und den Heiligen Medardus.

Innenraum
Die Kirche ist eine dreischiffige zweijochige Pfeilerbasilika mit kurzem Querschiff, dreiteiligem Chor und halbrunder Apsis. Das Langhaus weist eine reiche Gliederung der Oberwände mit Blendtriforien auf. Pfeiler und Bögen als tragende Elemente zeichnen sich durch einen Farbwechsel von Rot und Grau aus.
Das Raumbild der Kirche ist geprägt durch eine Fülle von Kapitellen, die zu den Inkunabeln der Bauplastik im Rheinland zählen. Zu erwähnen ist zum Beispiel das Kapitell mit einer Darstellung der vier Paradiesflüsse zwischen Apsis und Bernhardskapelle im Chorscheitel.

Ausstattung
Im Eingangsbereich der Kirche fällt zunächst das Stifterbild von 1657 an der rechten Turmwand auf. Auf dem Gemälde sind u.a. das Stifterpaar mit dem Kirchenmodell und seine zehn Kinder, unter ihnen auch Richeza, zu sehen, außerdem die Heiligen Benedikt und Nikolaus.
Erhaltene Fresken aus dem 14. Jahrhundert an den Langhauspfeilern zeigen überlebensgroße Heiligenfiguren, Apostel und den Heiligen Benedikt unter illusionistischer Baldachinarchitektur. Zeugnis für die Bedeutung Brauweilers als erste und wichtigste Kultstätte des Heiligen Nikolaus im Erzstift Köln ist die ehemals farbig gefasste Holzskulptur am nördlichen Vierungspfeiler. Sie stammt aus dem 12. Jahrhundert. Wie der ausgehöhlte Körper des Bildwerks diente auch der hinten offene Thron als Behältnis für Reliquien.
Die Beichtstühle, das Chorgestühl und der monumentale Orgelprospekt mit Empore an der Westwand sind Bestandteile der barocken Ausstattung.
Folgt man dem südlichen Seitenschiff, gelangt man vorbei am Antoniusaltar (1552) und Gräbern geistlicher Würdenträger zum Stiftergrab, das sich in einer rundbogigen Nische in der Wand des Seitenchores befindet. Hierher wurde das ursprünglich in der Vierung freistehende Hochgrab bei der barocken Umgestaltung 1667 verlagert. Besonders hervorzuheben ist auch das Marienretabel aus Stein in direkter Nachbarschaft des Grabes. Ursprünglich war es Teil eines im Jahr 1200 geweihten Altares in der Krypta. Es zeigt mittig unter einem Baldachin Maria mit Kind, flankiert von den Heiligen Nikolaus und Medardus sowie Propheten aus dem Alten Testament.
Vor der Bernhardskapelle im Apsisscheitel steht ein Blockaltar, der zur Erstausstattung aus Staufischer Zeit gehört (um 1200). Von 1561 stammt der Michaelsaltar aus Kalkstein im nördlichen Querschiff.
Die Fenster in den Querhauswänden und das Fächerfenster im nördlichen Seitenschiff entstanden 1901/02 und zeigen Szenen aus dem Leben Mariens und des Heiligen Ludwig im Norden, der Heiligen Gertrud und des Apostels Jakobus d. Ä. im Süden. Bestimmend für die Wirkung sind die Farbverglasungen des Glasmalers Franz Pauli (1927-1970) in Seitenschiffen (1961) und Chor (1965). Eingewoben in alt- und neutestamentliche Themen sind Episoden aus der wechselvollen Geschichte des Klosters. Ein Fenster zeigt den während der NS-Zeit 1944 für zwei Monate in Brauweiler inhaftierten Konrad Adenauer (1876-1967) als Daniel in der Löwengrube unter Adolf Hitler (vgl. Abb. in der Mediengalerie).

Die Reliquie des Heiligen Nikolaus
Seit der Gründung der Abtei, bewahrte man in der dem heiligen Nikolaus von Myra geweihten Kirche als kostbarsten Schatz eine berühmte Nikolausreliquie - angeblich ein Finger des Namenspatrons - in einem kristallenen Behälter auf.
Um diese Reliqiue ranken sich zahlreiche Legenden (vgl. nikolaus-von-myra.de). Eine dieser Geschichten berichtet davon, dass der Schutzheilige der Seefahrer und Binnenschiffer aus der Notlage helfen sollte, als die Domstadt Köln im Februar 1347 im Hochwasser zu versinken drohte. Flugs brachte man die Reliquie nach Köln, wo die Fluten bereits bis zum Malzbüchel angestiegen waren. Man gab das Reliquiengefäß in die Hände der gerade einmal elf Jahre alten Elze, einer Tochter des Domherren Konrad von Lyskirchen, da man annahm, ihre Unschuld könne vielleicht den Heiligen am ehesten rühren, für die notleidende Stadt um Gottes Hilfe zu bitten:
„Elzelein schritt und schritt, hob die Reliquie wie beschwörend in seinen Händen und hielt auch im Schreiten nicht inne, als das Wasser schon seine Füße netzte. Dann erscholl es mit einemmal silberhell aus seinem Mund: ‚Kyr leis, Kyr leis!'“
Zunächst die Kinder und dann auch das Volk stimmten in den Ruf des Erbarmens ein und:
„Plötzlich gellte irgendwo eine Stimme auf: ‚Das Wasser fällt!' Da wurde es kirchenstill. Elzelein hielt in seinem Schreiten inne, wandte die Augen von der Reliquie und blickte verwundert an sich hinab. Jetzt erst bemerkte es, dass es bis an die Knie im Wasser stand, sah zugleich aber, wie das Wasser merklich rückwärts ging und schließlich auch von seinen Füßen wich. Da hob es die Reliquie noch einmal wie segnend empor und stimmte dann ein in das Lied, das aus aller Munde dankend zum Himmel drang. Weiter und weiter fiel jetzt die Flut, und nach zwei Tagen hatte sie sich völlig verlaufen.“ (zitiert ebd. nach Weitershagen 1959)
Im Sommer 2020 stellte eine Putzkolonne fest, dass das Glas des Schaugefäßes der Reliquie zertrümmert und die Nikolausreliquie gestohlen war - bislang ist sie nicht wieder aufgetaucht.

(Franz-Josef Knöchel, LVR-Redaktion KuLaDig, 2011/2023)

Quelle
Faltblatt „Abteikirche St. Nikolaus“, LVR (undatiert, Stand 2011).

Internet
www.abteigemeinden.de: Pfarreiengemeinschaft Brauweiler Geyen Sinthern (abgerufen 26.01.2017)
www.afz.lvr.de: LVR-Archivberatungs- und Fortbildungszentrum (abgerufen 02.11.2017)
de.wikipedia.org: Franz Pauli (abgerufen 03.11.2018)
nikolaus-von-myra.de: Legenden: Der Finger des heiligen Nikolaus (abgerufen 11.12.2023)
www.koeln-lotse.de: Der Heilige Nikolaus rettete Köln vor den Rheinfluten (Uli, der Köln-Lotse vom 01.12.2023, abgerufen 11.12.2023)
www.st-nikolaus.info (abgerufen 13.09.2011, Inhalt nicht mehr verfügbar 26.01.2017)

Literatur

Mainzer, Udo (2003)
Die ehemalige Benediktinerabtei Brauweiler in Pulheim. (Rheinische Kunststätten, Heft 474.) Köln u. Neuss.
Schreiner, Peter (2009)
Die Geschichte der Abtei Brauweiler bei Köln: 1024-1802. (Pulheimer Beiträge zur Geschichte und Heimatkunde, Sonderveröffentlichung, 30.) Pulheim (ergänzte Neuauflage).
Schreiner, Peter; Tontsch, Monika (1999)
Die Abteikirche St. Nikolaus und St. Medardus in Brauweiler: Baugeschichte - Ausstattung - Lapidarium der Kirche. (Pulheimer Beiträge zur Geschichte und Heimatkunde, Sonderveröffentlichung 20.) Pulheim (2. erweiterte Auflage).
Weitershagen, Paul (1959)
Zwischen Dom und Münster. Sagen, Legenden, Märchen und Schwänke aus Landschaften zwischen Köln und Aachen. Köln.

Pfarrkirche Sankt Nikolaus Brauweiler

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Ehrenfriedstraße 19
Ort
50259 Pulheim - Brauweiler
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung
Historischer Zeitraum
Beginn 1135 bis 1215

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„Pfarrkirche Sankt Nikolaus Brauweiler”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/O-16231-20110913-3 (Abgerufen: 25. April 2024)
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