Sagen und Legenden zur Burg Lichtenberg

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Landeskunde
  • Ölgemälde eines unbekannten Künstlers der Burg Lichtenberg bei Kusel (spätes 19./ frühes 20. Jahrhundert)

    Ölgemälde eines unbekannten Künstlers der Burg Lichtenberg bei Kusel (spätes 19./ frühes 20. Jahrhundert)

    Copyright-Hinweis:
    Archiv Andreas Rauch, Burg Lichtenberg
    Fotograf/Urheber:
    unbekannt
    Medientyp:
    Bild
    Anklicken öffnet eine größere Vorschau in Galerieansicht
  • Ölgemälde eines unbekannten Künstlers der Burgruine Lichtenberg bei Kusel im Abendlicht (spätes 19./ frühes 20. Jahrhundert)

    Ölgemälde eines unbekannten Künstlers der Burgruine Lichtenberg bei Kusel im Abendlicht (spätes 19./ frühes 20. Jahrhundert)

    Copyright-Hinweis:
    Archiv Andreas Rauch, Burg Lichtenberg
    Fotograf/Urheber:
    unbekannt
    Medientyp:
    Bild
    Anklicken öffnet eine größere Vorschau in Galerieansicht
  • Ölgemälde eines unbekannten Künstlers der Burgruine Lichtenberg bei Kusel (spätes 19./ frühes 20. Jahrhundert)

    Ölgemälde eines unbekannten Künstlers der Burgruine Lichtenberg bei Kusel (spätes 19./ frühes 20. Jahrhundert)

    Copyright-Hinweis:
    Archiv Andreas Rauch, Burg Lichtenberg
    Fotograf/Urheber:
    unbekannt
    Medientyp:
    Bild
    Anklicken öffnet eine größere Vorschau in Galerieansicht
Zu einer Burg gehören irgendwie ruhelose Geister und weiße Frauen, Schätze und geheime Gänge, Sagen und Märchen. Das trifft auch auf Burg Lichtenberg zu.

„Bertha von Burg Lichtenberg“ oder „Der Brudermord auf Schloß Oberstein“
„Die Legende vom vergrabenen Schatz“
„Die Goldameisen von Burg Lichtenberg“
„Die Legende vom vergrabenen Schatz“

„Bertha von Burg Lichtenberg“ oder „Der Brudermord auf Schloß Oberstein“
Wie eng auch vor langer Zeit die Geschicke einzelner Schicksale miteinander verknüft sein können, berichtet uns die Sage des Brudermordes auf Schloß Oberstein, welche uns Jakob Gasters, Lehrer in Thallichtenberg von 1924-1954, in dem Gedicht überliefert. Bei dem im Gedicht angesprochenen Oberstein handelt es sich um die Burgruine in Idar-Oberstein und bei der Kirche um die dortige bekannte Felsenkirche.

„Graf Gerlach auf Burg Lichtenberg besaß ein Töchterlein so schön,
Als wenn sie die Prinzessin wär’ vom Märchenreicher holder Fee’n.
Schön-Bertha von Burg Lichtenberg im weiten Landes wohlbekannt,
Und mancher brave Edelmann beim Grafen warb um ihre Hand.
An einem frohen Maientag am Tor ins Horn der Wächter stieß,
Weil Freunde harrten vor der Burg, die Brück‘ man rasselnd niederließ.
Zwei Ritter sprengten in den Hof, die Brüder von Burg Oberstein,
Der ältere, Wyrich, kühn und stolz, Jung-Emich glich dem Frühlingsschein.
Sie wurden gastlich aufgenommen vom Grafen und seinem Töchterlein,
Verlebten frohe Festestage bei Jagd und Spiel, bei Sang und Wein.
Den Brüdern Bertha wohlgefiel, und jeder dacht‘ sie zu gewinnen,
Doch keiner wußt‘ des andern Leid, und schweigend ritten sie von hinnen.
Auf ihrer Burg sie schwiegen fort, doch Emich keine Ruh‘ mehr fand,
Das holde Fräulein von der Burg, ihm immer vor der Seele stand.
An einem Morgen ritt er fort nach Lichtenberg für sich allein,
Das morgenfrische Westrichland erfüllte Klang und Sonnenschein.
Auch Bertha trug Jung-Emichs Bild, seit sie ihn sah, in ihrem Herzen,
Ein frohes Wiedersehn mit ihm herbei, sie sehnte oft mit Schmerzen.
Als plötzlich sie den Jüngling sah, errötend reicht‘ sie ihm die Hand,
Zwei Herzen voller Seligkeit der Liebe reines Glück verband.
Jung-Emich eilte froh zurück – es war ein Ritt auf leichten Schwingen,
Um Wyrich, seinem Bruder lieb, die frohe Kund auch zu bringen.
Er fand ihn traurig auf dem Söller, erzählte ihm von seinem Glück,
Doch er erblich vor Eifersucht, ein jäher Haß sprang aus dem Blick.
Er stieß den Bruder in die Tiefe, ein Schrei voll Schrecken zerriß die Luft,
Der arme Jüngling lag zerschmettert in blutgetränkter Felsenkluft.
Den Mörder packte das Entsetzen, als er sein ruchlos Werk erkannte,
Die Furcht ihn hetzte hin und her, schrieb ihm ins Antlitz Mörderschande.
Zur Sühne für die böse Tat, fing er ein Kirchlein an zu bau`n,
Man sah den Büßer Tat für Tag aus Felsen schwere Steine hau`n.
Nach vielen schweren Arbeitsjahren die Kirche oben fertig stand,
Sie heißt im Volksmund 'Felsenkirche' zu Oberstein am Nahestrand.
Als ihre Glocken hell erklingen, zum erstenmale übers Tal,
Sank Wyrich tot zur Erde nieder, erlöst von seiner Mörderqual.
Schön-Bertha von Burg Lichtenberg verging vor Gram und Herzensleid,
die Blume welkte früh dahin – fand Frieden in der Ewigkeit.“
nach oben

„Die Legende vom vergrabenen Schatz“
Der berühmte Bewohner der ehemaligen Gemeinde auf Burg Lichtenberg, der Nagelschmied und Heimatdichter Christian Forsch (1869 bis 1944), hat uns die Legende „Der vergrabene Schatz“ überliefert.

„In meiner Jugendzeit lebten auf der Burg zwei alte Leute: der Wendel Loch mit seiner Frau. Eines Nachts träumte die Frau, in der Burg liege unter dem Ostpalas gleich bei dem Eingang in den alten Keller ein Geldschatz verborgen. Er sei aber mit dem Teufel vergraben worden, der nun in Gestalt eines großen Hundes das Geld bewache. Wenn man beim Nachgraben in die Nähe des Schatzes gelange fange der Hund heftig zu bellen an. Man solle sich aber nicht abschrecken lassen, sondern den Schatz ruhig heben. In einer der folgenden Nächte machten sich einige beherzte Männer mit Schaufeln und Hacken ans Werk. Es waren dies der Wendel Loch, ein Nachbar namens Märker und mein Vater. Als sie ein ziemlich großes Loch ausgehoben hatten und schon nahe daran waren die Arbeiten aufzugeben stießen sie plötzlich auf eine Art Steinplatte. Mit doppeltem Eifer gruben sie weiter, bis der eine von ihnen ein dumpfes Hundegebell hörte. Gleich darauf vernahmen es auch die anderen. In ihrer Angst dachten sie nunmehr nicht an den Schatz, sondern nur noch daran, dass er mit dem Teufel vergraben worden Sei. Sie fürchteten nun jeden Augenblick der Teufel könne aus der Grube fahren und sie beim Kragen nehmen. Darüber sank ihnen vollends der Mut und sie entflohen der unheimlich geworden Stelle. Das Loch aber blieb noch lange Zeit offenstehen, bis es schließlich durch abbröckelndes Mauerwerk und Geröll wieder eingeebnet wurde.“

Soweit die Überlieferung von Christian Forsch. Zwar handelt es sich um eine alte Geschichte und ein Loch ist auch nicht zu erkennen. Dennoch kann die Stelle, an der die Legende spielen soll, besichtigt werden.
nach oben

„Die Goldameisen von Burg Lichtenberg“
Eine weitere Geschichte, die der Eine dieser Geschichten der Nagelschmied und Heimatdichter Christian Forsch (1869 bis 1944) dokumentiert hat, handelt von den Goldameisen.

„In unserer Stube (auf Burg Lichtenberg), neben dem Ofen lagen einige Steinplatten, unter welchen der Raum hohl war. Was sich darunter befand, ist mir nicht bekannt geworden bis auf den heutigen Tag. Meine Eltern und Großeltern hatten niemals versucht die Platten zu heben, um zu erforschen, was für ein geheimnisvolles Gemach darunter verborgen sei. Eines Tages, so erzählten mir die Großeltern, saßen sie beieinander am Ofen indes jeder seine Arbeit tat. Da kamen auf einmal aus den Ritzen zwischen den Platten eine Unmenge gelber Ameisen hervor. In seiner Überraschung rief der Großvater aus: 'Heiliger Donnerwetter, wo kommen denn die vielen Ameisen her? Philippine, halte die Schürze auf, damit ich sie hineinfasse und hinaustragen kann'. Sie mühten sich nun beide darum aber kein einziges Tierlein bekamen sie in ihre Gewalt. Wie sie gekommen waren, so verschwanden sie wieder in den Ritzen. Mein Großvater hatte sie durch seinen Fluch vertrieben! Hätte er es nicht getan, so wären sie alle zu Gold geworden und meinen Großeltern wäre geholfen gewesen für ihr Lebtag. Sie warteten noch oft, aber die Goldameisen zeigten sich nicht mehr, nur soll am hellen Tag öfter Licht an der betreffenden Stelle gesehen worden sein“.

So weit die Legende. Auch wenn Ameisen nicht wirklich aus Gold sind, so sind sie doch für Mensch und Natur Gold wert. Sie sind ein wichtiger Bestandteil einer intakten Natur und erledigen vielfältige Aufgaben. Nicht umsonst stehen viele Arten unter Schutz. Wir sollten sie nicht nur als unangenehme Mitbewohner sehen sondern als das was sie sind, ein wichtiger Bestandteil in dem vielfältigen Leben auf unserer schönen Erde.
nach oben

„Die Legende vom Komm-mit-Brunnen“
Eine weitere Sage beschreibt Jakob Gasters, der als Lehrer in Thallichtenberg von 1924-1954 tätig war. Er hat die Geschichte über den „Komm-Mit-Brunnen“ in Form eines Gedichtes verfasst. Der im Gedicht einzig im historischen Kontext verwendet Begriff „Zigeuner“ ist eine von Klischees überlagerte und untrennbar mit rassistischen Zuschreibungen verbundene Fremdbezeichnung. Mit dem als diskriminierend abgelehnten Wort haben sich Sinti und Roma niemals selbst bezeichnet, das heute üblicherweise für die Volksgruppe verwendete Wortpaar „Sinti und Roma“ taucht in Quellen bereits seit dem 18. Jahrhundert auf (zentralrat.sintiundroma.de). Auch die Beschreibung der jungen Frau ist mit verschiedenen Stereotypen verbunden, die heute als rassistisch empfunden werden können.

„Am Wege zur Burg Lichtenberg ein Brunnen liegt am Wegesrand,
von ihm erzählt uns eine Sage, wer hier ein traurig Ende fand.
Zigeuner hatten einst am Hang ihr buntes Lager aufgeschlagen.
Sie hausten froh mit Weib und Kind im kleinen, grünen Wanderwagen.
Ein schönes Mädchen war dabei, ein rassiges Zigeunerblut.
Blau-schwarz ihr Haar, in den Augen träumt der weiten Pusta Sonnenglut.
Des Grafen Sohn kam von der Jagd vorbei am Lager, stolz zu Ross,
sein Pferd dort scheute, warf in ab, das Blut ihm von der Wange floss.
Das Mädchen eilte flink herbei, verband ihm liebevoll die Wunde.
Geleitet ihn vor das Tor und brachte von dem Unglück Kunde.
Beim Abschied schauten sie sich an, lang hielt der Graf des Mädchen Hand.
Scheu lief sie fort, er starrte wach, bis im Gebüsche sie verschwand.
Als dies vernahm der alte Graf, da wetterte der alte Mann,
'die Bande muss verschwinden, die schwarze Hex war schuld daran.'
Der junge Graf war fürderstille, im Herzen war die Lieb erwacht.
Es zog ihn zu dem Mädchen hin, die Sehnsucht quält ihn Tag und Nacht.
Er schlich sich oft die Burg hinaus, wo abends er die Liebste fand.
Da zog das Glück in junge Herzen, die Liebe schlug ihr heilig Band.
Man brachte dem Vater davon Kunde, der tobte wild im grimmen Zorn.
Gab Knechten heimlich den Befehl: 'Werft mir die Hexe in den Born'.
Die böse Tat ward ausgeführt, das Mädchen plötzlich blieb verschwunden.
Der Sohn mit wehem Herzen sucht, die Liebste aber blieb verschwunden.
Als nachts ihn wieder Kummer quälte, floh er die Burg mit wirrem Sinn.
Da trieb es plötzlich ihn mit Macht, zum Brunnen an dem Wege hin.
Er starrte in den tiefen Grund, da sah er in den Brunnen tief.
Zwei Augen leuchten voller Weh und eine Stimme klagend rief:
'Komm mit! Komm mit!
Komm her zu mir, du herzensguter, treuer Mann.
Man hat im Brunnen mich ertränkt, was hab ich böses denn getan?'

Dem Grafen schwanden seine Sinne, sank stöhnend auf den Brunnenstein,
dann sprang er in die dunkle Flut, um bei der Liebsten nah zu sein.
Man zog die beiden aus dem Brunnen, es wurde viel geklagt, geweint.
Durften sie das Leben nicht verbinden, der Tod sie hatte nun vereint.
Und heute noch in stillen Nächten, am Brunnen hört man leises Klagen:
'Komm mit! Komm mit!
Wir fanden Ruh nach kurzem Glück und langen Tagen.'

Der Nachtwind weht die Klage fort, hinüber zu den alten Mauern.
Den grauen Zeugen jener Zeit, sie schweigen ernst und trauern.“
nach oben

Soweit die Sage! Es handelt sich um einen wohl tieferen Brunnen in der Nähe des alten Körborner Friedhofes ca. 200 Meter östlich der Burg, der heute nicht mehr auffindbar ist. Auf einem Gemälde aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts (siehe Abbildung in der Mediengalerie) ist am Weg von Körborn zur Burg ein gefasster Brunnen zu sehen. Hierbei könnte es sich um besagten „Komm-Mit-Brunnen“ handeln. Eine andere Vermutung ist, dass sich der Brunnen gegenüber des Friedhofes befunden hat. Der alteingesessene Körborner Bürger und Kenner der Geschichte Bernhard Mensch, erinnert sich noch an die Aussage eines alten Mannes, der sich dahin geäußert haben soll, dass der marode „Komm-Mit-Brunnen“ auf seinem Grundstück in den 1930er Jahren zugeschüttet wurde. Laut dem Heimatkenner und -forscher Daniel Hinkelmann wurde der Brunnen beim Neubau der Körborner Straße 1937 zugeschüttet. Er selbst konnte sich noch daran erinnern, dass der Brunnen mit schweren Treppenstufen abgedeckt war und sie als Kinder kleine Steine durch die Fugen warfen und sie sich dabei über Tiefe wunderten.

(Andreas Rauch, Kreisverwaltung Kusel, 2023)

Literatur

Hinkelmann, Daniel (1976)
Legenden und Sagen aus unserer Westrichheimat. Gesammelt von Daniel Hinkelmann. In: Westrichkalender, Jg. 1976, Kusel.

Sagen und Legenden zur Burg Lichtenberg

Schlagwörter
Fachsichten
Landeskunde

Empfohlene Zitierweise

Urheberrechtlicher Hinweis
Der hier präsentierte Inhalt ist urheberrechtlich geschützt. Die angezeigten Medien unterliegen möglicherweise zusätzlichen urheberrechtlichen Bedingungen, die an diesen ausgewiesen sind.
Empfohlene Zitierweise
Andreas Rauch (2023), „Sagen und Legenden zur Burg Lichtenberg”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/SWB-351805 (Abgerufen: 13. Dezember 2024)
Seitenanfang