Obwohl das Ortsbild von Idar-Oberstein in den letzten Jahrzehnten zahlreiche Eingriffe erfuhr, vor allem durch die vierspurige Überbauung der Nahe im Zuge der B 41, wird es immer noch durch viele Zeugnisse einer bedeutenden Territorialgeschichte geprägt: Zwei Burgruinen thronen über der Stadt, das Alte Schloss, der „Bosselstein“, auf steilem Felsen über der Stadt erbaut, und das weiter im Land liegende, ebenfalls auf einem hohen Felsen erbaute Neue Schloss. Beide Burgen sind Zeugnisse einer endlosen Familienfehde im hohen Mittelalter zwischen den Brüdern Eberhard und Werner von Stein und deren Nachkommen. Sie gipfelte 1328 in der Ermordung des Wirich von Daun-Oberstein, des Inhabers des Neuen Schlosses. Wegen der strategisch besseren Lage überflügelte das Neue Schloss bald den kleineren Bosselstein, der allmählich verfiel. In seinen Stadtansichten aus den Jahren 1645 und 1672 zeigte Matthäus Merian die kleine Burg noch unzerstört. In den Jahren 1989 bis 1990 wurden die absturzgefährdeten Reste in umfangreicher Weise gesichert. Die Wohnbauten des 1336 erstmals erwähnten Neuen Schlosses wurden dagegen erst 1856 durch Brand zerstört.
Unterhalb des Bosselsteines wurde im frühen Mittelalter die Felsenkirche in eine Felsnische hineingeschoben. Der heutige Bau, in den Jahren 1482 bis 1484 errichtet, wurde durch Steinschlag zerstört und 1742 wiederhergestellt. Die Außen- und Innengestaltung der Kirche entstammt weitgehend einer Renovierung der Jahre 1927 bis 1929. Das Altarbild der Kirche aus der Zeit um 1400 gehört zu den bedeutendsten Werken mittelalterlicher Tafelmalerei in Rheinland-Pfalz. Unterhalb des Bosselsteins haben sich im Bereich des Marktplatzes noch einige schöne Fachwerkbauten erhalten.
Man nennt die Doppelstadt heute immer noch die „Stadt der Edelsteinschleifer, Edelsteinhändler und Schmuckwarenfabrikanten“. Bereits im Mittelalter wurden im Raum um Idar-Oberstein Achate abgebaut, zunächst in oberirdischen Gruben, später in unterirdisch betriebenen Bergwerken. Das bis 1970 ausgebeutete Bergwerk am Steinkaulenberg war das größte unter ihnen. Zur Bearbeitung dieser Achate hatte sich hier als besondere Gattung von Mühlen der Typus der wassergetriebenen Schleifmühlen herausgebildet. Um 1900 kamen die ersten elektrisch betriebenen Schleifereien mit Antrieb der zentralen Welle durch einen Elektromotor auf. In der Region haben sich heute noch sowohl einige wassergetriebene wie auch mit Strom betriebene Schleifereien erhalten.
(Paul-Georg Custodis, 2015)
Literatur
Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz (Hrsg.) (2015)
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