Obst- und Weinanbau in der Verbandsgemeinde Weißenthurm

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  • Blühende Apfelbäume auf der Streuobstwiese Arenzwies in Kettig (2020)

    Blühende Apfelbäume auf der Streuobstwiese Arenzwies in Kettig (2020)

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  • Blühender Apfelbaum auf der Arenzwies in Kettig (2020)

    Blühender Apfelbaum auf der Arenzwies in Kettig (2020)

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  • Apfelernte in der Verbandsgemeinde Weißenthurm (2020)

    Apfelernte in der Verbandsgemeinde Weißenthurm (2020)

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  • Kirschenmarkt am Troch im Zentrum von Kärlich (1935)

    Kirschenmarkt am Troch im Zentrum von Kärlich (1935)

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  • Kirschernte in der Verbandsgemeinde Weißenthurm (2020)

    Kirschernte in der Verbandsgemeinde Weißenthurm (2020)

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  • Obstanlieferung an einer Sammelstelle in Kärlich (1961)

    Obstanlieferung an einer Sammelstelle in Kärlich (1961)

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  • Holunderplantage in der Verbandsgemeinde Weißenthurm (2020)

    Holunderplantage in der Verbandsgemeinde Weißenthurm (2020)

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  • Kirschenanlieferung in Urmitz-Bahnhof an der Bahn (um 1935)

    Kirschenanlieferung in Urmitz-Bahnhof an der Bahn (um 1935)

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Wein- und Obstanbau waren bis ins ausgehende 18. Jahrhundert wichtige landwirtschaftliche Wirtschaftszweige in den Orten der heutigen Verbandsgemeinde Weißenthurm. Sie wurden neben den der Eigenversorgung dienenden Bereichen des Ackerbaus und der Viehhaltung betrieben. Nachgewiesen schon in provinzial-römischer Zeit, hatte der Weinanbau an Mosel und Rhein im Hohen Mittelalter einen Höhepunkt erreicht. Bis ins ausgehende 18. Jahrhundert verlor er hier dann aber seine Bedeutung immer mehr. Im Mittelrheinbecken wurde der Weinbau dann Ende des 18. Jahrhunderts völlig vom Kern- und Steinobstbau abgelöst. Dieser bestimmte von nun an den Obstanbau in der Region. Ab den 1960er Jahren kam es aber auch zu einem regionalen Einbruch des Obstanbaus und in der Folge zu einer völligen Umstrukturierung der gesamten Landwirtschaft. Diese brachte zahlreiche Neuerungen in den Besitzverhältnissen, in der Anbauweise und bei der Auswahl der Anbaufrüchte mit sich.

Weinbau
Obstanbau in französischer Zeit
Obstanbau in preußischer Zeit
Ernte und Transport[/
Aufschwung und Niedergang
Reformbemühungen im Obstanbau
Aktuelle Situation
Wissensvermittlung

Weinbau
In der Region der heutigen Verbandsgemeinde Weißenthurm ist Weinbau schon seit dem 1. und 2. Jahrhundert n. Chr. nachgewiesen. Er erlebte während der provinzial-römischen Zeit Obergermaniens einen ersten Aufschwung. Außer Wein wurden damals auch einige Edelobstsorten wie Aprikose, Pfirsich, Pflaume, Quitte und der Kulturapfel aus dem Mittelmeergebiet importiert. Den Wein aus veredelten Trauben hat man hier bis ins 18. Jahrhundert im liturgischen und privaten Bereich als begehrtes, sauberes Getränk geschätzt Doch klimatische Veränderungen (sog. „Kleine Eiszeit“) und wachsende Ansprüche an die Qualität des Getränks, aber auch neu auftretende Schädlinge der Reben hatten zur Folge, dass sich der Anbau in unserem Verbandsgemeinde-Gebiet innerhalb relativ kurzer Zeit gar nicht mehr lohnte und aufgegeben wurde. Stattdessen folgte der Obstanbau, zunächst Kern- und Steinobst. Erst nach und nach gewann seit dem 19. Jahrhundert besonders der Anbau von Kirschbäumen als Folgekultur der Weinrebe eine dominante Stellung.
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Obstanbau in französischer Zeit
Im Gegensatz zu Viehweide- und Getreideanbauwirtschaft in der offenen Gewannflur der Ortschaften erfolgte der Obstanbau zunächst in den geschützten Tallagen. Man umzäunte dort besondere Gärten („Bongerte“), die in der Nähe der Höfe und Siedlungen lagen, so dass das Obst, meistens für den Eigenverbrauch, gesichert und leicht verfügbar war.

Während der ca. 20 Jahre dauernden Besetzung der linksrheinischen Gebiete durch französische Revolutionstruppen und der napoleonischen Herrschaft der Jahre 1794 bis 1814 wurde der Obstbau sehr gefördert. Die französische Verwaltung führte auch in der neu eingerichteten Mairie (Bürgermeisterei) Bassenheim erstmals eine Obstbaumzählung durch. Zu dem Verwaltungsbezirk zählten damals neben Bubenheim, Metternich und Rübenach auch die folgenden Orte der heutigen Verbandsgemeinde Weißenthurm, nämlich Bassenheim, Kärlich, Kettig, Mülheim und Weißenthurm. In der gesamten neuen Mairie wurden etwa 37.700 Obstbäume erfasst. Den Hauptanteil bildeten 17.500 Apfelbäume, deren Anbau von der französischen Behörde besonders gefördert wurde. Aus den Äpfeln wurde zu der Zeit hauptsächlich Apfelwein produziert. Immerhin gab es damals aber auch schon 11.000 Kirschbäume. Die Erzeugnisse aus dem regionalen Obstanbau und zusätzlich einem beachtlichen Anbau von Gemüse, vor allem Bohnen und Gurken, wurden zum großen Teil auf den regionalen Märkten veräußert. So heißt es schon in der Amtsbeschreibung des Amtes Bergpflege, zu dem - außer Bassenheim - im Jahre 1783/84 unter anderem sämtliche Gemeinden der heutigen Verbandsgemeinde gehörten: „(Das Amt besaß) die vorteilhafteste Lage, weilen es mit zwey schiffbaren flüssen auf beyden seiten eingeschlossen ist, nahe an der stadt Coblenz, Andernach und Neuwied gelegen, wohin die einwohner ihre erziehnisse bringen und zu geld machen können, welche in früchten, wein, gemüß, viehe, fischen und sonstigen lebensmittel bestehen.“ (Brommer 2008, S. 19)
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Obstanbau in preußischer Zeit
Unter der Herrschaft Preußens seit dem Jahre 1815 stieg die Bedeutung des Anbaus von Kirschbäumen in der gesamten Region. Um das Jahr 1860 betrugen die Obstflächen in der Bürgermeisterei Bassenheim insgesamt 1800 Morgen. Allein der Ertrag der Kirschen wurde auf 40.000 Reichstaler geschätzt. Den größten Teil der Ernte hat man damals nach England und in die Niederlande exportiert. Wegen der langen Transportwege mussten die Kirschen allerdings schon im unreifen Zustand geerntet und dann über den Rhein verschifft werden. Ein Problem für die Anbauer war die Frostanfälligkeit der Kirschblüte, so dass es immer wieder sogar zu Totalausfällen kam. Doch trotzdem gab es beispielsweise in der Bürgermeisterei Bassenheim im Jahr 1880 ca. 1.000 Kirschbäume (insgesamt 24.467) mehr als Apfelbäume. Danach folgten Pflaumen, Mirabellen und Pfirsiche mit insgesamt 7.600 Bäumen.
Noch bis in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg existierte eine klein- und mittel-bäuerliche Landwirtschaftsstruktur. Die Vielzahl der Obstbau-Familienbetriebe brachten ihre jeweils kleinen Erntemengen des Obstes selbst zu den Sammelstellen der Orte und boten den Händlern die Ware einzeln zum Kauf an. Dabei ist zu beachten, dass der Verkauf der Erzeugnisse des Obstbaus für die meisten Familien die einzige wesentliche Zusatzeinnahme bildete, um größere Anschaffungen tätigen zu können. Die übrigen landwirtschaftlichen Produkte dienten nach Art der Subsistenzwirtschaft dem Eigenverbrauch in den Großfamilien.
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Ernte und Transport
Das von den Händlern erworbene Obst wurde von den Sammelstellen aus zum Bahnhof Urmitz gefahren, dort in Eilzüge verladen und zu den Absatzmärkten, vielfach ins Ruhrgebiet oder bis zur Nordseeküste bis nach England, gebracht. Schneller an den Zielorten waren die Händler, die mit ihren Lastkraftwagen ihr Endziel direkt ansteuern konnten.
Für Ernte und Transport des Obstes und anderer landwirtschaftlicher Produkte, beispielsweise von Gemüse teilweise auch Kartoffeln, benötigten die Bauern geeignete Gefäße. Bei der Kirschenernte kamen beispielsweise kleine geflochtene Pflückkörbe zum Einsatz, die mit einem am Henkel befestigten Eisenhaken an den Sprossen der langen Holzleitern aufgehängt wurden. Entleert wurde das Obst dann in sogenannten „Mannen“; dies waren hohe geflochtene Körbe mit einem Fassungsvolumen von ca. 70 Pfund. Diese konnten sogar teilweise auf den Rücken geschnallt und transportiert werden. Die Nachfrage nach Weidenbehältnissen führte zu einem verstärkten Anbau von Weidenbäumen und -büschen, die von den Korbflechtern zum Materialgewinn beschnitten wurden. Auf der Kettiger Streuobstwiese „Arenzwies“ (auch „Elmar-Hillesheim-Wiese“ genannt) werden bis heute verschiedene Weidenbäume als Hinweis auf das vergangene Handwerk der Korbflechter vor Ort angebaut.

Von den eigenen Höfen aus transportierten die Obstbauern ihre Erzeugnisse bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts mit Schubkarren, Handwagen oder - falls vorhanden - Pferdewagen zu den Sammelstellen oder sogar zu den Märkten. Diese befanden sich in den nahen Städten Andernach, Neuwied und Koblenz. Die nahe Lage zum Rhein hatte den Vorteil, dass die Ware auch verschifft werden konnte. Nach dem Bau der linksrheinischen Eisenbahnstrecke und der Einrichtung des Haltepunktes Urmitz-Bf. im Jahre 1870 verlagerte sich der Fern-Transport aber sehr bald auf die Schiene. Knotenpunkt war der Kölner Hauptbahnhof, von dem aus Obst bis ins Ausland und ins Ruhrgebiet geleitet wurde. Da die Transportzeit sich so stark verkürzt hatte, war es auch nicht mehr erforderlich, das Obst halbreif zu ernten. Damit stieg die Qualität des Produktes auf den Verbrauchermärkten, was eine Steigerung des Absatzes zur Folge hatte.
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Aufschwung und Niedergang
In der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg lässt sich bei der ländlichen Bevölkerung insgesamt ein letzter gesamtwirtschaftlich bedeutender Aufschwung im Obstanbau am Mittelrhein verzeichnen, der nun zusätzlich durch die aufkommende Konservenindustrie gefördert wurde; denn mit Hilfe der Konserven konnte das schnell verderbliche Frischobst konserviert und für lange Zeit haltbar gemacht werden. Somit war der Handel weniger von den Jahreszeiten und einer schnell reagierenden Markt- und Verkehrsstruktur abhängig. Aus Obst konnten auch lange haltbare Schnäpse, Liköre und Säfte hergestellt werden.

Allerdings führte der wachsende Bedarf an zu verarbeitendem Obst dazu, dass bei den Erzeugern weniger auf Qualität als auf Menge hin produziert wurde. Um Geschmacksmängel zu überdecken, wurde der Konserveninhalt oft überzuckert. Bei solcher Massenproduktion des Obstes machten sich auf den Obstfeldern Krankheiten und Alterungserscheinungen der Obstbäume vermehrt bemerkbar. Im Jahr 1982 kam es auf dem Höhepunkt der Morellen-Anlieferung (bis 200 Zentner/Tag) auf dem Koblenzer Großmarkt zu Engpässen bei der Leergutbelieferung. Immer mehr Erzeuger wandten sich daher an den Markt in Roisdorf, der den Bedarf befriedigen konnte. Die Folge war, dass der Koblenzer Markt aufgegeben werden musste. Zu der Zeit überwog beim Obstanbau noch die Hochstammform. Aber sehr schnell setzte sich die Kultivierung von Plantagen- Buschformen und Niederstämmen ein, die einfacher zu beschneiden und zu ernten waren und einen deutlich höheren Ertrag erbrachten. Ein Problem für den deutschen Markt wurde der stark wachsende Import viel preiswerter angebotener Ware aus Süd- und Osteuropa. So konnten viele Bauern der Orte am Mittelrhein sich nicht mehr auf dem sich immer mehr internationalisierenden Markt behaupten. Außerdem scheuten die Kleinproduzenten den wachsenden Verwaltungsaufwand, der durch Vorschriften der Behörden entstand und sich auf Anbauart, Pflanzenschutz, Düngung, Bearbeitungsweise und nicht zuletzt schriftliche Nachweispflichten erstreckte.

Probleme bekamen auch die heimischen Sammelstellen, so dass Großmärkte wegen der Menge und wechselhaften Qualität des Angebotes und des Mangels an standardisiertem Leergut fusionieren mussten (beispielsweise Koblenz und Niederlahnstein) bzw. ganz geschlossen wurden. Da Obst minderer Qualität gar nicht mehr akzeptiert wurde, gaben zahlreiche Kleinbauern den Obstanbau auf ihren durch Realteilung über Jahrhunderte minimalisierten Flächen endgültig auf. Die ungenutzten Flächen verwilderten, Schädlinge breiteten sich aus. Während allein in Mülheim-Kärlich im Jahr 1960 noch 210 Vollerwerbsbetriebe mit 597 Beschäftigten existierten, ging die Anzahl der Höfe bis 1992 auf 60 Vollerwerbsbetriebe zurück.
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Reformbemühungen im Obstanbau
Heute sind es nur noch weniger als 10 Vollerwerbsbetriebe (Stand 2020). Ursprünglich betrug die Durchschnitts-Flächengröße der Bauernhöfe weit unter 5 Hektar. Die Neben- und Zuerwerbsbetriebe waren auf dieser Grundlage bald nicht mehr wirtschaftlich zu betreiben. So kam es zu einer Konzentration auf immer weniger Betriebe, die die frei werdenden Flächen zum großen Teil aufkauften oder als Pachtland bewirtschafteten. Ein wichtiger Grund für den Rückgang der Betriebsanzahl war aber auch, dass die im Hauptberuf in völlig anderen Berufszweigen tätige jüngere Generation gar nicht mehr die Belastungen einer Nebentätigkeit in einer eigenen Landwirtschaft während ihrer Freizeit fortsetzen wollte. Auch die Großbetriebe lebten nicht mehr allein vom Obstbau, sondern versuchten mit Hilfe eines Zuerwerbs ihre finanzielle Situation abzusichern. So betreiben viele Betriebe bis heute einen Hofladen und investieren in die Verbesserung der Anbaubedingungen (Bewässerung, Überdachung der Anbauflächen, Einsatz von großen Maschinen u. a.). Außerdem war es erforderlich, die Arbeitsabläufe mehr und mehr zu mechanisieren. Der Vorteil dieser Entwicklung zeigt sich besonders in der jüngsten Entwicklung: Denn nur so können sie auf Dauer die klimabedingten Schwankungen der Erntemengen und unstetes Verhalten der Abnehmer auf einem europaweiten Markt mit unterschiedlichem Preisniveau ausgleichen. Das Qualitätsniveau der Anbaufrüchte ist heute wieder auf einen überregionalen Standard angestiegen.
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Aktuelle Situation
Im modernen Obstanbau bestimmen durch die Wirtschaftsformen und Nachfrage verhältnismäßig wenige Tafelsorten den Hauptteil des Gesamtangebots. Neben den uns aus dem Supermarkt bekannten Sorten sind es die regionaltypischen und neuen Sorten, die das Sortiment in einem Hofladen bereichern und individualisieren.
Allgemein ist die Entwicklung des Obstanbaus als dynamisch zu bezeichnen; sie befindet sich in einem dauernden Wandel. Alte Sorten werden veredelt oder oft durch neue mit günstigeren Eigenschaften ersetzt, deren Anbau vor allem an die schnellen Klimawandlungen angepasst ist. Heute spielen, nach der fast vollständigen Aufgabe der Sauerkirschvermarktung (Schattenmorellen), neben der Süßkirschenerzeugung Äpfel, Pflaumen und Zwetschgen eine wichtige Rolle. Zeitweise, vor allem in den 1980/90er Jahren hatte auch der großflächig angebaute Holunder, vor allem in Kettig und Mülheim-Kärlich, eine bemerkenswerte Stellung erreicht. So zählte die Anbauregion zu einer der größten zusammenhängenden biologischen Anbaugebiete in Europa. Allerdings werden die Holunderplantagen immer seltener, da die Bioqualität des Holunders stark unter Klimaänderung und Befall durch die Kirschessigfliege zu leiden hat. Neuerdings hat die Aroniabeere Einzug in die Region gefunden und erprobt sich auf dem fruchtbaren Boden im Neuwieder Becken.
Trotz der Konzentration der Anbauflächen auf wenige Produktarten und bei einer geschrumpften Zahl an Großbesitzern existieren durch kleinstrukturierten Fluraufteilungen einige Bereiche mit Biodiversität. Diese wird durch wechselnde Bepflanzung, Strauchbewuchs und Totholz sowie eingesäten Blühstreifen gefördert und ist eine Bereicherung für Flora und Fauna. Es handelt sich um stetig wachsende Ansätze zur Verhinderung der Folgen einer Monokultur, wie sie sich vor allem aus dem sich verbreitenden, oft schon landschaftsprägenden flächendeckenden Ackerbau ergibt.
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Wissensvermittlung
Um die Vielfalt der Obstsorten den Einheimischen und auch den Reisenden nahe zu bringen, wurden drei Obstlehrpfade angelegt, die auch dem Erhalt alter, vom Aussterben bedrohter Sorten dienen. So befindet sich ein Obstlehrgarten in der Ortsgemeinde Kettig, der in den Traumpfad „Streuobstwiesenweg integriert ist; in Urmitz am Rhein ist ein besonderer Obstlehrpfad an den “Mehrgenerationenplatz Örmser Ring„ angeschlossen. Ein weiterer großer Obstlehrgarten wurde am Hang des Rübenacher Berges von der Stadt Mülheim-Kärlich geschaffen. Hier werden bei besonderen Führungen Informationen über Geschichte und Gegenwart lokaler Anbauprodukte an Kinder, Jugendliche und Erwachsene weitergegeben.
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(Winfried Henrichs, Stadtmuseum Mülheim-Kärlich; Nicole Hommen, Sandra Zeug, Marie Böttcher, Universität Koblenz-Landau, 2020)

Literatur

Brommer, Peter (2008)
Kurtrier am Ende des Alten Reiches. Edition und Kommentierung der kurtrierischen Amtsbeschreibungen, zum Amt Bergpflege. Mainz.
Henrichs, Winfried (2009)
Stadtchronik Mülheim-Kärlich. Mülheim-Kärlich.

Obst- und Weinanbau in der Verbandsgemeinde Weißenthurm

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„Obst- und Weinanbau in der Verbandsgemeinde Weißenthurm”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/SWB-330535 (Abgerufen: 12. November 2024)
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