Die Arenzwies in Kettig, wie ihr offiziell in der Flurkarte eingetragener Name lautet, wird seit dem Jahr 2009 als Streuobstwiese von der Facheinrichtung Förder- und Wohnstätte gGmbH Kettig (FWS) genutzt und bewirtschaftet. Hierzu verpachtete die Verbandsgemeinde Weißenthurm das zuvor brachliegende Grundstück. Die Beschäftigten der FWS nannten die Fläche, die sich in der Nähe der Einrichtung befindet, „Elmar-Hillesheim-Wiese“. Der auch kurz „Elmarwies“ genannte Bereich erinnert an den Gründer des Vereins Naturfreunde Kettig, der die FWS in vielfacher Sicht unterstützte und dessen Initiative unter anderem die Renaturierung großer Abschnitte des Flusses Nette zwischen den Jahren 2008 und 2009 zu verdanken ist. Die Wiese liegt südwestlich der Ortsgemeinde Kettig, zwischen dem Seibertswiesenweg und dem Keudelsweg, in unmittelbarer Nähe zum Kettiger Bach.
Anbau, Bewirtschaftung und Nutzung Mit den selbst angezogen Dotterweiden begann die Anpflanzung der Wiese. Derzeit werden sechs verschiedene Weidenarten hauptsächlich zum Korbflechten angebaut: Dotterweiden, Strauchweiden, Thoraweiden, Steinweiden, kanadische Kätzchenweiden und Amerikaweiden. Die Korkenzieherweiden und Drachenweiden werden gerne für Dekorationszwecke genutzt. Roter Hartriegel ist hier ebenfalls zu finden. Dieser eignet sich lediglich als Beigabe zur farblichen Gestaltung beim Flechten. Insgesamt stehen derzeit (Stand 2020) auf der Wiese 400 Weidenbäume in Monokultur. Zur Bekämpfung von Schädlingen wird Teebaumöl genutzt.
Um die Pflege der Elmarwies kümmern sich zwei Mitarbeiter der FWS. Zur Weidenernte, die in der Zeit der Saftruhe von November bis Februar erfolgt, helfen auf freiwilliger Basis Mitarbeiter aus den verschiedensten Bereichen der FWS und auch Gäste von außerhalb. Um aus Weiden Körbe flechten zu können, müssen die Ruten ein Jahr trocknen. Danach werden sie 14 Tage eingeweicht, damit sie sich biegen lassen.
Das Korbflechten fördert die Hand-Augen-Koordination, weshalb die Körbe unter der Mithilfe schwerstmehrfach behinderter Menschen in der Werkstatt der FWS hergestellt werden. Die angefertigten Produkte können im Werkstattladen erworben werden.
Neben den Weiden wird auf dem Gelände auch Streuobst angebaut. Drei alte Apfelsorten Gödchesapfel, Riesenboiker und der rheinische Bohnapfel sind hier zu finden und werden zur Saftproduktion verwendet. Außerdem wachsen auf der Streuobstwiese Birnen und Pfirsiche sowie verschiedene Beerenarten wie Stachelbeere, Himbeere, schwarze, weiße und rote Johannisbeere, Erdbeere und Aroniabeere. Auf der Wiese befindet sich auch ein Bienenstock, im dem die Bienen zum Bestäuben der Obstblüten gehalten werden. Auch dienen Lavendelpflanzen der Bienennahrung.
Genutzt wird die Wiese zudem gerne als Naherholungsort und als Ruheort für die Besucher und Besucherinnen der Tagesförderstätte. Mit den geflochtenen Spielgeräten aus Weiden wie Weidenbauhaus, Planwagen, Tipi oder Weidenpferden dient das Areal als Spielplatz. Die geschwungene Wegeführung und behindertengerechte Erschließung der Wiese ermöglicht Rollstuhlfahrern einen Zugang bis zum Kettiger Bach und zu einer Brücke. Dort endet die Elmar-Hillesheim-Wiese, die Bestandteil des 9 Kilometer langen Traumpfades Streuobstwiesenweg ist und somit auch von Wanderern gerne als Rastplatz genutzt wird.
Rolle des Weidenanbaus Dank der klimatisch günstigen Lage im Neuwieder Becken haben die Einheimischen seit früher Zeit erfolgreich von der Landwirtschaft gelebt. Auch Weinanbau wurde in Kettig betrieben. Diesen löste klimabedingt Anfang des 19. Jahrhunderts der Obst- und vor allem der Anbau von Kirschen ab.
Um die Erzeugnisse transportieren zu können, benötigten die Landwirte Gefäße. Hierzu wurden Körbe gefertigt, die aus Weiden bestanden. Auch nutzen die Landwirte die Weidenruten zum Binden und die selbstgeflochtenen Wannen aus Weiden bis in die heutige Zeit zum Aussäen. Ebenfalls brauchten die sesshaft gewordene Menschen Weidenkörbe als Behältnisse, um ihre Lebensmittel oder andere Gegenstände aufzubewahren.
Auch heute werden die geflochtenen Körbe als Aufbewahrungsgegenstände genutzt, da sie umweltfreundlicher als Behältnisse aus Plastik und durch die gewährleistete Durchlüftung zum Lagern von Obst besonders geeignet sind. Zudem ist das Geflecht kompostierbar, kann jedoch im Bedarfsfall auch repariert werden. Diesen Service bietet die Werkstatt der FWS an.
(Nicole Hommen, Universität Koblenz Landau / freundliche Hinweise von Herrn Peter Thelen (FWS) und Herrn Oliver Hartmann (Naturfreunde Kettig), 2020)
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