Lage Außerhalb des Wohngebietes von Essen-Horst liegt auf dem Ruhrufer gegenüber der Ruhrschleuse der Gebäudekomplex der Horster Mühle.
Gebäude Der aus Backsteinen errichtete mehrstöckige Gebäudekomplex besteht aus mehreren fabrikähnlichen Hallen, von denen einige eine auffällige gebogene Dachform besitzen. Überragt werden die Gebäude von einem schlanken hohen Schornstein. Turbinen, Kegelantriebsteile und Mühlsteine, die auf dem Vorgelände als Schaustücke deponiert sind, stellen Relikte der ehemaligen technischen Einrichtung des Betriebes dar.
Geschichte Die Horster Mühle war eine der ältesten Essener Mühlenanlagen. Mit der Entstehung eines Ruhrwehres wird die Mühle bereits im 12. Jahrhundert erwähnt und ist damit eine der ältesten Essener Mühlenanlagen. Der ursprüngliche Standort war 200 - 300 Meter weiter stromauf an einer Ruhrinsel. Mit Schiffbarmachung der Ruhr ab 1774 erhielt sie gegenüber der neuen Schleuse ihren jetzigen Standort und wurde dort als Öl-, Frucht- und Blaumühle betrieben. In der Regel wurden die Ruhrschleusen des 18. Jahrhunderts zusammen mit einem quer durch die Ruhr reichenden Damm (Schlacht) angelegt, der die Aufgabe hatte, das Wasser zu stauen, um die Schiffbarkeit des Stromes zu erhöhen. Der dabei entstehende Höhenunterschied des unter- und des oberhalb der Schlacht fließenden Wassers wurde durch Anlage einer Mühle auf der gegenüberliegenden Seite des Stromes nutzbar gemacht. Der für die Industriegeschichte so bedeutende Maschinenbauer Franz Dinnendahl wurde 1775 auf der Horster Mühle geboren. Neben dem Ofenhaus der Karbidfabrik befindet sich eine Gedenktafel für Franz Dinnendahl. Das überlieferte Mühlengebäude ist ein zweigeschossiger, siebenachsiger Trakt westlich der Fabrik Vogelsang.
Die um 1910 errichtete und 1923 von 4 auf 10 Achsen erweiterte Kraftwerkshalle enthält eine maschinelle Ausstattung von hohem technikhistorischen Wert. Die teilweise aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg stammenden Turbinen- und Generatorenanlagen bilden heute eine komplette Schauanlage zur Energieerzeugung und Maschinenbautechnik für die durch hohen Strombedarf charakterisierte Karbidproduktion. Die Horster Mühle ging 1846 in das Eigentum des Essener Industriellen Wilhelm Niemann über, der sich in der Nähe als repräsentativen Wohnsitz das sog. Weiße Haus errichten ließ. Als 1910 die Anlage durch den Fabrikbesitzer W. Vogelsang ersteigert wurde, erlebte die Mühle unter Belassung der Bausubstanz aus dem 18. Jahrhundert erhebliche Umbau- und Erweiterungsmaßnahmen. Es entstanden mehrere Fabrikgebäude in der zurückhaltenden Backsteinarchitektur jener Zeit mit markanten, segmentbogigen Dachformen. Aus früherer Zeit stammt der parallel zur Mühle errichtete 3 ½-geschossige Putzbau. Überragt wird die Anlage durch den hohen Schornstein, dessen Ziegelmauerwerk mit hellen Steinbänder gegliedert wird. Die Karbidfabrik Vogelsang dokumentiert mit ihrer schlichten Backsteinarchitektur den Fabrikbau jener Zeit kurz nach 1900. Die Karbidproduktion wurde 1932 eingestellt. Das Kraftwerk war noch bis 1977 in Betrieb. Die Firma Rudolf erwarb 1985 den Gebäudekomplex, sanierte und modernisierte ihn und restaurierte die alten Maschinen. Seit 1989 liefert das Kraftwerk wieder Strom.
Insgesamt handelt es sich bei den oben beschriebenen baulich und räumlich zusammenhängenden Anlagen (Mühle, Schlacht, Karbidfabrik Vogelsang, Wasserwerk) zusammen mit der Horster Schleuse auf der anderen Ruhrseite um ein technikgeschichtliches Ensemble von hohem Aussagewert. Hier hatten sich mit Mühle und Schleuse nicht nur Objekte aus der Vor- und Frühzeit der Industrialisierung erhalten, sondern es wird zugleich deren sinnvolle Transformation unter entsprechenden Erweiterungs- und Umbaumaßnahmen ins Industriezeitalter anschaulich. Die industriegeschichtliche Bedeutung des Gesamtkomplexes wird zusätzlich unterstrichen durch die Verbindung mit dem nahe gelegenen Schachthaus der ehem. Zeche „Wohlverwahrt“. So werden hier auf engem Raum viele Aspekte der wirtschaftlichen und technischen Entwicklung Essens noch heute anschaulich: Ruhrschiffbarmachung, Gewerbeleben an der Ruhr infolge der Wasserkraftnutzung, Bergbau, Maschinenbau und Entwicklung neuer Kraftversorgungstechnologie.
Baudenkmal Seit 1984 ist die Horster Mühle als Baudenkmal ausgewiesen.
(Walter Buschmann, LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland, 2010 und Elisabeth Zenses, Rheinisches Mühlen-Dokumentationszentrum e.V., 2017)
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