Zeche Deimelsberg in Steele

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Fachsicht(en): Denkmalpflege
Gemeinde(n): Essen (Nordrhein-Westfalen)
Kreis(e): Essen (Nordrhein-Westfalen)
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 51° 26′ 31,05″ N: 7° 03′ 53,95″ O 51,44196°N: 7,06499°O
Koordinate UTM 32.365.520,61 m: 5.700.750,24 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.574.089,26 m: 5.701.353,62 m
Die im Ruhrtal gelegene Zeche Deimelsberg war seit 1885/86 mit der Zeche Johann verbunden und hatte große Bedeutung für die ursprünglich selbstständige, 1929 nach Essen eingemeindete Stadt Steele. Schon kurz vor der Eingemeindung wurde die Zeche stillgelegt. Im Ruhrtal blieb nur das ehemalige Verwaltungsgebäude aus der Zeit um 1860 erhalten.

Ursprünge und Entwicklung des Kohlebergbaus am westlich von Steele gelegenen Deimelsberg gehen zurück auf den bereits 1363 genannten Deimelsberghof. Schon im 17. Jahrhundert wird der Deimelsberger Stollen genannt. 1789 schloss sich der Bauer Johann Jacob Deimelsberg mit vier anderen Gewerken zusammen und erhielt 1794 vom Stift Essen einen Schurf- und Mutungsschein für sechs Flöze mit 11 bis 36 Zoll Mächtigkeit. Das Stollenmundloch endete nahe des Grendbaches, nicht weit entfernt von der schon 1418 urkundlich überlieferten Spillenburgmühle an der Ruhr, die seit etwa 1700 als Bohrmühle für Gewehrläufe genutzt wurde. Der Stollen war über einen Transportweg mit einer Niederlage an der Ruhr verbunden.

Nach Konsolidation von Deimelsberger Stollen mit verschiedenen Einzelfeldern zu ver. Deimelsberger Erbstollen 1828 wurde über dem Stollen nahe dem heutigen Laurentiusweg 1831 der Klotzschacht zur Wetterführung und als Förderschacht für den Landabsatz abgeteuft. Der Schacht wurde mit einem einspännigen Pferdegöpel ausgestattet. Spätestens 1838 hatte die Zeche eine zur Ruhr führende Bahn mit eisernen Gleisen.

In den 1840er Jahren teilweise außer Betrieb, deuteten sich 1848 durch den Ausbau der direkt an der Zeche vorbeiführenden Chaussee Steele-Kettwig neue Absatzmöglichkeiten an. 1853 erfolgte der Übergang zum Tiefbau. Auf beengtem Terrain zwischen Chaussee und dem Hang des Deimelsberges wurde Schacht 1 mit Rechteckquerschnitt und Holzausbau abgeteuft. 1854 erreichte der Schacht das Karbon und 1856 konnte die Förderung aufgenommen wer-den. Die Schachtanlage erhob sich über einer gemauerten Subkonstruktion mit einer Reihe rundbogiger Öffnungen zur vorbeiführenden Chaussee. Darüber stand der wohnhausartige Schachtturm, beidseitig flankiert von Kessel- und Maschinenhäusern. An der linken Seite schloss sich ein Schornstein auf quadratischem Grundriss und das erhaltene fünfachsige Verwaltungsgebäude an. Geradlinig zur Ruhr führend, war die Zechenbahn über die Ruhrwiesen hinweg als gemauerter Viadukt erneuert worden.

Zur Förderung diente eine 44 PS-Dampfmaschine mit liegendem Zylinder. Zur Wasserhaltung waren zwei Maschinen aufgestellt, um die enorm starken Wasserzuflüsse von 45 Kubikfuß pro Minute zu bewältigen: eine liegende 120 PS-Maschine und eine Cornwall-Maschine mit stehendem Zylinder und einer Leistung von 250 PS. Die fertig gestellte Schachtanlage erzielte 1861 mit 235 Mann eine Förderung von 225.133 t Kohle. Nach Mitte der 1860er Jahre gab es Bemühungen, die Schachtanlage im Ruhrtal zu stärken: 1866-69 wurde ein zweiter Schacht abgeteuft und 1869 über einen Damm in der Ruhraue eine Anschlussbahn zum Steeler Bahnhof geschaffen. Nach Förderbeginn von Schacht 2 wurde Schacht 1 stillgelegt.

Das hohe Förderniveau der 1860er Jahre konnte jedoch nicht gehalten werden. 1870, nach Konsolidation mit mehreren angrenzenden Einzelfeldern, förderte die Anlage mit 312 Bergleuten nur noch 112.141 t. Ein Brand der Übertageanlagen und starke untertägige Wasserzuflüsse mögen zu dem Entschluss geführt haben, die Talschächte aufzugeben und auf dem Deimelsberg, nahe der Steeler Straße, 1876 eine neue Schachtanlage herzustellen (Deimelsberg II). Nach Fertigstellung des Bergschachtes wurde die Schachtanlage im Tal stillgelegt, die Schächte verfüllt und die Übertageanlagen bis 1900 abgebrochen.
1885/87 kam es zur Konsolidation von der Zeche Deimelsberg und Johann. Johann hatte auf der Nordseite des Deimelsberges seit Anfang des 19. Jahrhunderts zuerst im Stollenbetrieb und seit 1856 im Tiefbau Kohle abgebaut. Schon bald wurde der Bergschacht von Deimelsberg nur noch zur Was-serhaltung genutzt und die Förderung auf Johann konzentriert.
Die Schachtanlage Johann, nahe des Bahnhofes Steele-West, in nächster Nachbarschaft zum barocken Prachtbau des Steeler Waisenhauses gelegen, kam 1921 zur Adler AG für Bergbau und wurde in den 1920er Jahren zu einer modernen Doppelschachtanlage ausgebaut. Während der Wirtschaftskrise mit den besonderen Absatzschwierigkeiten für Magerkohle erlitt Johann Deimelsberg das gleiche Schicksal wie viele andere Zechen entlang der Ruhr und wurde 1928 nach heftigen Protesten der Belegschaft, der Öffentlichkeit und der Politik stillgelegt. Als das Fördergerüst 1930 abgebrochen wurde, hieß es in der Essener Volkszeitung (7.8.1930), es gebe „... kaum ein anderes Werk, das so eng und innig mit der Stadt Steele und seiner Bevölkerung verbunden war.“
Erhalten geblieben und als denkmalwert eingestuft wird das aus der Übergangsphase zum Tiefbau stammende Verwaltungsgebäude der Talzeche.

(Walter Buschmann, 2010)

Literatur

Buschmann, Walter (1998)
Zechen und Kokereien im rheinischen Steinkohlenbergbau.. Aachener Revier und westliches Ruhrgebiet. (Die Bau- und Kunstdenkmäler des Rheinlandes 1.) Berlin.
Dickhoff, Erwin (1979)
Essener Straßen - Stadtgeschichte im Spiegel der Straßennamen. Essen.
Forschpieper, W. (1880)
Führer durch die rheinisch-westfälische Bergwerks-Industrie. Mit zahlreichen Situations-plänen, Profilen, graphischen Darstellungen und einer Übersichtskarte. Oberhausen.
Gebhardt, G. (1957)
Ruhrbergbau. Essen.
Hermann, Gertrude; Hermann, Wilhelm (1990)
Die alten Zechen an der Ruhr. Königstein im Taunus (3. völlig neu bearbeitete und erweiterte Auflage).
Huske, Joachim (2006)
Die Steinkohlenzechen im Ruhrrevier. Bochum.
Koschwitz, Carl (1930)
Die Hochbauten auf den Steinkohlenzechen des Ruhrgebietes. In: Beiträge zur Landeskunde des Ruhrgebietes Heft 4, Essen.
Lehnhäuser Anton (1947)
Alte Kohlezechen in Steele. In: Steele. Tausend Jahre seiner Geschichte in Einzelbildern, Essen.
Lehnhäuser, Anton (1943)
Alte Steeler Kohlenzechen und Erzgruben. S. 13. Essen-Steele.
Lehnhäuser, Anton (1936)
Alte Steeler Zechen und Gruben. In: Der Bergbau 49, S. 45-47 und 61-63. Essen.
Lehnhäuser, Anton (1926)
Vom alten Bergbau. In: Heimatbilder. 70 Darstellungen aus der Geschichte des Hochstifts Essen, insbes. der Stadt Steele, Essen.
Nocke, H. (1922)
Beschreibung der Betriebs-, Berechtsams- und Lagerungsverhältnisse der Zeche Johann Deimelsberg unter besonderer Darstellung der Lagerungsverhältnisse in der westlichen Abteilung, Schachtabteilung Deimelsberg. Bottrop.
Pfläging, Kurt (1987)
Die Wiege des Ruhrkohlenbergbaus. Die Geschichte der Zechen im südlichen Ruhrgebiet. Essen (4. mit 2 topographischen Karten erweiterte Auflage).
Picard, Rudolf (1922)
Zur Geschichte des Bergbaus in Steele. In: Festschrift zum 50jährigen Bestehen der evangelischen Friedenskirche in Königsteele, Essen.
Wüstenfeld, Gustav Adolf: (1975)
Frühe Stätten des Ruhrbergbaus. Witten.

Zeche Deimelsberg in Steele

Schlagwörter
Ort
45276 Essen - Steele
Fachsicht(en)
Denkmalpflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Archivauswertung, Geländebegehung/-kartierung
Historischer Zeitraum
Beginn 1794

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„Zeche Deimelsberg in Steele”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/P-WBuschmann-20091116-0003 (Abgerufen: 19. April 2024)
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