Nördlich von Idstein liegt Wörsdorf im Goldenen Grund, einem wegen guter Böden und günstigen Klimas traditionell ackerbaulich genutzten Gebiet. In Schenkungsurkunden des Klosters Lorsch werden 790/791 Wertorph und die Wertorpher marca ebenso wie die werisaha (Wörsbach) erstmalig erwähnt.
Ortsgeschichte In der ausgedehnten Wörsdorfer Mark zwischen Hühnerstraße und Hoher Straße sind bis ins 12. Jahrhundert noch keine weiteren Dörfer genannt. 1184 war Wörsdorf Eigengut des Klosters Bleidenstadt; ein Bleidenstädter Hof (nahe der evangelischen Pfarrkirche) bestand bis ins 19. Jahrhundert. 1230 zählten die Grafen von Nassau-Idstein Wörsdorf zu ihrem Gebiet. Nach dem Bau ihrer Burg hatte sich in Idstein ein neuer Verwaltungsmittelpunkt entwickelt, das ältere Wörsdorf verlor demgegenüber an Bedeutung. 1235 wird hier eine Pfarrkirche, 1297 ein Schultheiß erwähnt. Nach 1300 wurde nördlich des Ortes das Wörsdorfer Gebück angelegt, das sich von Wörsdorf zur Hohen Straße und zum Knallbach als dreifacher Graben mit vier Erdwällen und Gebückhecke erstreckte und den Schutz der Grafschaft nach Norden bildete. Ein Durchlass befand sich an der Hohen Straße am Wördorfer Schlag. Östlich des Dorfes stand eine nur im 14. und 15. Jahrhundert überlieferte Mauritiuskapelle. Weitere Wüstungen im näheren Umkreis sind Zissenbach (Zuschenbach), Stauersbach und Wolfsbach, letzteres ist 1414 Filiale von Wörsdorf. Fackenhofen, erstmalig 1271 als nassauischer Besitz genannt, vorher Eigentum des Klosters Bleidenstadt, bestand bis zum Ende des 17. Jahrhunderts. 1566 lebten hier 14,1634 nur 11 Familien. Die 1692 noch vorhandenen acht Familien wurden umgesiedelt, danach ließ Georg August von Nassau-Idstein hier 1699 das herrschaftliche Hofgut Henriettenthal (benannt nach Fürstin Henriette von Nassau-Idstein) errichten. Es wurde 1710 zum Verkauf angeboten und ging 1819 an Emil Freiherr von Dungern. Seit dem Ende des 18. Jahrhunderts gehört es zur Gemarkung Wörsdorf. 1566 zählte man in Wörsdorf 71 Familien mit ca. 350 Einwohnern. Die Reformation hatte sich bis 1594 endgültig durchgesetzt; um diese Zeit wurde eine Schule eingerichtet. Der Dreißigjährige Krieg brachte eine weitgehende Zerstörung des Ortes mit sich, 1648 zählte man noch 16 Haushalte. 1750 lebten wieder 48 Familien in Wörsdorf, 1845 hatte sich die Zahl der Haushalte etwa verdreifacht; 1894 wurden um 800 Einwohner registriert. 1877 erhielt Wörsdorf einen Eisenbahnanschluss.
In den 1960er Jahren wurde durch Abbruch mehrerer Gebäude die Ortsmitte entscheidend verändert. Beim Neubau des Pfarrhauses im Kirchhof fand man Goldgulden verschiedener Prägung aus der Zeit zwischen 1371 und 1422. Heute ist Wörsdorf mit über 3000 Einwohnern größter Idsteiner Stadtteil nach der Kernstadt. In seiner annähernd ovalen Form (zwischen Ringgasse, früher im Osten der parallel dazu geführte Mühlgraben, Hauptstraße, Wallbacher Straße und Quellenweg) ähnelt der Ortskern von Wörsdorf ehemals befestigten Flecken wie etwa Heftrich. Tatsächlich wird im „Hubung- und Lagerbuch“ von 1735 die Ortsbegrenzung auch als Ringmauer bezeichnet. Da nie Stadt- und Befestigungsrechte verliehen wurden, dürfte es sich um einen Wallgraben mit Gebück gehandelt haben, dessen Verlauf heute nur noch in den oben genannte Straßen bzw. einigen Parzellengrenzen zu erkennen ist. Die Ortsbegrenzung war so groß angelegt, dass sie wohl nie ganz mit Bebauung ausgefüllt wurde; jedenfalls war nach dem Dreißigjährigen Krieg, der wahrscheinlich eine fast völlige Zerstörung hinterließ, die bebaute Ortslage kleiner. 1634 bestand die Bebauung aus 63 bewohnten, 13 unbewohnten und 10 verfallenen Häusern. 1780 wurden 77 Hofreiten gezählt (Hubung-und Lagerbuch 1735), außerdem ein Ober- und ein Untertor an der damals als Ober- und Untergasse bezeichneten Hauptstraße. Ein Brand zerstörte 1864 etwa ein Drittel der Bausubstanz-, die erste danach planmäßig angelegte neue Gasse war die Brandgasse. Bis 1900 wuchs die Bebauung auf etwa 100 Häuser. Der Friedhof wurde 1831 ausgelagert.
Ehemaliges Pfarrhaus Verputzter traufständiger Fachwerkbau, wahrscheinlich 18. Jahrhundert, repräsentative Erscheinung durch hohe, in gleichmäßigen Achsen angeordnete Fenster; wichtiger optischer Bezugspunkt an der Ecke Hauptstraße/Sackgasse (Abbruch 1962). Ehem. Bürgermeisterhaus (auch Haus Großmann): Giebelständiger Fachwerkbau des 18. Jahrhunderts, verputzt und verschiefert; mit dem ehem. Gemeinderathaus (nach 1945 Spritzenhaus) Begrenzung der Platzsituation gegenüber der Kirche (Abbruch 1969). Die Kirche war mit Eingang an der Nordseite und einem Treppenaufgang ebenfalls zur Ortsmitte orientiert. Mit der Verlegung des Kircheneinganges wurde in den 1950er Jahren das alte Spritzenhaus an der Ecke Blinde Gasse abgebrochen.
Noch erhalten Hufschmiede, Hauptstraße 27. Einige charakteristische überbaute Hoftore mit Holzgitter über der Pforte, 19. Jahrhundert, Beispiel Hauptstraße 23. Blinde Gasse 10, Hofreite 18. Jahrhundert, Sturzbalken des Scheunentores mit Schnitzprofil und Inschrift: „Meister Georg Philips Grosman und seine Hausfrau Rosina Margreda baueten dies im Jahr 1743 d. 2 Mey“. Einige Bauten des 19. Jahrhunderts mit regionaltypischen Putzapplikationen vom Beginn des 20. Jahrhunderts, Beispiele Drei Raben, Blinde Gasse 21; Wappen, Hauptstraße 11. Ein erwähnenswertes Beispiel der durch das Bauhaus beeinflussten sachlichen Moderne war die als Versuchsschule konzipierte Franz-Kade-Schule von 1932 am westlichen Ortsrand (vgl. untergeordnetes Objekt).
(Landesamt für Denkmalpflege Hessen, 2003)
Literatur
Söder, Dagmar / Landesamt für Denkmalpflege Hessen (Hrsg.) (2003)
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Kulturdenkmäler in Hessen: Rheingau-Taunus-Kreis II. Altkreis Untertaunus. Wiesbaden.
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